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Der Herr der Ringe - Die Gefährten


Tolkien Adaptieren: Peter Jackson erweckt die Fantasie zum Leben

Poster "Mich interessieren die Themen Freundschaft und Opferbereitschaft. Dies ist eine Geschichte über Überleben und Mut, über die letzte Klippe, die die Menschheit auf dem Weg zur Zivilisation nehmen muss." (Peter Jackson)

Als J.R.R. Tolkien den ersten Band von Der Herr der Ringe veröffentlichte, ließ sich The London Sunday Times zu der Behauptung hinreißen, die Welt könne nunmehr in zwei Arten von Menschen aufgeteilt werden: "Die, die Der Herr der Ringe gelesen haben, und die, die es noch tun werden." Die Buchwelt wurde förmlich im Sturm erobert.

Plakat [800] [1024] Vor Tolkien hatte es kein Schriftsteller der Gegenwart gewagt, ein Epos zu erdenken, dessen Ausmaße sich mit den klassischen Legenden von Homer und Chaucer messen lässt. Gleichzeitig war die Mär so packend und allgemeingültig, dass sich Leser aller Altersgruppen und Nationalitäten von den Ereignissen in Mittelerde fesseln ließen.

Tolkiens Mittelerde traf einen Nerv, weil sie es dem Leser einerseits gestattete, in eine weit entfernte fantastische Welt einzutauchen. Gleichzeitig streifte der Autor in seiner Erzählung zutiefst menschliche Themen. Beinahe umgehend nach Veröffentlichung bildete sich eine Fangemeinde, die das Buch nicht nur einfach schätzte, sondern verehrte.

1965 erschien die erste Paperback-Fassung in Amerika und entwickelte sich sofort zum Phänomen, zum beispiellosen Bestseller. Spätestens seit den späten 60ern gilt das Buch uneingeschränkt als ein Stück klassische Literatur, als Muss für jede neue Generation, die an die Unendlichkeit menschlicher Vorstellungskraft glaubt.

Szene [800] [1024] Aber das Buch wurde auch zum Symbol der Gegenkultur, die die vorherrschenden Themen von Umweltbewusstsein und Auflehnung gegen die Kräfte der Korruption und Krieg begeistert aufgriff und für sich reklamierte. Neben Arthur C. Clarkes 2001: A Space Odyssey wurde die Trilogie zur literarischen Ikone dieser Zeit. Und nicht zuletzt stand Tolkiens Werk Pate für ein neues Unterhaltungsgenre - Fantasy - und öffnete einem neuen lukrativen Markt für Bücher, Videos, Rollenspiele, Computergames, Comichefte und Filme Tür und Tor.

Auch Peter Jackson wurde in seiner Jugend stark von Tolkien beeinflusst. Ein Einfluss, der sich in Filmen wie Heavenly Creatures (1994) oder The Frighteners (1996) niederschlug, in der Jackson selbst Welten voller Träume, Fantasien und Albträume visuell überzeugend zu Leben erweckte. Nicht von ungefähr war Jackson schon lange überzeugt davon, dass es höchste Zeit sei, Der Herr der Ringe in seiner ganzen Pracht und vollen Länge auf die Leinwand zu bringen. Aber er war sich auch bewusst, dass man sich die ambitionierteste Filmproduktion aller Zeiten auflasten würde, wenn man der literarischen Vorlage gerecht werden wollte. Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht mehr los, dass die Möglichkeiten modernster Effekt-Technologien so weit fortgeschritten sein könnten, die Legenden und Landschaften Tolkiens auf Zelluloid wahr werden zu lassen - und seiner brillanten Vorstellungskraft Rechnung zu tragen.

Szene [800] [1280] Jackson wartete eine Weile ab, um zu sehen, ob sich ein anderer Filmemacher an das kolossale Unterfangen wagen würde. Als sich nichts tat, fasste er den Entschluss, mit der Leidenschaft eines wahren Fans alles daran zu setzen, Tolkiens modernen Mythos auf die Leinwand zu bringen. Seine eigene ehrgeizige Reise nahm ihren Ausgang, wie er sich erinnert:

"Ich hatte nur ein Ziel vor Augen: Ich wollte das Publikum auf eine glaubhafte und überzeugende Weise in die fantastische Welt von Mittelerde befördern. Ich wollte alle großen Momente des Buchs nehmen und die modernsten Technologien einsetzen, um den Zuschauern Abende im Kino zu schenken, die sie niemals wieder vergessen werden."

