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Dr. T & the Women
Produktionsnotizen
[Foto: Laura Dern]
Gleich einem plötzlichen Gewittersturm bricht das Leid
in biblischen Ausmaßen über das perfekte Leben von
Dr. Sullivan Travis herein. Dabei hätte es für Robert
Altman keine sonnigere Erfahrung sein können, "Dr.
T's" modernes "Hiobs-Schicksal" in Dallas, Texas,
zu filmen. Nachdem sich jedoch alle Beteiligten verpflichtet
haben, ihre Lippen versiegelt zu halten, darf an dieser Stelle
höchstens verrraten werden, dass es eigentlich zwei Überraschungen
sind, mit denen Dr. T & The Women zu Ende geht:
die eine ist ein letzter Hakenschlag der Handlung, die andere
ein Bild, das ebenso unvergesslich wie einzigartig im Kino ist.
So verblüffend und tief bewegend wie diese Schlussszene
ist, hätte nur ein Robert Altman sie inszenieren können.
Casting
Doch vom Ende einmal abgesehen, war es zunächst der Anfang
der Produktion, der dem Regisseur besonderes Vergnügen bereitete:
das Casting. Sobald feststand, wer welche Rolle spielen würde,
sagt Altman, "war mein Job zu 85 % bereits erledigt und
der Großteil meiner kreativen Arbeit getan. Die Schauspieler
wissen ohnehin, was sie zu tun haben. Ich bin dann im Grunde
nur noch auf dem Set, um am Ende des Drehtags das Licht auszumachen."
So spricht einer, der nicht weniger als vier Mal für einen
Oscar nominiert war...
Von Anfang an hatte Altman keinen anderen als Richard Gere in
der Rolle des Frauenarztes gesehen, den die Frauen, alt wie jung,
lieben. "Richard als Gynäkologe - das wird viele Frauen
reizen," merkt Altman trocken an. "Und es wird genauso
viele Männer neugierig machen."
[Fotos: Tara Reid; Farrah Fawcett; Janine Turner]
Die Frauen. Allein neun haben im Film eine Hauptrolle, 50 weitere
sind Nebendarstellerinnen und unzählige tauchen Tag für
Tag als Statistinnen auf. Und bis auf acht der Hauptfiguren wurden
alle direkt vor Ort in Dallas gecastet. "Jede einzelne von
ihnen hat wunderbare Dinge improvisiert, die die verrückte
Atmosphäre von Dr. T's Praxis ausmachen," erzählt
Altman.
Drehbuch
Die Drehbuchautorin Anne Rapp, eine gebürtige Texanerin
und ehemalige "Dallaserin", die nach Cookie's Fortune
mit diesem Film zum zweiten Mal mit Altman zusammenarbeitet,
stellt fest, dass diese ebenso satirische wie romantische Komödie
"selbstverständlich komplett fiktiv ist. Bob und ich
hatten mit der Idee gespielt, einmal die Geschichte eines Typen
zu erzählen, der in einem Meer von Frauen schwimmt. Wir
fanden es toll, ihn zu einem Gynäkologen zu machen, was
für viele Männer sicher der perfekte Job wäre
- wenigstens glauben sie das."
"Diese Story ist einfach unglaublich einfallsreich, und
Dr. T ist wahrscheinlich der normalste Mann, den ich je gespielt
habe," sagt Richard Gere. "Er ist ein aufrechter Republikaner,
ein Gynäkologe mit Mitgliedskarte im Country-Club - ein
grundguter Typ, der seine Familie liebt. Und er liebt die Frauen
von ganzem Herzen. Sie sind überall in seinem Leben. Selbst
seine Schrotflinte hat er nach einer Frau benannt. Alles um ihn
herum besteht aus weiblicher Energie. Er würde niemals zulassen,
dass einer seiner Jagdkumpane etwas Negatives über Frauen
sagt, weil für ihn alle Frauen Heilige sind. Er liebt sie
zu sehr."
Die nötigen medizinischen Informationen für seine
Rolle als Frauenarzt zu bekommen, war für Gere recht einfach,
da seine eigene Frau zu der Zeit gerade ein Baby erwartete, was
entsprechend viele Besuche beim Gynäkologen mit sich brachte.
Gefragt, was denn seiner Meinung nach die Faszination der Männer
ausmache, mit der sie der Beziehung ihrer Frauen zum Gynäkologen
begegneten, scherzt Gere: "Das ist nur Bob Altmans krankhafte
Neugier!"
"Doch, ich glaube schon, dass Männer neugierig sind,
was Gynäkologen und Frauen betrifft," lacht Altman
selbst. "Ehemänner wissen nicht, was wirklich in der
Praxis eines Frauenarztes vor sich geht. Nicht, dass sie ihren
Frauen misstrauen würden, aber sie fragen sich schon, was
dieser Typ so macht, wenn er da unten herumstochert."
Gere, der seine Rolle wunderbar fand, freute sich auf die Zusammenarbeit
mit Altman. Was ihn allerdings überraschte, war, wie viel
Freiheiten ein Autorenfilmer wie Altman seinen Schauspielern
ließ, wie sehr er sie zur Improvisation ermunterte und
sie aufforderte, ihn mit eigenen Ideen zu überraschen. "Gleichzeitig,"
erzählt Gere, "behält er die volle Kontrolle und
Übersicht über alles, ohne dich das je merken zu lassen.
Man hat das Gefühl, die ganze Zeit ein Sicherheitsnetz um
sich haben, ohne dass man sich dessen wirklich bewusst ist. Das
war für uns alle ganz wundervoll!"
Die anderen Schauspieler sahen das ebenso. "Ich bin ein
großer Fan von Altmans Filmen, und war sehr gespannt auf
die Arbeit mit ihm," sagt Helen Hunt. "Es war verrückt
und großartig gleichzeitig. Auf dem Set herrschte ein enorm
hoher Östrogen-Level. Und mir hat gefallen, dass es um einen
Mann geht, der sich inmitten all dieser Frauen selbst finden
muss. Ich kenne viele Männer wie ihn, die von Frauen umgeben
sind, von Frauen großgezogen wurden und sich nun quasi
erstmal von ihnen befreien müssen, um sich selbst zu finden."
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