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Prinz von Ägypten, Der
Die Massenszenen
Neben den Hauptfiguren kommen in
"Der Prinz von Ägypten"
auch tausende von "Statisten" vor. Es wäre einfach
unmöglich gewesen, diese mittels traditioneller Handzeichnungen
zum Leben zu erwecken. Doch dank einiger bemerkenswerter digitaler
Innovationen konnten die Computer-Animatoren den Film mit hunderttausenden
von Menschen bevölkern.
Wendy Elwell, im Bereich der Computergrafik zuständig für
diese Menschenmengen, erzählt: "Es ist klar, dass man
die Geschichte des Exodus nicht mir 100 Figuren erzählen
kann, daher mussten wir uns für "Der Prinz
von Ägypten" überlegen, wie man zehntausende
von Leuten auf die Leinwand bringen könnte."
Der Prozess begann auf die althergebrachte Weise, mit dem handgezeichneten
Entwurf einer Figur, die dann in 3-D im Computer erzeugt wurde.
Indem sie diese Ur-Vorlage abänderten, konnten die Zeichner
dann vier "Schlüssel"-Figuren erschaffen, die
extreme Größe, Gewicht und Alter repräsentierten.
Von diesen vier Modellen wurden dann unterschiedliche Prozentanteile
so zu neuen Proportionen zusammengesetzt, dass sich eine Datenbank
von etwa 20 Figuren ergab. Die Abwandlungen von Faktoren wie
Haut, Haarfarbe und Kleidung ergab nochmals weitere Variationen.
Der ganze Prozess wurde außerdem dupliziert, um auch eine
Datenbank für Frauen und Kinder zu schaffen. "Es funktioniert
unbegrenzt", erklärt Elwell. "Man kann so viele
Figuren erschaffen wie nötig."
Der nächste Schritt war, den Figuren ein "Skelett"
zu verpassen, so dass die Computer-Animatoren ihnen immer wiederkehrende
Bewegungsabläufe wie Laufen, Hämmern, Polieren und
so weiter zuordnen konnten. Dazu Elwell weiter: "Wir konnten
aus einer ganzen Reihe von verschiedenen Aktionen auswählen
und sie individuell passend auf die Figur anwenden. Beispielsweise
animierten wir einen alten Mann völlig anders als eine junge
Frau."
Software-Anwendungen, die man als "behavioral software"
bezeichnet, also Programme, die sozusagen menschliches Verhalten
simulieren, ließen die im Computer erzeugten Charaktere
so erscheinen, als seien sie sich tatsächlich ihrer Umgebung
und der darin befindlichen Gegenstände und Hindernisse bewusst.
Dies funktioniert folgendermaßen: Die Figuren bekommen
Parameter in Bezug auf Raum, Abstand und variable Geschwindigkeiten,
und werden dann auf einen "Weg" geschickt. Wenn dann
eine jüngere, schnellere Person sich einer älteren,
langsameren nähert, kann die jüngere entscheiden, wieviel
Platz sie hat, um der älteren Person auszuweichen und an
ihr vorbeizugehen, ohne in sie hineinzulaufen, so dass die zwei
computer-animierten Figuren nicht zusammenstoßen.
Obwohl die computer-animierten Menschen Zeit und Raum einschätzen
konnten, entwickelten sie dann bedauerlicherweise aber doch noch
keinen Sinn für Modisches. Viele von ihnen trugen lange
Kleider, aber der Computer wußte nicht, dass der Stoff
nicht durch die Haut gehen sollte und umgekehrt. Um das zu verhindern,
musste also neben den Figuren auch deren Kleidung animiert werden.
Allerdings gab es bei der Animation der Massenszenen, die für
die eigentlichen Szenen des Exodus benötigt wurden, eine
Hauptschwierigkeit: Für die Berechnung der Datenmenge, die
notwendig war, um zehntausende von 3-D Figuren zum Leben zu erwecken,
hätte der Computer extrem lange gebraucht, wodurch das Verfahren
fast so unpraktikabel geworden wäre wie die traditionellen
Handzeichnungen. Um dieses Problem zu lösen, entwarf der
Software-Entwickler Mike Ullner ein Programm zur Massen-Simulation
für Szenen, in denen die Figuren nur aus einer begrenzten
Perspektive sichtbar sein würden. Dabei legt der Computer
ein zweidimensionales Bild einer animierten Figur auf eine "Karte"
im dreidimensionalen Raum. Anstelle tausender Datenpunkte, die
für ein 3D-Modell nötig sind, braucht der Computer
dann nur die vier Datenpunkte für diese "Karte",
um die Figur - aus dem Blickwinkel der Zuschauer- in Bewegung
erscheinen zu lassen.
Indem sie diese Methoden einsetzten, gelang es dem Team von
"Der Prinz von Ägypten", insgesamt hunderttausende
von Figuren für Sequenzen wie den Exodus und das Durchqueren
des Roten Meeres zu erschaffen. Allein die abschließenden
Szenen des Epilogs zeigen mehr als 146.000 animierte Figuren,
denen die Zehn Gebote vorgetragen werden.
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