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Léon - Der Profi
Luc Besson über den Film
Luc Besson über den Director's Cut von "Léon"
"Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen:
Die erste Fassung, die Sie sicherlich alle gesehen und hoffentlich
geschätzt haben, war keine Kompromißlösung. Vielmehr
lieferte ich damals genau den Film ab, den ich beim Schreiben
und beim Drehen im Kopf hatte, und auf den ich bis heute so stolz
bin wie auf keine andere meiner Regiearbeiten.
Aber warum dann eine zweite, integrale Version? Und weshalb blieben
die nun erstmals zu sehenden, zusätzlichen 25 Minuten, die
uns erstaunliche Einblicke in das tiefe und fragile Verhältnis
zwischen Léon und Mathilda gewinnen lassen, damals auf
dem Schneidetisch zurück?
Ich kann Ihnen diese Frage nicht zufriedenstellend beantworten.
Wollte ich es mir leicht machen, könnte ich Ihnen erklären,
daß ich bei der ersten Schnittfassung an eine vertraglich
festgelegte Lauflänge gebunden war. Doch richtiger ist wohl
eher, daß mir der traurige Monolith Léon und das
trotzige Mädchen Mathilda so sehr ans Herz gewachsen waren,
daß ich einige ihrer sehr intimen Geheimnisse bewahren wollte.
Vielleicht könnte man fast von väterlicher Eifersucht
sprechen: Ich brachte es einfach nicht fertig, alles über
die Geschöpfe preiszugeben, die ich zum Leben erweckt hatte.
Aber auf der Leinwand entwickelten die beiden schließlich
ihr unglaubliches, unvergleichliches Eigenleben. Und jetzt, mit
einigem Abstand, erscheint es mir unumgänglich, die vollständige
Geschichte zu erzählen. Denn Léon und Mathilda haben
die Seelen von so vielen Zuschauern berührt. Und diesen Leuten
darf ich nicht länger vorenthalten, wieviel Wärme und
Wut, Wehmut und Wahrheit noch in der Beziehung der beiden Figuren
stecken.
Die zweite Version ist meines Erachtens weder besser noch schlechter
als die ursprüngliche Fassung von LÉON - und darum
geht es auch gar nicht. Hingegen könnte man nun beinahe meinen,
einen neuen Film zu sehen - von dem ich lediglich behaupten möchte,
daß er etwas gereifter und erwachsener wirkt. Und das paßt
doch wunderbar zu einem fiebrigen Großstadtmärchen,
das in letzter Konsequenz vom Reifen der Liebe und vom Erwachsenwerden
der Menschen erzählt, nicht wahr?"
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