Von Anfang an war klar, dass die Unternehmung gigantische Ausmaße annehmen würde. Jackson wusste, dass er bis an seine Grenzen und darüber hinaus würde gehen müssen, wenn er sich seinen Traum tatsächlich erfüllen wollte. "Bisher habe ich sieben Jahre meines Lebens in dieses Projekt investiert", merkt er an. "In jedem Aspekt des Unterfangens steckt mein Herzblut. Aber das ist das Mindeste, was wir Tolkien und seinen Fans auf der ganzen Welt schulden. Sie verdienen unseren vollsten Einsatz."

Szene [800] [1280] Jackson begann seine persönliche Odyssee, indem er mit Fran Walsh und Philippa Boyens eine Trilogie von Drehbüchern in Angriff nahm. Allein dieser Prozess nahm drei Jahre in Anspruch. Für den ersten Teil, Die Gefährten, legten sie ihr besonderes Augenmerk auf Tolkiens lebhafte Beschreibungen von Figuren und Landschaften. Sie wurden von der Hoffnung geleitet, eine visuell wahrhaftige und lebendige Welt zu schaffen, die den Zuschauer förmlich in die Abenteuer hinein ziehen sollte. Es sollte nicht mehr möglich sein, sich dem Reiz und der Spannung der Handlung wieder zu entziehen. Man sollte jeder neuen Wendung regelrecht entgegenfiebern.

"Von Anfang an wollte ich nicht einen typischen Standard-Fantasyfilm machen", berichtet Jackson. "Ich hatte etwas im Sinn, das sich viel, viel echter anfühlen sollte. Tolkien schreibt auf eine Weise, die alles zu wahrem Leben erweckt. Wir wollten dieses realistische Gefühl einer zum Leben erwachten steinalten Welt gleich im ersten Film etablieren, und dann wollten wir uns im Verlauf der Handlung immer weiter steigern.

Wir nahmen das Buch ständig als Leitfaden zur Hand, nicht nur beim Verfassen des Drehbuchs, sondern auch während der kompletten Produktion. Bei jeder Szene studierte ich unmittelbar davor noch einmal den entsprechenden Teil des Buches. Und die Schauspieler taten das gleiche. Man fand jedes Mal eine Inspiration, es hat sich immer gelohnt."

Doch Jackson fügt sogleich hinzu: "Aber ich muss auch sagen, dass es uns immer wichtig war, dass die Menschen, die die Bücher nicht kennen oder noch nie von Hobbits, Zwergen und Elben gehört haben, von den Filmen wenigstens ebenso fasziniert, überrascht und begeistert sein sollten."

Jackson wusste, dass er nicht jede Zeile von Tolkiens epischer Trilogie in Bilder würde fassen können und gewisse Änderungen an dem Roman würde vornehmen müssen. Aber er machte es sich zur Aufgabe, sich jener Emotion zu verpflichten, die er selbst empfunden hatte, als er die Bücher zum ersten Mal las.

Er erklärt: "Wenn sich Fragen ergaben, wie wir weiter vorgehen sollten, schloss ich ganz einfach meine Augen und stellte mir die Figuren in meinem Kopf vor - wie es wohl Millionen Leser vor mir getan haben, um die Bücher als persönliche Filme in ihrem Kopf lebendig werden zu lassen. Auf diese Weise hatte ich immer das Gefühl, dass ich die Figuren und die Szenen bereits kennen würde, bevor wir mit dem Drehen begannen."

Je mehr die Drehbuchautoren von Tolkien lasen, desto mehr Nuancen entdeckten sie in den Figuren, Ländern und Abenteuern. "Je mehr Zeit man in Tolkiens Welt verbringt", sagt Philippa Boyens, "desto komplexer wird sie. Man kann sich frei bedienen, aber weil die Größe des Ganzen so gewaltig ist, muss man die richtigen Entscheidungen treffen."

Für Jackson kristallisierte sich der Kampf zwischen Gut und Böse, Natur und Maschinen, Freundschaft und den Mächten der Verderbtheit als zentrales Thema heraus.

