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Geh', wohin dein Herz dich trägt
Susanne Tamaro über den Film
Ich habe nach meinem Abschluß am Centro Sperimentale mehrere
Jahre beim Film gearbeitet. Mir gefiel die Atmosphäre, die
bei Dreharbeiten herrscht, die Möglichkeit, eine Welt zu
erschaffen, die nirgendwo sonst existiert. Früher oder später
wollte ich damals selbst bei einem Kinofilm Regie führen.
Als ich dann zu schreiben anfing, hat dieser Wunsch wie durch
ein Wunder immer mehr seine Bedeutung verloren. Plötzlich
war mir die Welt des Films, die ich solange als "meine Welt"
angesehen hatte, fremd geworden, schien mir fast feindlich zu
sein. Aus diesem Grunde war mir von Anfang an klar, daß
ich an der Verfilmung meines Romans nicht mitarbeiten würde.
Ich hätte dem Film damit keinen Dienst erwiesen. Eine Verfilmung
folgt anderen Regeln als ein Buch. Um aus einem Buch einen guten
Film zu machen, muß man den Mut haben, es absolut neu zu
schreiben. Und dafür wäre ich sicherlich nicht die Richtige
gewesen. Das ist wie mit einer Köchin, die dieselbe Suppe
zum x-ten Male aufwärmt.
Als Carla Cattani mir vorschlug, den Roman zu verfilmen, habe
ich sofort an Cristina Comencini gedacht. Ich kannte ihr Buch,
hatte ihre Filme gesehen und war mir unserer "Wahlverwandtschaft"
gewiß. Von dem Moment an, in dem sie ihre Zusage gab, habe
ich das Projekt ganz ihr überlassen.
Um noch einmal auf das Bild mit der Köchin zurückzukommen:
Es ging darum, aus den gleichen Zutaten ein völlig neues
Gericht zu schaffen. Deshalb ist der Film auch voll und ganz ein
Werk von Cristina Comencini, die ihre Sichtweise, ihre Sensibilität
und ihr Können eingesetzt hat, um eine Geschichte zu erzählen.
Meine Zurückhaltung war kein Ausdruck von Desinteresse, sondern
von Diskretion. Ohne mich einzumischen, habe ich das Drehbuch
gelesen und war sogleich von der Qualität dieser Arbeit tief
beeindruckt. Am ersten Drehtag bin ich zum Set gegangen, um bei
ihr zu sein, habe mich aber im Hintergrund gehalten. Mit derselben
Haltung bin ich auch ins Kino gegangen, um "ihren Film"
zu sehen - "ihren Film", der denselben Titel trägt
wie "mein Buch".
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