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The Gingerbread Man
Drehorte
Von Grisham ist man es gewohnt, daß er seine Geschichten
im schwülen Süden der USA anlegt. Doch für den
Wahlkalifornier Altman bestand bei den Vorbereitungen zu THE
GINGERBREAD MAN ein großer Reiz darin, die verführerisch-morbide
Patina der Stadt Savannah, Georgia, in die Story zu integrieren.
"Dieser Film erzählt von Menschen aus Savannah",
erklärt Altman seine Intentionen, "und wir haben jeden
Meter des Filmes dort gedreht. Die Stadt ist mit ihren Herrenhäusern
und moosbehangenen Alleen strukturiert wie ein Monopoly-Feld,
wobei die Schönheit der Kulisse förmlich die Geheimnisse
der Bewohner zu schlucken scheint. Und wir haben zumeist nachts
gedreht, um die Aura Savannahs auf jedes Element der Story abfärben
zu lassen."
Um der Stadt eine geheime Hauptrolle zu geben und "mit
kraftvollen visuellen Mitteln eine sinistre Stimmung zu erzeugen"
(Branagh), waren vor allem Location-Scouts und Produktionsdesigner
gefragt, die bei ihrer Wahl auf kräftige Kontraste setzten.
Magruder eilt etwa aus seiner holzgetäftelten, Historie
atmenden Kanzlei zu Geheimtreffen in schummrig beleuchteten,
mit sonderbaren Gästen bevölkerten Fusel-Bars. Oder:
Imposante, majestätisch bepflanzte Landsitze sind nur einen
Steinwurf von heruntergekommenen Shanties entfernt, wie sie etwa
der bizarren Clique um Robert Duvall als Quartier dienen. Flankierend
benutzte Altman als metaphorisches Stilmittel die Wucht eines
aufziehenden Hurrikans, der sich der Stadt so bedrohlich nähert,
wie die tragischen, allzu neugierigen Figuren in THE GINGERBREAD
MAN unausweichlich ins Verderben stürzen. Die Ruhe vor dem
Sturm wird übrigens mehrfach im Film durch Warnungen aus
allerorts aufgestellten Fernsehern (die in der abgeschotteten
Community Savannah der einzige Kontakt zur Außenwelt zu
sein scheinen) aufgerüttelt. Doch wer die Worte "Verlassen
Sie nicht Ihre Häuser!" nicht hören mag - der
muß eben fühlen.
In einer besonders beklemmenden Sequenz flüchtet etwa Dixon
Doss bei tosendem Unwetter aus der Nervenheilanstalt, während
seine Tochter Mallory in den Armen Magruders Schutz sucht und
mit böser Vorahnung die Fabel vom Gingerbread Man erzählt.
Altman erklärt das Sinnbild: "Mallory hat die Geschichte
als kleines Kind von ihrem Vater gehört und ihren Schrecken
nie verdaut. Und wenn man so will, ist dieses Anti-Märchen
eine symbolische Repräsentation von Magruder. Er läuft
und läuft und bildet sich ein, daß er nicht zu fassen
sei. Aber ist der Kopf des Gingerbread Man am Ende nicht von
einem Fuchs gefressen worden...?"
Und in dieser Selbstüberschätzung sieht der Regisseur
auch das Problem aller Figuren seines betrügerischen Plots:
"In THE GINGERBREAD MAN wird jeder von oberflächlichen
Ereignissen getäuscht, obwohl die Realität nur unter
den offensichtlichen Ebenen zu finden ist."
"Nichts ist hier, was es scheint", meint abschließend
auch Branagh, "und es dürfte den Zuschauern einige
saftige Ersatz-Thrills vermitteln, aus sicherer Distanz zu beobachten,
wie Magruders gesamte Existenz um ihn herum zerstört wird.
Denn das ist doch unser aller schlimmster Alptraum."
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