"All die großen Themen der Trilogie werden in Die Gefährten vorgestellt", erklärt der Regisseur. "Am offensichtlichsten ist natürlich der Kampf zwischen Gut und Böse, aber es geht auch darum, wie Freundschaft selbst in einer Zeit des Umsturzes und riesiger Veränderungen überdauert. Diese Themen sollten das Rückgrat unseres Films werden."

"Bei der Adaption von Der Herr der Ringe versuchen wir, diesen Themen gerecht zu werden", fährt Jackson fort. "Es ist unmöglich, ein Buch hundertprozentig in einen Film zu übersetzen - zumal es sich in unserem Fall um ein mehr als 1000-seitiges Buch handelt. Also haben wir uns Mühe gegeben, all die Dinge in das Drehbuch einzuarbeiten, die Tolkien selbst am wichtigsten waren, als er das Buch schrieb. Und darauf bauten wir den Film auf."

Für Boyens lag der Schlüssel zur Bearbeitung Tolkiens in der absolut realistischen Behandlung des Schicksals der Figuren und ihrer individuellen Missionen. Sie sollten Figuren aus Fleisch und Blut werden, die auf einer ganz echten Erde leben - allerdings einer Erde vor 7000 Jahren, in der Bäume reden, Elben magische Kräfte haben und Zauberer Machtkämpfe austragen. "Jede einzelne Figur in Tolkiens Vorlage hat eine wunderbar persönliche Geschichte und eine ganz eigene faszinierende Reise vor sich", sagt sie. "Wir betrachteten jede Figur einzeln und versuchten, ihre persönliche Entwicklung in den Vordergrund zu stellen."

Das fertig gestellte Drehbuch überraschte schließlich sogar eingefleischte Tolkien-Fans. "Sie hatten diese Figuren mit einer Wärme und Emotion gezeichnet, dass man sich nicht nur mit den Geschichten, sondern auch den Figuren absolut identifiziert", erinnert sich Produzent Barrie M. Osborne, der mit seinem Science-Fiction-Thriller The Matrix ("Matrix", 1999) selbst filmisches Neuland betreten hatte. "Ich fühlte mich an die Godfather-Saga erinnert, weil es darin ähnlich viele Figuren gibt, zu denen man eine persönliche Bindung herstellt. Manche stürzen, andere werden zu Helden."

In den Tagen der Vorbereitung reifte ein weiterer Entschluss in Peter Jackson: Er wollte alle drei Filme auf einmal drehen - ein Unterfangen, das vor ihm noch nie jemand in der Filmgeschichte gewagt hat. "Um der epischen Natur der Geschichte gerecht zu werden, mussten wir die Filme als eine große Geschichte erzählen. Es sind drei Filme, die drei ganz unterschiedliche Erlebnisse sein werden, aber erst gemeinsam ergeben sie eine absolut unvergessliche Einheit."

Aus Jacksons Entscheidung ergab sich ein rekordverdächtiger Aufwand an Zeit, Material und Einsatz einer riesigen Crew, um diese Produktion bewältigen zu können. Allein an der Logistik hätten sich andere die Zähne ausgebissen, aber Jackson fühlte sich von der Aufgabe inspiriert: "Als Regisseur ergaben sich für mich aufgrund der gigantischen Ausmaße der Produktion unglaubliche Möglichkeiten, Dinge auszuprobieren, die vor mir noch nie jemand versuchen konnte. Die Vielfalt der Geschichte ist unglaublich. Jeder Teil ist erfüllt von intimem, bewegendem Drama, gewaltigen Schlachten, aufregenden Spezialeffekten, überraschenden Wandlungen im Charakter der Figuren. Alle Emotionen, die man sich vorstellen kann, werden abgedeckt. Für mich war es eine kontinuierliche Herausforderung. Und für das Publikum ist es hoffentlich ein andauernder Quell für Unterhaltung und Freude."

Schließlich gab es nicht wenige, die die Ansicht vertraten, dass Peter Jackson dem Projekt näher stand, als es "menschlich" vernünftig gewesen wäre. "Die Darsteller haben mich oft als Hobbit bezeichnet", gesteht Jackson. "Ich bin mir sicher, sie haben es als Witz gemeint. Aber ganz ehrlich: Das Leben der Hobbits - gutes Essen und ein bequemer Stuhl vor dem Kaminfeuer - entspricht ziemlich genau meinen Vorstellungen von einem guten Leben. Besonders, nachdem ich drei Filme am Stück abgedreht habe."




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