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Familien-Bande


Szene

Produktionsnotizen

Es handelt sich um eine Liebesgeschichte der besonderen Art, die uns die Konventionen überdenken läßt, an denen wir sonst liebevolle Beziehungen messen, ungefähr so, wie es bereits ,Miss Daisy und ihr Chauffeur' und ,Zeit der Zärtlichkeit' taten", erklärt Peter Yates, der Regisseur von FAMILIEN-BANDE. "Diese Geschichte überbrückt die Unterschiede zwischen den Generationen in der ganz speziellen, komplexen Weise, mit der Familien zusammenwachsen." Als Inspiration für FAMILIENBANDE diente die tatsächliche unkonventionelle Beziehung, die der Drehbuchautor Max Apple zu seinem Großvater hatte. Sogar nachdem sich der vitale, aktive Mann im Alter von 100 Jahren zögerlich von der Berufswelt verabschiedet hatte, konnte er Apple mit seiner Energie noch Lektionen erteilen, die der Autor als universell empfand - von der Einzigartigkeit des rüstigen Seniors ganz zu schweigen.

"lm Alter von 103 oder 104 Jahren übernahm mein Großvater eine aktive Rolle in der Erziehung meiner Kinder", äußert sich Apple in einem Artikel, den er für die New York Times verfaßte. "Er sah die tägliche Arbeit vor sich und tat sie wie immer. Er gab mir nie Ratschläge, er machte einfach immer weiter." Sein Vorbild liegt der fiktiven Geschichte von Rocky Holeczek und seinem Enkel Michael zugrunde. Der Film wurde in Pittsburgh gedreht und spielt sowohl im Arbeiterviertel Polish Hill als auch in der Reichenzuflucht Seawickey Heights. Die Geschichte erstreckt sich über Jahrzehnte und befaßt sich mit Gegensätzen, die so markant sind wie diese beiden Stadtteile, und benutzt die Zuneigung einer Familie als Bindeglied.

"Rocky ist eine höchst eigenwillige Figur", charakterisiert Yates. "Er ist das Rückgrat Amerikas, ein Immigrant, in diesem Fall aus Polen, der ohne Geld und mit wenig Bildung in dieses Land kam und nicht nur überlebte, sondern auch zu einigem Wohlstand kam. Sein Enkel ist ein Kardiologe, er lebt den amerikanischen Traum. Und dennoch erkennt er, daß er von Rocky noch wichtige Lektionen lernen kann."

"Er ist ein harter, alter Kotzbrocken, engstirnig und voreingenommen", beschreibt Peter Falk die Figur, die er darzustellen hatte. "Aber er lebt nach einem eigenen Kodex, einem altmodischen Ethos. Er glaubt an Arbeit. Wenn er arbeiten kann, dann ist er glücklich. Und es gibt genug davon, auch nachdem er zu alt ist, um noch als Bäcker zu arbeiten. Seinem Enkel hat er eingedrillt, daß er arbeiten muß. Für den armen Jungen bleibt bei diesem Leben nicht viel Zeit, sich um Mädchen zu kümmern. Die beiden haben sich nie über Frauen unterhalten. Schließlich verliebt sich Michael, und Rocky paßt das zunächst gar nicht in den Kram."

"Mich hat die Vielfältigkeit der Beziehungen interessiert", meint Peter Yates. "Da gibt es Beziehungen zwischen verschiedenen Generationen, die Emotionen auslösen, die den anderen zwingen, sein Gegenüber als Individuum zu akzeptieren. Das Kind wächst zum verantwortungsbewußten Erwachsenen heran, der alte Mann weigert sich, als nutzlose, hilflose Person betrachtet zu werden. Es geht darum, Respekt zu erhalten und entgegenzubringen. Das müssen sie - und hoffentlich wir alle - schließlich erkennen."

"Michael kämpft darum, sich von Rockys Einfluß zu befreien und sein eigener Herr zu werden", beschreibt D. B. Sweeney seinen Part. "Es ist der Kampf um die eigene Identität und die Suche nach dem eigenen Weg. Sein ganzes Leben hindurch war er von dieser überlebensgroßen Person umgeben, seinem Großvater, der härter arbeitet, härter kämpft und besser Gin Rumme spielt als jeder, der halb so alt ist wie er. In diesem Schatten muß man erst einmal leben. Aber beide machen Veränderungen durch - einer der Gründe, warum mir die Rolle so gut gefiel. Als Schauspieler habe ich viel gelernt, indem ich Peter Falk dabei beobachtete, wie er seinen Charakter durch all diese Entwicklungen führt. Er legt eine ganz schöne Strecke in diesem Film zurück."

