Die Spur der roten Fässer
Sitzt der Lehrer im Auto, ist er unten durch
Schüler fühlen sich von der Umweltproblematik
stärker betroffen als ihre Pädagogen.
"Schüler in Ost- und Westdeutschland fühlen
sich von der Umweltzerstörung weit starker betroffen als
ihre Lehrer. Vor allem jüngere Schüler beurteilen Umweltprobleme
sehr viel emotionaler und radikaler." Dies ermittelten der Sozialforscher
Leo Kasek und der Psychologie-Professor Gerhard Lehwald vom Umweltinstitut
Leipzig in einer Untersuchung, die auf einer Tagung Pädagogischer
Psychologen in Mannheim vorgestellt wurde. Kasek und Lehwald befragten
mehr als 1000 Schüler der vierten, siebten und zehnten Klassen
sowie 200 Eltern und 150 Lehrer über deren Ansichten zur
Umweltzerstörung und wie dieses Thema im Unterricht behandelt
wird. Ein Viertel der Befragten stammte aus den alten, drei Viertel
aus den neuen Bundesländern.
Wie sich herausstellte, fühlen sich Schülerinnen
und Schüler der unteren Klassen von fast allen Aspekten der
Umweltzerstörung - von der angegriffenen
Ozonschicht bis zum Artensterben stärker beunruhigt
als ihre Lehrer. Die älteren Schüler waren in ihrem
Urteil zwar etwas differenzierter als die jüngeren, aber
auch sie gewichteten die Umweltprobleme anders als die Lehrer.
Die Lösungen, die Schüler zum Schutz der
Umwelt vorschlagen, sind viel radikaler als die der Lehrer. Bevorzugen
Lehrer eher "klassische" Methoden wie Energiesparen
oder eine verbesserte Umwelttechnik, so treten sie für eine
grundlegend veränderte Lebensweise ein.... Wenn sie einen
Erwachsenen erwischen, der auf grobe Weise Wasser oder Energie
verschwendet oder eine giftige Flüssigkeit in den Ausguß
kippt, würden sie schon mal einschreiten und sich auf eine
Auseinandersetzung einlassen...."
(Stanislaw Dick, Frankfurter Rundschau 15. 2. 94)
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