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Die Legende von Pinocchio

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Die Animatronics-Technik

Jamie Courtier, Projektleiter des Jim Henson Creature Shop und Designer von Pinocchio, zählt zu den weltweit erfahrensten Experten auf dem Gebiet der Animatronics-Technik. Er erläutert den Beitrag des Creature Shop zur neuen Realverfilmung von Carlo Collodi's PINOCCHIO.

"Der Creature Shop stellte den Star des Films und lieferte eine Reihe weiterer Requisiten, vor allem das Seeungeheuer - ein 2,50 Meter großes Modell, das im Creature Shop in London gebaut wurde. Außerdem "Eselprothesen" für die Jungen, die sich in Esel verwandeln, und "ausschlagende Hinterbeine" für die visuellen Effekte der Szene, in der Lorenzini in den Brunnen gestoßen wird. Für die faszinierende Szene, in der Lorenzini sich in das Seeungeheuer verwandelt, entwickelten wir ein plastisches Make-up für Udo Kier."


Szene "Unsere Mitarbeit begann im April 1995, als die Produktion mit der Frage an uns herantrat, ob wir uns an diesem Projekt beteiligen wollten. Die Entwicklung nahm 16 Wochen in Anspruch, davon sechs Wochen für die Gestaltung der Puppe. Wir benötigten so viel Zeit, weil es schwierig war, eine Pinocchio-Puppe zu schaffen, mit der alle Beteiligten zufrieden waren. Man darf nicht vergessen, daß wir einen Regisseur und mehrere Produktionsfirmen überzeugen mußten."

"Eines der Kriterien für die Gestaltung war, daß Pinocchio in etwa so aussehen sollte wie Jonathan Taylor Thomas - der junge amerikanische Schauspieler, der der Puppe seine Stimme leiht und der am Ende des Films Pinocchio aus Fleisch und Blut spielt. Alle Beteiligten waren der Meinung, daß die Puppe eine gewisse Ähnlichkeit mit Jonathan haben sollte. Das erschwerte natürlich die Gestaltung, weil Jonathan etwa 13 oder 14 Jahre alt ist und die Skulptur, an der ich zu diesem Zeitpunkt arbeitete, durch die Einbeziehung des Heranwachsens einen anderen, zu strengen Charakter bekam."


Szene "Am Schluß bestand eine sehr subtile Ähnlichkeit. Es ging darum, das Aussehen, das Regisseur Steve Barron zum Teil schon festgelegt hatte, mit dem Äußeren von Jonathan Taylor Thomas zu verschmelzen. Die Vorgaben waren deshalb strenger als bei den Modellen, die ich für andere Produktionen entworfen habe. Dort konnte ich meist innerhalb erheblich weiter abgesteckter Parameter nach meinen eigenen Vorstellungen vorgehen."

"Wir fertigten eine Serie von sechs oder sieben Skulpturen an, wobei jedes Modell auch ergänzt oder leicht verändert wurde, indem wir z. B. den Haaransatz oder die Nase verschoben. Erfolg hatte schließlich das Modell, bei dem ich einfach gemacht habe, was sich in meinem Herzen richtig angefühlt hat. Die Puppe hat durchaus etwas von Jonathan Taylor Thomas, wenn man sich z. B. die Augen, die Hautfarbe und die Teile der Mundpartie ansieht. Doch ist es nicht so, daß man nur einen Blick auf Pinocchio werfen müßte, um auszurufen: "Meine Güte, das ist ja ein Doppelgänger von Jonathan!" Meiner Meinung nach muß er das auch gar nicht sein. Es genügt, daß er sich in einen Jungen verwandelt und wir dies akzeptieren."

"Nach der Auswahl des Modells war der nächste Schritt die Umwandlung der Tonskulptur in einen elektronisch animierten Kopf. Dafür waren mehrere Schritte erforderlich. Zuerst mußte die Tonskulptur in Fiberglas gegossen werden. Dann wurden im Creature Shop Formen angefertigt und mit Latexgummi ausgegossen, um die Haut für die Fiberglas-Schädel herzustellen. Ins Innere kam unsere Animatronics-Apparatur. Die "Servos" - Dutzende winziger Elektromotoren - wurden durch das Elektroniksystem gesteuert, das wir im Jim Henson Creature Shop in den letzten zehn Jahren entwickelt haben (und für das wir 1992 mit einem Spezial-Oscar ausgezeichnet wurden). Das Steuerungssystem entspricht ziemlich genau dem neuesten Stand der heutigen Animatronics-Technik. Der Puppenspieler, der den Kopf steuert, kann die Bewegung der Steuerelemente absolut frei programmieren und einstellen, so daß er jeden beliebigen Ausdruck auf das Gesicht zaubern kann. Mit unserem "Performance Control System" können wir die Verbindung über Leitungen herstellen - das nennen wir dann Direktsteuerung. Wenn es die Umstände erfordern, können wir auch einen Sender einsetzen, so daß die Figur sich frei bewegen kann."

"Dies alles nimmt Zeit in Anspruch. Die mechanische Komponente des Modells ist dabei genauso wichtig wie die Form. Auch wenn man eine wunderbare Skulptur und eine prächtige Puppe geschaffen hat, die das Auge erfreut, bleibt als nächster, wichtiger Faktor die Frage, wie die Gesichtsausdrücke wirken, wenn damit Emotionen hervorgerufen werden sollen. Das ist der entscheidende Punkt. Pinocchio ist sozusagen absolut menschlich. Er muß deshalb in der Lage sein, zu lächeln und Gefühle wie Trauer und Reue auszudrücken, eben die ganze Palette der Gefühle. Und das macht er auch sehr gut. Die Mechanik, die wir dafür einsetzen, ist wiederum das Ergebnis jahrelanger Erfahrung. Ich glaube, mit Pinocchio sind wir so nahe an die Grenzen der Animatronics-Technik herangegangen, wie es derzeit überhaupt möglich ist."

"Nach Fertigstellung des Filmes werden wir Pinocchio bei uns im Creature Shop behalten. Wenn der Film herauskommt, wird unser Pinocchio hoffentlich ein Held, und wir werden ihn dann so richtig verhätscheln und ihm vielleicht eine Villa kaufen."


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