Sweeney selbst hatte ebenfalls eine emotionale Langstrecke zu bewältigen, denn seine Figur wird mit den tragischen Verlusten und alles überragenden Triumphen eines mit Leidenschaft geführten

Lebens konfrontiert. Im Herzen vieler dieser Momente befindet sich Julianne Moore in ihrer Rolle als Beth.

"Man könnte Beth als den Strohhalm bezeichnen, der den Drink umrührt", schlägt Sweeney vor. "Gerade als Rocky und Michael einen Weg gefunden haben, miteinander zu leben, kommt sie ins Bild und gibt Michaels Leben etwas, von dem er nicht einmal wußte, daß er es vermißt. Was sie beitragen kann, ist viel interessanter als das, was Rocky zu diesem Zeitpunkt zu bieten hat. Und das wird zur Quelle der Spannung zwischen diesen dreien."

Die Konflikte, an denen die Beteiligten wachsen, kommen im Verlauf des Films in ebenso großer Vielfalt wie im echten Leben. Michael muß sich nicht nur mit Rockys altmodischer Dickköpfigkeit herumschlagen, er ringt auch mit den professionellen und moralischen Problemstellungen, die der Beruf eines Arztes mit sich bringt. Und Michael, Rocky und Beth bemühens sich um eine Basis für gemeinsames Verständnis in einer Familie von Eigenbrötlern und Dickköpfen.

Ein Konfliktelement fand Julianne Moore besonders bezeichnend: "Von den vielen Elementen des Films interessierte mich besonders das Thema Verlust und wie man von solch einer Erfahrung als Mensch profitieren kann. Verlust nicht nur im Sinne von Verlust durch Tod, sondern auch ganz einfach als Lernprozeß eines Menschen, der seine Voreingenommenheit einbüßt. Rocky hat Vorurteile gegen Beth. Als er sie abbaut, entwickelt sich nicht nur eine wunderbare Beziehung zu ihr. Auch das Verhältnis zu seinem Enkel erhält eine ganz neue Dimension."

Die Unfähigkeit, sich von seinen Vorurteilen zu befreien, bildet auch die Basis für die Beziehung von Rocky und Beth' standesbewußter Mutter Judith, die von Ellen Burstyn dargestellt wird.

"Judith hat absolute Kontrolle über ihr Leben und würde das auch gerne über das Leben ihrer Tochter sagen", überlegt Ellen Burstyn. "Als Beth Michael heiratet und Rocky kennenlernt, weiß sie nicht, wie sie reagieren soll. In ihrem ganzen Leben hat sie nie jemanden wie ihn getroffen, höchstens bei ihren Bediensteten. Er gehört sicherlich nicht zu der Art Mensch, mit der sie sozial verkehrt. Für Judith ist es also erst einmal etwas schwierig, ihn als ein Mitglied der Familie zu akzeptieren."

Ungeachtet der Komplexität der Familiendynamik im Film, kamen die Darsteller untereinander und mit Peter Yates bestens aus.

"Peter Falk mag ein Star sein, aber zuerst ist er ein Schauspieler", erklärt Yates. "Das heißt, er versteht es zuzuhören - nicht nur dem, was der Regisseur sagt, sondern auch dem, was seine Kollegen vorzuschlagen haben. Sein Einfallsreichtum kennt keine Grenzen. Er ist außerdem ein Perfektionist, was immer eine Herausforderung ist, weil jeder eine andere Vorstellung von Perfektion hat. D. B. Sweeney hat bereits mit einigen der besten Schauspieler der Welt gespielt, unter anderem mit Robert Duvall und James Earl Jones. Er läßt sich nicht von anderen Schauspielern einschüchtern, die einen Set mit ihrer Energie kontrollieren. Ellen Burstyn ist ganz einfach eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation. Und über Julianne Moore wird man das auch bald sagen, da bin ich mir ganz sicher."

Zu den größten Herausforderungen in einem Film, dessen Handlung sich über vier Jahrzehnte erstreckt, zählten die szenischen Details. Größtenteils ist ihre perfekte Umsetzung dem Ausstatter Dan Bishop zuzuschreiben. Die Stadt Pittsburgh steuerte die Architektur ihrer ethnischen Viertel und bekannten Institutionen bei. Die auffälligsten Drehorte waren die majestätische Cathedral of Learning an der Universität von Pittsburgh, das pittoreske Washington and Jefferson College in Washington, Pennsylvania, das international anerkannte St. Francis Hospital und der historische St. Michael's Cemetery.

Schauplätze wie ein Diner im Stil der fünfziger Jahre im Polish-Hill-Viertel, die angesagte ElbowRoom-Kneipe im modischen Shadeyside und das Innere des lokalen Fernsehsenders WQED sorgten für zusätzliches Lokalkolorit.


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