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Cube
Vincenzo Natali
Regie, Drehbuch
Vincenzo Natali wurde zwar in Detroit geboren , zog aber bereits
im zarten Alter von einem Jahr mit seiner Familie nach Toronto.
Deshalb fühlt er sich auch durch und durch als Kanadier.
Natali war bereits drauf und dran, eine Karriere als Zeichner
von Comic-Büchern einzuschlagen, als eine geradezu "religiös"
zu nennende Vision hatte, während er sich eine Episode von
"Star Wars" ansah. Dieses Ereignis trug wesentlich
dazu bei, es als Filmemacher zu versuchen.
Natali und sein bester Freund aus Kindertagen, der Co-Drehbuchautor
von CUBE - Andre Bijelic, waren gerade einmal elf Jahre
alt, als sie ihren ersten gemeinsamen Film realisierten: "Dark
Force", ein Science fiction, gedreht auf Super-8. Dabei
mussten die Drähte und Rohre aus dem Heizungskeller des
Hauses, in dem sie beide wohnten, als das "Innenleben"
eines Weltraumfahrzeugs herhalten. Freunde, denen man Motorradhelme
aufgesetzt hatte, spielten die Besatzung.
Im Alter von 14 Jahren inszenierten Natali und Bijelic ihre
bis dato ambitionierteste Produktion: "Nuclear Memoirs",
einen postapokalyptischen Actionfilm, der einen ganzen Sommer
lang on location im Hyde Park von Toronto gedreht wurde. Hauptfigur
war ein an die "Mad Max"-Filme erinnernder
Road Warrior, ein Kopfgeldjäger der Mutanten jagte und sich
ständig mit seinem sprechenden Arm, einem Computer-gesteuerten
Gewehr, unterhielt. "Schon mit 14 haben mich düstere
Endings fasziniert," schmunzelt Natali. "Zum Schluss
des Films musste jeder sterben, sogar das Gewehr!"
Seine Karriere startete Natali als Filmstudent am Ryerson Polytechnic
Institute, das er jedoch nach anderthalb Jahren wieder verließ.
Nach einigen wenig erbaulichen Erfahrungen als Mitarbeiter bei
der Produktion von Musikvideos - "Hier lernte ich eine Menge
über Dinge, die absolut nichts mit meinem Leben zu tun hatten"
-, erinnerte er sich seiner Cartoon-Ausbildung und unterschrieb
als Storyboardzeichner bei der in Toronto ansässigen Firma
Nelvana. Hier durfte er an der Entstehung so populärer TV-Serien
wie "Babar", "Tintin",
"Beetlejuice" und "Dog City"
mitwirken.
"Nelvana war nichts anderes für mich als eine Filmschule,"
schwärmt Natali. Sie haben mir ein Drehbuch gegeben und
gesagt: Zeichne die Bewegungsabläufe der Figuren. Hier habe
ich das klassische Geschichtenerzählen gelernt, wie man
Bilder benutzt, um eine Story voranzutreiben. Zuvor war ich an
die Sache hauptsächlich visuell, fast schon impressionistisch
herangegangen."
Mit dem Geld, das er bei Nelvana verdiente, finanzierte er zwei
Kurzfilme, die in der Folge auf diversen internationalen Festivals
zu sehen waren. Der erste, "Mouth" (1992),
basiert auf einem Stück seines alten Englisch-Lehrers. "Dieser
Film diente in erster Linie dazu, David Lynch aus meinem Kopf
zu vertreiben," beteuert Natali. "Er handelt von einem
Jungen, der an einen monströsen Fernseher gekettet ist."
Sein nächstes Werk, "Playground" (1993),
wurde zum Großteil von der Canadian Broadcasting Company
finanziert. Dieses erforschte "eine Reihe lose miteinander
verbundenen Geschichten, die sich in einem Park abspielen. Dabei
kommen schließlich all die Gemeinheiten, die sich unter
der Oberfläche abspielen, zum Vorschein."
Vincenzo Natali, der Peter Brooks William-Golding-Adaption "Herr
der Fliegen" zu seinen absoluten Lieblingsfilmen zählt,
arbeitete als Storyboardzeichner auch bei Spielfilmproduktionen
mit, und zwar bei Boulevard (Regie: Penelope Buitenhuis,
1994), Blood & Donuts (Regie: Holly Dale, 1995)
und Johnny Mnemonic ("Vernetzt - Johnny Mnemonic",
Regie: Robert Longo, 1995).
Während der Dreharbeiten zu "Blood & Donuts"
war Natali mehrmals versucht, eins seiner großen Vorbilder,
den in Toronto lebenden Regisseur David Cronenberg ("Crash"),
der in diesem Film als Schauspieler agierte, anzusprechen. Das
geschah aber nie - inzwischen sind sie sich allerdings begegnet.
Dafür durfte Natali in einer langwierigen Szene als Double
für Cronenberg einspringen. Darin musste er "auf dem
Dach eines Amtsgebäudes Golfbälle schlagen!"
1996 wurde Natali wegen seiner beiden Kurzfilme zum Resident
Program des Canadian Film Centre zugelassen. "Es war zweifellos
eine der besten Erfahrungen in meinem Leben," schwärmt
er. "Ich bin eigentlich eher mit einer negativen Erwartungshaltung
zur Filmschule gegangen, doch dann wurde daraus ein unglaubliches
Erlebnis."
Als Student realisierte Natali den Kurzfilm "Elevated".
Im Anschluss daran nahm er schließlich gemeinsam mit seinem
Partner und Co-Autor Andre Bijelic mit der Idee zu CUBE
an einem vom Film Centre ausgeschriebenen Pitching-Wettbewerb
teil. Das Projekt wurde angenommen. Natali ist erst der fünfte
Regiedebütant, der von diesem Programm gefördert wurde.
Das nächste Projekt von Natali in seiner Funktion als Storyboardzeichner
wird wohl eine von Bruce MacDonald geplante Adaption des Comic-Buchs
"Yummy Fur" sein. "Wenn der Film jemals
so realisiert wird, wie das Drehbuch geschrieben ist," darüber
ist sich Natali klar, "dann werden wir eines der aufregendsten
Kinowerke der letzten Jahre zu Gesicht bekommen."
Die nächste Produktion, bei der Natali Regie führen
wird, befindet sich derzeit noch in der Drehbuchentwicklung.
Hinter "Splice", so der Arbeitstitel, verbirgt
sich ein romantischer Science-fiction mit Actionelementen. Er
handelt "von einem Gen-Wissenschaftler, der sich in seine
soeben neu geschaffene Kreatur verliebt."
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