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Wonderland


Produktionsnotizen

Nachdem sich Michael Winterbottom mit so emotional schwergewichtigen Filmen wie Jude (Herzen in Aufruhr, 1996), I Want You (1998) und Welcome to Sarajevo (1997) einen beachtlichen internationalen Ruf als Regisseur verdient hat, beschreitet er nun mit dem Ensembledrama Wonderland neue Wege.

Szene [600 | 1024] Der Film zeichnet das intime Porträt einer durchschnittlichen Londoner Familie. Die Kamera begleitet dabei die Angehörigen dieser Familie auf ihren unterschiedlichen Lebenswegen über den kurzen Zeitraum eines Wochenendes. Trotz aller Verschiedenheit der einzelnen Charaktere, so wird schnell deutlich, haben sie aber doch eines gemein: Sie alle befinden sich mehr oder weniger auf der Suche nach Liebe und ein wenig Glück.

Andrew Eaton, einer der Produzenten des Films, vermutet, daß das an den bissigen Unterton von Winterbottoms früheren Arbeiten gewöhnte Publikum, ziemlich überrascht reagieren wird, denn, "Wonderland hat ein eher hoffnungsvolles Ende. Sie werden beim Zuschauen nach und nach zu der Überzeugung gelangen, daß die Charaktere, trotz ihrer alltäglichen Kämpfe, letzlich doch ihr Leben in dieser Stadt meistern werden."

Für Michael Winterbottom bedeutet dieser Film über eine Familie in gewisser Weise eine thematische Rückkehr: "Vor ein paar Jahren habe ich einen Episodenfilm gemacht, der auf einer Vorlage von Roddy Doyle mit dem schlichten Titel Family (1994) basierte. Jede der vier Episoden zeigte dieselbe Familie jeweils aus der Perspektive eines bzw. einer anderen Familienagehörigen. Ich fand das ziemlich spannend. Seitdem hatte ich den Plan, einen Film über eine Familie zu machen, deren Mitglieder alle ihrer eigenen Wege gehen.

Die meisten Filme dieses Genres konzentrieren sich auf die Zeit, in der alle Angehörigen beisammen sind, weil sie beispielsweise im selben Haus wohnen oder zu einem bestimmten Anlaß zusammenfinden, sei es nun eine Hochzeit oder eine Beerdigung. Mein Interesse galt eher den familiären Beziehungen und Bindungen, den sogenannten "Familienbanden", zwischen Menschen, die sich nicht andauernd sehen. Das kommt meiner persönlichen Erfahrung von Familie sehr nahe und ich glaube, auch der vieler Leute in der heutigen Zeit."

Drehbuch

Winterbottom wurde auf das Drehbuch für Wonderland durch die Produzentin Michele Camarda aufmerksam gemacht, deren Produktionsfirma Kismet Films seine Entwicklung maßgeblich unterstützt hatte. Verfaßt wurde es von der aufstrebenden Autorin Laurence Coriat.

"Ich mochte die Idee, verschiedene Geschichten, die sich alle am selben Ort abspielen, miteinander zu verweben", erklärt Coriat. "Und ich wollte unbedingt etwas über London schreiben, weil ich bislang noch keinen Film gesehen habe, dem es gelungen ist, alle Facetten dieser faszinierenden Stadt darzustellen. Ich komme gebürtig aus Frankreich und verfüge deshalb als Außenseiterin über eine andere Perspektive diesem Land gegenüber. Außenseiter nehmen oft Dinge war, die denjenigen, die mit ihnen allzu vertraut sind, gar nicht mehr auffallen."

Coriats schriftstellerische Arbeit zog die Aufmerksamkeit der Produzentin Michele Camarda auf sich: "Ich verfolgte Laurence's Karriere seit geraumer Zeit, da ich bereits ihre frühen, sehr nachdenklichen Skripts außerordentlich schätzte. Das Originaldrehbuch für Wonderland", so Camarda weiter, "handelte zunächst von zwölf Personen, die nicht miteinander in Beziehung standen. Laurence fand aber bald, daß diese Figurenkonstellation etwas kalt wirkte und schloß die Charaktere deshalb zu einer Familie zusammen, um dem ganzen Geschehen etwas mehr emotionale Wärme zu verleihen.

Bemerkenswert finde ich, daß es Laurence gelingt, auf außerordentlich sensible Weise in das Leben ihrer Protagonisten hineinzuhorchen. In Wonderland geht es nun ganz eindeutig um die Familie und um die Suche nach Glück in einer Großstadt unserer Tage, also um ganz universelle und existenzielle Dinge. Im Unterschied zu Altmans Short Cuts (1993), ein Meisterwerk, das auf dieses Projekt durchaus anregend wirkte, hinterläßt Wonderland bei den Zuschauern einen weniger bitteren Nachgeschmack."

Regie

Von Anfang an hatten sowohl Laurence Coriat als auch Michele Camarda Winterbottom als Regisseur für Wonderland im Sinn: "Bereits beim Schreiben des Buches dachte ich, daß dies ein geeigneter Stoff für einen Michael Winterbottom Film sei, weil seine ästhetische Herangehensweise, die ich schon immer bewunderte, bestens dazu korrespondiert", sagt Coriat.

"Das mag auch mit meiner französischen Herkunft und der damit zusammenhängenden Vorliebe für die Filme der Nouvelle Vague zu tun haben. Michael ist nämlich einer der wenigen britischen Filmemacher, die diesen unverkennbaren, rohen, fast dokumentarischen Stil pflegen. Es existieren tatsächlich einige Parallelen zwischen Wonderland und französischen Filmen."

Camarda stimmt dem zu und ergänzt: "Die Thematik des Film erschien uns nicht ganz unproblematisch und insofern riskant, als sie sich permanent haarscharf am Rande der Soap Opera bewegte und deshalb einen vorsichtigen und äußerst sensiblen Umgang erforderte. Michael stellte als Regisseur für uns die erste Wahl dar, weil er es vermag, seine Darsteller zu Höchstleistungen anzuspornen und weil er es versteht, Geschichten in authentische und realistische Bilder umzusetzen."

"Die Athmosphäre, die Michael in Wonderland aufkommen läßt", so Coriat weiter, "ist eine Athmosphäre der Sehnsucht. Alle Charaktere des Films sehnen sich nach etwas Bestimmtem, eine Tatsache, die ihre Beziehungen untereinander extrem verkompliziert. Aber dennoch gleitet die Stimmung niemals ins Bittere oder Zynische ab, sondern bewahrt stets eine Spur Optimismus, worauf Michael sehr viel Wert legte."


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