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Mississippi Delta


Szene

Produktionsnotizen

HEAVEN'S PRISONERS ist für Regisseur Phil Joanou, der mit FINAL ANALYSIS 1992 mit Kim Basinger, Richard Gere und Uma Thurman seinen größten Erfolg feiern konnte, ein wichtiger Schritt in seiner Karriere. Selbstkritisch erklärt er die besondere Stellung, die HEAVEN'S PRISONERS in seinem Oeuvre einnimmt: "Meine anderen Filme waren manchmal zu kalt. HEAVEN'S PRISONERS hat mehr Herz. Generell tendieren Action-Filme heute allzusehr dazu, dem kommerziellen Geschmack zu entsprechen, und das Ergebnis ist, daß sich niemand mehr für die Personen in ihnen interessiert. Ich hoffe, daß dieser Film, der ein Drama ist, aber auch eine Menge Action zu bieten hat, das Pendel mehr in die andere Richtung schwingen läßt."

Joanous Gedanken beziehen sich dabei jedoch nicht allein auf seinen Protagonisten Dave Robicheaux. Auch im Hinblick auf die anderen Figuren seines Films meint Joanou: "Man sorgt sich um sie, und die Entscheidungen, die sie im Laufe des Films zu fällen gezwungen werden, sind, vor allem wenn sie in direkte Gefahr geraten, sowohl von physischer, als auch von moralischer Art."

Dem kann Produzent Albert S. Ruddy, der unter anderem auch Francis Ford Coppolas GODFATHER (DER PATE) produziert hat, nur zustimmen. Es waren ähnliche Gründe, die ihn und seinen Kompagnon Andre E. Morgan, mit dem er 1984 die Ruddy/Morgan-Production gründete, für HEAVEN'S PRISONERS begeistem konnten.

"Ich fand die Konflikte des Dave Robichaux wirklich interessant.", erläutert Ruddy, "Am Anfang des Films hat er ein bestimmtes Maß an Höflichkeit erreicht. Aber in seinem Gesicht kann man sehen: er ist nur einen Augenblick davon entfernt, gewalttätig zu werden. In seinem Herzen ist er in Wahrheit Polizist geblieben. Er mag die Action. Er mag die Schießereien. Er hat auf diese Weise die meiste Zeit seines Lebens verbracht; man kann einen Leoparden nicht zähmen."

Alec Baldwin unterstützt Ruddy: "Es hat etwas sehr zwingendes, nicht in der Lage zu sein, von dem loszukommen, wer du wirklich bist.", beschreibt der Schauspieler die Anziehungskraft dieses Grundproblems.

Die Bewegung zwischen diesen zwei Polen, die Dave Robicheauxs Leben bestimmen, hat Phil Joanou auf den gesamten Film übertragen. Ihm ging es darum, seinem Film so etwas wie den Charakter eines zweischneidigen Schwertes zu geben. Denn so wie der Aussteiger Robicheaux zum einen als ein liebevoller Familienvater unter vielen erscheint und andererseits jederzeit zum Trinker und toughen Polizisten werden kann, ist auch HEAVEN'S PRISONERS von zwei Elementen bestimmt. Action und Charakterstudie. Dazu noch einmal Phil Joanou: "Wir haben Schießereien in mysteriösen Sümpfen, Männer, die von Häusern springen und eine Menge Morde. Aber das ist nur das Salz in der Suppe. Das wichtigste sind die Charaktere. Ich nenne das ein von den Charakteren bestimmtes Drama."

Besondere Aufmerksamkeit legte Joanou in diesem Sinn auf das Alkoholproblem seines Helden, der nach dem Tod seiner Frau endgültig dem Trinken zu verfallen droht. So spielen beispielsweise neben dem Alkohol selbst auch immer wieder Flaschen und Gläser in Joanous Inszenierung eine besondere Rolle. Und es ist kein Zufall, daß es ein spezielles Longdrink-Glas sein wird, daß Dave Robicheaux am Ende zum Auftraggeber der Mörder seiner Frau führt.

Phil Joanous intensive Auseinandersetzung mit seinem Protagonisten mündete letztlich in einer Beziehung zu diesem Charakter, die Joanou selbst als einer Form von Verwandschaft beschreibt: "Robicheaux sieht sich mit grundlegenden Fragen und den Dämonen seines Innern konfrontiert - Alkoholismus, der Tod seiner Frau, Gefühle von Schuld, Gewissensbisse, Versuchung, und die Frage eines Mannes mitte Dreißig nach seiner Identität; wer er jetzt ist, wer er sein wird und warum. Ich kann mich damit identifizieren.'', bekennt Joanou.

Harley Peytons und Scott Franks Drehbuch zu HEAVEN'S PRISONERS basiert auf dem gleichnamigen Roman des Bestsellerautors James Lee Burke. 1990 sicherten sich Hildy Gottlieb, die ausführende Produzentin von HEAVEN'S PRISONERS, und Alec Baldwin mit ihrer gemeinsamen Filmproduktionsfirma Meadowbrook Productions eine Option auf die Rechte an Burkes Roman.

Aus Burkes Kombination von Action-Elementen mit den Reflexionen eines zweifelnden Helden, war sich Gottlieb sicher, würde ein packender Thriller entstehen.

Als die Option von Meadowbrook auslief, sicherten sich die Ruddy/Morgan Productions nicht nur die Rechte an HEAVEN' S PRISONERS. Sie kauften alle Dave Robicheaux-Romane von "The Neon Rain" über "Black Cherry Blues", "Morning for Flamingos", "A Stained White Radiance" bis zu "Dixie City Jam", der es bis in die New York Times-Bestselleliste geschafft hatte.

Albert S. Ruddy bringt seine Bewunderung für Burkes Arbeit auf den Punkt: "James Lee Burke ist ein großer regionaler Schriftsteller in dergleichen Weise, wie es Raymond Chandler und Tennessee Williams gewesen sind. Man kann den Tabasco in seiner Prosa förmlich schmecken. Und er bringt uns in eine Welt, in die wir nie zuvor gekannt haben."

Mit den Rechten in der Tasche gingen Ruddy und Morgan schließlich auf Alec Baldwin zu; in der Hoffnung, daß er noch immer Interesse an dem Projekt habe. Und natürlich hatte er.

Wie zuvor Gottlieb, so sah auch Ruddy in Baldwin die perfekte Besetzung des hartnäckigen Dave Robicheax, denn für Ruddy ist Alec der Figur des Dave auf eine einschüchternde Weise ähnlich. Obwohl Alec sehr charmant ist, kann er mit einer Nagelfeile in der Hand gefährlicher wirken, als die meisten Schauspieler mit einer Handgranate.

Und nachdem die Produzenten ihr Team mit Harley Peyton und Scott Frank vergrößert hatten, die aus dem Roman das Drehbuch entwickelten, gelang es ihnen, Phil Joanou für die Regie zu gewinnen.


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