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Dobermann
Regie: Jan Kounen
Wild, böse, zynisch, brutal. Aber auch voll intelligenter
Süffisanz und ungebändigter Lust. Das ist das Kino
des Jan Kounen. Mit seinem Spielfilmdebüt DOBERMANN
zeigt der junge, in den Niederlanden geborene Franzose, wie cool
und lässig der französische Gangsterfilm sein kann.
Neben der Story, die Gut und Böse gleichmäßig
auf beide Seiten des Gesetzes verteilt, ist es dabei vor allem
der Stil, der diese Produktion weit über kinematographische
Standards hinauskatapultiert. Kounen, der Kinorebell, dekonstruiert
liebevoll Kinokonventionen und Genres.
DOBERMANN ist alles: Krimi, Gangsterepos, City-Western,
Love Story, Travestie und menschliche Komödie. Mit ungewöhnlichen
Kameraperspektiven, rasanten Schnitten, Schwenks, Zooms und Fahrten
zelebriert Kounen eine imaginative Kraft, die keine Grenzen kennt.
Die Bilder sind so rüde wie die Geschichten, die sie erzählen.
Von gelacktem Kunsthandwerk keine Spur. Im visuellen Universum
des Jan Kounen gerät das menschliche Antlitz zur teuflischen
Comicfratze, die Liebe zur Obsession, der Tod zur Oper, das Verbrechen
zum Ornament.
Vor DOBERMANN hat Kounen bereits mit fünf Kurzfilmen
und mehr als 30 Werbespots auf sich aufmerksam gemacht. Sein
erster professioneller Kurzfilm "Gisèle Kerozène"
entstand 1988, kurz nach Abschluß der Kunsthochschule.
Allenfalls die Eingangssequenz erinnert für einen ganz kurzen
Moment an Shakespeares "Macbeth": Drei Hexen, versammelt
um ein Totem, brabbeln geheimnisvolle Zaubersprüche vor
sich her - bis eine vierte Hexe auf ihrem elektrischen Besenstiel
angerast kommt und den Totenkopf kurzerhand mopst. Es beginnt
eine wilde Verfolgungsjagd quer durch Baustellen um den Grande
Arche in Paris, bei der sich die vier "Damen" alles
andere als zimperlich erweisen. Der in der Pixillation-Technik,
einem aufwendigen Einzelbildverfahren, hergestellte Film gewann
den Kurzfilmpreis beim Filmfestival Avoriaz 1990. Eigentlich
hatte er als Pilot für eine TV-Reihe dienen sollen, doch
die Serie wurde nie realisiert. Woraufhin sich Jan Kounen entschloß,
die "Hexenjagd" als eigenständigen Kurzfilm
zu präsentieren.
1990 entstand "L'Age de plastic", eine halbstündige
musikalische Komödie mit der Gruppe "Elmer Foot Beat".
Die Aufnahmen vollzogen sich in einem höllischen Tempo,
das Drehbuch für die Auftragsarbeit entstand erst während
der Dreharbeiten. Eine Erfahrung, die Kounen nicht wiederholen
möchte. Zwei positive Aspekte hat er jedoch für seine
weitere Filmarbeit mit auf den Weg bekommen: die Erkenntnis,
daß Film in erster Linie Team-Arbeit ist, und die Freundschaft
mit dem Schauspieler Dominique Bettenfeld.
Er spielte auch die Hauptrolle in Kounens nächstem Kurzfilm
"Vibroboy" (1993). Litt "L'Age de
plastic" nach Meinung von Jan Kounen unter der Hektik,
in der er entstand, ließ sich der Regisseur für
"Vibroboy"
bewußt Zeit. Über zwei Jahre zogen sich die Dreharbeiten
hin und bescherten dem Regisseur seinen bis dahin größten
Erfolg. Die respektlose Farce, angesiedelt in einer Pariser Vorstadt
in naher apokalyptischer Zukunft, ist purster, lustvoller Trash.
Sie avancierte prompt zum Publikumsliebling. Beim Filmfest in
Clermont Ferrand 1994 errang der durchgeknallte Film über
einen prähistorischen Phallus mit mörderischer Aura
den "Prix de la Recherche au Festival."
Es folgten "Né pour mourir"
(ein Erschießungskommando
von Rebellen aus Sicht eines gefangenen UN- Soldaten) und "Le
dernier Chaperon Rouge" (1996) mit Emmanuelle Béart
in der Titelrolle des "letzten Rotkäppchens".
Die Choreographie für das Musical besorgte Phillippe
Découflé.
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