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Die Schutzengel

Gérard Depardieu

als Carco
Szene Gérard Depardieu dreht durchschnittlich vier Filme pro Jahr. Er ist Europas berühmtester Schauspieler, eine tragende Säule des französischen Films und längst auch in den USA ein Star. Dabei hatte in der Jugend des am 27. Dezember 1948 in Chateauroux geborenen Darstellers nichts darauf schließen lassen, daß er es so weit bringen würde. Als drittes von sechs Kindern eines Blechschmieds konnte er sich nur ein bescheidenes Maß an familiärer Aufmerksamkeit und Wärme sichern. Grund genug fur ihn, mit zwölf Jahren die Schule abzubrechen, seiner Familie den Rücken zu kehren und sich als Kleinganove herumzutreiben.

Er war erst 16 Jahre alt und hatte doch schon die Erfahrungen eines halben Lebens gemacht, als er im Herbst 1964 auf Anraten eines Freundes Schauspielkurse am Pariser Theatre Nationale Populaire zu besuchen begann. Diese Zeit wurde zum Wendepunkt in Depardieus Leben - beruflich wie privat. Mit den Nouvelle Vague Regisseuren Roger Leenhardt und Agnes Varda drehte er erste Kurzfilme. Er spielte Theater und verliebte sich in seine ältere Mitschülerin Elisabeth Guignot. Sie wurde seine größte Förderin, seine Lehrerin und 1970 auch seine Frau.

Marguerite Duras ermöglichte ihm 1971 mit "Nathalie Granger" sein Kinodebüt, aber erst Bertrand Blier machte ihn mit seinem Regiedebut "Die Ausgebufften" (1973) zum Star. Während er weiterhin auch dem Theater treu blieb, reihte er Film an Film. Rohe, derbe Figuren, die hinter ihrer gewalttätigen Fassade einen sensiblen Kern verstecken, wurden zu seiner Spezialität in den 70er Jahren.

Sein biographischer Hintergrund, seine wilde Jugend, schimmerte in manchen dieser Charaktere durch. Mit allen großen Regisseuren Frankreichs drehte der hochtalentierte Hüne, darunter fünf Mal mit Bertrand Blier, vier Mal mit Claude Berri und Maurice Pialat, drei Mal mit Alain Resnais sowie zwei Mal mit Francois Truffaut.

Seine Vielseitigkeit ist auch eine positive Folgeerscheinung seiner nicht zu bremsenden, erfahrungsfördernden Arbeitswut. Ob grobschlächtiger Frauenheld ("Die Ausgebuff ten"), von blinder Liebe besessene, einsame Seele ("Der süße Wahn"), ob leidenschaftlicher Nachwuchsschauspieler ("Die letzte Metro") oder Privatdetektiv mit Stahlfaust und Humor ("Der Hornochse und sein Zugpferd"), Depardieu jongliert traumhaft sicher mit den verschiedensten Figuren und Persönlichkeitszügen.

Mit Marvo Ferreris "Die letzte Frau" und Bernardo Bertoluccis "1900" arbeitete er erstmals auch außerhalb Frankreichs, doch von Projekten in den USA hielt er lange Zeit nichts. Er scheute die fremde Sprache. Schwer ist festzumachen, wann der europäische Star Depardieu zum Weltstar aufstieg. Es gibt gute Gründe, diese Wende in das Jahr 1986 zu legen. Sein buckliger, am Schicksal verzweifeln der, arglistig getäuschter Familienvater in Claude Berris Pagnols Verfilmung "Jean Florette" rührte die Welt und wurde auch in Amerika ein Überraschungserfolg.

Nachdem Depardieu dort mit "Cyrano von Bergerac" fünf Jahre später erneut begeistern konnte (Oscar,Nominierung), feierte er schließlich mit "Green Card" sein verspätetes US Debüt. Mittlerweile hat er zwei weitere englisch-sprachige Filme abgedreht und konnte jüngst mit "Germinal" einen Riesenerfolg in Europa vorweisen.

