Frech wie Krümel
KRÜMELBORGS: Eine fast normale Familie
Die in den KRÜMEL-Filmen porträtierte Familie
Krümelborg ist auf den ersten Blick vor allem eines: ziemlich
normal.
Papa Jens ist fanatischer Bastler und Funker, Mama
lernt in der Erwachsenenbildung und stürzt den Clan in alternative
Diäten und Exkursionen. Stine ist wie alle großen Schwestern
unerträglich und Grunk ist einfach Grunk.
Wo die "Flodders" mit asozialem Witz und
derber Direktheit glänzen und Steve Martin als "Vater
der Braut" mit kalifornischem LifeStyle durch die Wirrungen
des Lebens führt (von den opulenten, über Generationen
breit angelegten Familiensagen ganz zu schweigen) benehmen sich
Krümelborgs auf den ersten Blick wie eine ziemlich
durchschnittliche Familie. Das Miteinander
ist geprägt von Toleranz und Respekt, Laissez-faire und menschlicher
Wärme. Der Witz liegt in der Perspektive, im Gesichtsfeld
des zwölfjährigen Matz Krümelborg, das die selektive
Wahrnehmung der Geschehnisse bestimmt.
Im Universum eines Elfjährigen stellt sich manches
anders dar. Mutter Krümelborgs Bemühungen um Gesundheit
und Fortbildung bekommen einen geringen Stellenwert in seinem
Weltbild, wesentlich ist für KRÜMEL der daraus resultierende
Verlust an Aufmerksamkeit und Zuwendung. Jens Krümelborg,
der geduldige, ulkig wirkende Oberkrümel, gibt sich aus der
Perspektive eines 12jährigen gnadenlos (und dabei menschlich
unbeschadet) der Lächerlichkeit preis. Die Liebesdramen von
Schwester Stine, das Auf und Ab unsicherer Gefühle und sonstiger Pubertätsbeschwerden,
entziehen sich seinem Verständnis. Ihm geht es um anderes:
Für ihn ist - bei aller Realität - vieles
noch denkbar, was der Phantasie der Erwachsenen abgeht: Abenteuer
lauern hinter jeder Ecke, und ein Freund wie Tom, der Skelette
und Schädel sammelt, ist immer für eine Überraschung
gut. In der Schule ist der Lehrersohn fair und respektvoll, behauptet
er seine Sicht der Dinge. Eingebettet in ein familiäres Umfeld
voller Nestwärme erlebt KRÜMEL eine fast normale Kindheit.
Der einzige Ausbruch aus so vielen realen Bezügen
findet sich in den Charakteren der Bankräuber. Dummheit,
mangelndes Talent und Erfolglosigkeit, konzentriert auf zwei Akteure,
ist eine deutliche Referenz an die Abenteuerlust von Kindern und
Jugendlichen. Und mit einer wunderbaren Moral: das Böse straft
sich selbst, die Dummheit der beiden läßt uns lachen.
Die KRÜMEL-Filme beziehen sich auch auf die
Bedürfnisse eines jungen Publikums: eine vertraute Realität
wird nachgebildet, eine abenteuerliche Ebene mit einbezogen, und
was am Wichtigsten ist, aus der Perspektive des 12jährigen
ergibt sich ein durchweg schlüssiges Gesamtbild. Großes
Gefallen findet beim jungen Publikum das turbulente, warmherzige
Familienleben, in dem es keinen Bedarf nach Fernsehen gibt - das
Leben ist ohnehin aufregender als jeder Sender. Die Wertevermittlung
findet unmerklich statt, der Vorbildcharakter der Eltern gerät
in diesem Chaos in den Hintergrund.
Daß Erwachsene ebenso viel Vergnügen am
Wieder-Erkennen ihrer eigenen Generation finden, mag den sensationellen
Erfolg der KRÜMEL-Filme in Skandinavien erklären.
Die KRÜMEL-Filme bieten das Vergnügen,
eine fast normale Familie zu erleben, die mit traumwandlerischer
Sicherheit dem schmalen Pfad zwischen Freude und Scheitern folgt.
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