|
|
Ein Einfacher Plan
Regie: Sam Raimi
Mit einer Stilsicherheit, psychologischer Präzision und
Hitchcock'schen Suspense, die ihm weder glühende Bewunderer
noch die Verächter seiner legendären und losgelösten
"Evil Dead"-Trilogie je zugetraut hatten,
hat Regisseur Sam Raimi den fatalistischen Thriller Ein
Einfacher Plan inszeniert, der die Coolness von "Fargo"
mit der Southern-Dramatik von Steinbecks "Von Mäusen
und Menschen" paart- und dabei doch eine genuin selbständige
Kraft entwickelt, die Figuren in den Abgrund und amerikanische
Kritiker schon reihenweise von den Sitzen reißt.
"Mich hat an Ein Einfacher Plan gereizt",
sagt der Regisseur, "daß der tragische Held eine alltägliche
Figur ist, die jeder von uns sofort versteht. Autor Scott Smith
hat großartige, lebendige Charaktere geschaffen - von denen
mir einige bekannt vorkamen. Wie interessant, echte Leute in
eine so brisante Situation zu stecken - was würden sie mit
dem Geld tun? Sie sind keine Schurken. Sondern menschliche Wesen,
die eine Entscheidung treffen, mit den Konsequenzen leben müssen
und bald darum kämpfen, dem immer enger werdenden Kreis
zu entkommen, in den sie der Fund einschnürt."
Sam M. Raimi kam am 23. Oktober 1959 in Michigan zur Welt und
drehte schon als Achtjähriger 8mm-Filme, deren Stories sich
aus seinem Fundus an graphic novels speisten. Während des
Besuchs der Michigan State University kümmerte sich Raimi
keineswegs nur um die Graduation, sondern formierte Freundschaften
mit Gleichgesinnten, die ihn über ein langes Stück
seines kreativen Weges begleiten sollten.
Mit dem Schauspielschüler Robert Tapert etwa gründete
er die Firma Renaissance Pictures, unter deren Banner die meisten
Raimi-Filme produziert wurden. Mit seinem Bruder Ivan, der auch
als Co-Autor bei "Darkman" fungierte, rief
er an der Uni die Society of Creative Filmmaking ins Leben. Ein
weiterer Student war Bruce Campbell, der sich in den "Evil
Dead"-Filmen als der wohl physisch leidensfähigste
Held der Kinogeschichte erweisen sollte. Und schließlich
lernte Raimi die Gebrüder Ethan und Joel Coen kennen, die
gemeinsam das Script zu "Crimewave" schrieben,
in deren Arbeiten Raimi gerne Gastauftritte lieferte (siehe "Miller's
Crossing") und von denen der Ältere - ergo: Ethan
- als Schnittassistent bei Raimis erstem Film wirkte.
Berüchtigt, blutrünstig, brillant; was immer im folgenden
über "The Evil Dead" geraunt wurde -
es war dem schmerzlosen Schöpfer gerade recht, der seine
low-low-budget-Produktion über die Mächte des Necronomicon
und die Paranoia in einer Waldhütte ausgerechnet auf dem
Cannes Filmfestival präsentierte, nachdem er sich 1978 bereits
auf 16mm an dem themenverwandten "Dead "-Prolog "Within
the Woods" in der Kunst kultigen Splatters geübt
hatte.
Nicht minder beachtenswert, wenn nicht gar reifer und bestimmt
rasanter geriet ihm nach der frustrierenden Produktion von
"Crimewave"
das als Fortsetzung deklarierte quasi-Remake "The Evil
Dead 2". Ein entfesselter und satanisch komischer Horrortrip,
in dem die Kamera (deren Tricks rasch Einzug ins Mainstream-Repertoire
fanden) kaum weniger Torturen ausgesetzt war als der Körper
des armen und bald armlosen Bruce Campbells.
Mit "Army of Darkness" widmete sich Raimi
dem Thema 1993 schließlich ein drittes Mal und verlegte
das Geschehen ins Mittelalter - mit weniger originellem Ergebnis,
was sich auch daran zeigt, daß ein ursprünglich gedrehtes
Finale, das einen im Wasteland der Zukunft gestrandeten Campbell
fluchen läßt, zwar gedreht, aber zugunsten eines Gag-Epiloges
(mit Bridget Fonda-Cameo) verdrängt wurde.
Zuvor hatte Raimi für Universal im Geiste der Fifties-Horrorfilme
mit Liam Neeson in der Titelrolle die ambitionierte Produktion
"Darkman" gedreht, deren Dämonie indes
nicht angedachten Fortsetzungen Genüge tat. Seinen letzten
Film vor der massiven Stilwende bei Ein Einfacher
Plan inszenierte Raimi 1995 mit dem selbstironischen Neo-Western
"The Quick and the Dead", für den Sharon
Stone, Gene Hackman und Leonardo DiCaprio vor der Kamera standen.
Derzeit steckt Raimi in den Vorproduktionen der Filme "The
Lamia" und "For the Love of the Game".
Neben seinen Regie-Arbeiten war er auch vielfach als Scriptautor
oder Produzent tätig. Für die Coens schrieb er das
Drehbuch zu "The Hudsucker Proxy", außerdem
tragen die Produktionen "M.A.N.T.I.S." (TV)
und "The Nutt House" (als Alan Smithee
Jr.) seine Handschrift.
Als Produzent verantwortete er unter anderem die Van Damme-Filme
"Hard Target" von John Woo und "Timecop"
von Peter Hyams sowie in ausführender Funktion die TV-Serien
"Xena" und "Hercules".
Und wer ihn in weiteren Schauspieler-Cameos erspähen will,
sollte in John Landis' "Spione wie wir", "Maniac
Cop", "The Flintstones" oder in
den King-Miniserien "Das letzte Gefecht" und
"Shining" genau hinsehen. Raimis eigener "Army
of Darkness" tut es aber auch. Da ist er ein Ritter.
Erkenntlich an Sweatshirt und Sneakers.
|