Wenn der 47jährige Workaholic einmal nicht mit Dreharbeiten beschäftigt ist, spielt er auf seinem Weingut in Anjou den Lebenskünstler. Und trotz seines gedrängten Terminplans findet er auch noch Zeit fur seine eigene Produktionsgesellschaft, D.D. Productions, oder bringt von ihm bewunderte Filme von Kollegen in die französischen Kinos (etwa Kenneth Branaghs "Henry V."). Vor einiger Zeit erwarb er so auch die Rechte an den Filmen von John Cassavetes, die gerade in französischen Cineastenkreisen immer noch fur stolze Besucher zahlen sorgen.

Noch immer ist der Vielbeschäftigte mit seiner Frau Elisabeth verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Sohn Guillaume (27) ist ihm mittlerweile in seinen Beruf gefolgt und nach ihrer ersten gemeinsamen Arbeit in "Die siebente Saite" dabei, sich in Frankreich einen Namen zu machen. Tochter Julie (21) steht erst am Anfang ihrer Karriere, ist aber in "Die Maschine" in einer Gastrolle als Krankenschwester zu sehen. Für Gérard Depardieu bedeutete "Die Maschine" die zweite Zusammenarbeit mit Francois Dupeyron, in dessen Regiedebüt "Nächtliche Sehnsucht, Hemmungslos" er an der Seite Catherine Deneuves gespielt hatte.

In Jean Beckers Leinwandcomeback "Elisa", der zuletzt in den deutschen Kinos zu sehen war, spielt Depardieu Vanessa Paradis' Vater, den diese gern erschießen möchte. Nach einem kleinen Gastauftritt in Jean Paul Rappeneaus monumentalem Abenteuerfilm "Der Husar auf dem Dach" stand er im Herbst 1994 für den Film "Le Gareu" von Maurice Pialat, in dem Geraldine Pailhas und seine Frau Elisabeth seine Partnerinnen waren, vor der Kamera. Relativ weit gediehen sind auch die Pläne zu Claude Zidis aufwendiger Comic-Verfilmung "Asterix", die Claude Berri produzieren soll. Man plant Daniel Auteuil und Depardieu fur die Hauptrollen, und wie diese unter den beiden Stars aufgeteilt werden, beantwortet deren Statur hinreichend. Schließlich plant Roman Polanski eine neue Version von Victor Hugos "Les misérables" mit Depardieu als geknechtetem, strafverfolgten Jean Valjean. Fast zuviel für ein Künstlerleben.

Filmographie (Auszug):

  • 1965 Le Beatnik et le Minet (Kurzfilm)
  • 1965 Natalie Granger (Natalie Granger)
  • 1965 Le cri du cormoran le soir au dessus des Jonques
  • 1965 Le Tueur (Der Killer und der Kommissar)
  • 1972 L'affaire Dominici (Die Affäre Dominivi)
  • 1972 La Scoumoune (Der Mann aus Marseille)
  • 1973 Rude journee pour la Reine (Schwere Tage fur die Königin)
  • 1974 Vincent, Francois, Paul et les autres (Vincent, Francois, Paul und die anderen)
  • 1976 Barocco (Barocco Mord um Macht)
  • 1978 Le Sucre (Zucker, Zucker)
  • 1979 Loulou (Der Loulou)
  • 1980 Le dernier metro [Francois Truffaut] (Die letzte Metro)
  • 1981 Le choix des armes (Die Wahl der Waffen)
  • 1982 La femme d'a cote (Die Frau nebenan)
  • 1983 Les Comperes (Zwei irre Spaßvögel)
  • 1984 Police (Der Bulle von Paris)
  • 1988 Camille Claudel (Camille Claudel)
  • 1991 Green Card (Green Card - Scheinehe mit Hindernissen)
  • 1992 1492 - Conquest of Paradise (1492 - Die Eroberung des Paradieses)
  • 1995 Les Anges Gardiens (Die Schutzengel)
  • 1995 Asterix


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