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Wild Wild West
Gimmicks, Bauten und Kostüme
Sonnenfeld und Peters wußten ein hervorragendes technisches
Team hinter sich. Viele Mitarbeiter kannte Sonnenfeld bereits
von seinen früheren Filmen. Dazu gehört Produktionsdesigner
Bo Welch, der schon bei Sonnenfelds Hit "Men in Black"
mitgewirkt hat: Welch und seine Ausstatterin Cheryl Carasik wurden
mit diesem Film für den Oscar nominiert.
Zu den weiteren Veteranen zählen Eric Brevig von der Trickschmiede
Industrial Light and Magic, der wieder für die visuellen
Effekte zuständig war, und Rick Baker, der mit seinem Special-Effects-Make-up
bereits viermal den Oscar gewonnen hat, zuletzt für "Men
in Black". Zum sechsten Mal arbeitete Cutter Jim Miller
mit Sonnenfeld zusammen, die Vorläufer waren "The
Addams Family", "The Addams Family Values"
(Die Addams Family in verrückter Tradition), "For
Love of Money" (Ein Concierge zum Verlieben),
"Get Shorty" (Schnappt Shorty) und
"Men in Black".
Weitere drei Oscar-Preisträger, Kameramann Michael Ballhaus,
Kostümbildnerin Deborah L. Scott und Special-Effects-Experte
Michael Lantieri, stießen zum Team ebenso wie Stunt-Coordinator
Terry Leonard, der auch die Regie des 2. Drehteams übernahm.
Er hat bereits als Stuntman in der gleichnamigen Fernsehserie
mitgewirkt.
Am Anfang der Vorbereitungen arbeitete Produktionsdesigner Welch
mit Sonnenfeld das Konzept für den spezifischen Look des
Films aus. Seine Sporen hat sich Welch in Filmen wie "Batman
Returns" (Batmans Rückkehr),
"Edward Scissorhands" (Edward mit den
Scherenhänden) und "Men in Black"
verdient. Geschätzt wird er für seine Fähigkeit,
stark stilisierte Welten zu schaffen, in denen die Figuren dennoch
ein realistisches Leben führen können.
"Der Look des Films sollte natürlich dem groß
angelegten Abenteuer echter Männer entsprechen, aber gleichzeitig
stark stilisiert wirken", sagt Sonnenfeld. "Alles mußte
absolut originell und irgendwie futuristisch aussehen, aber trotzdem
in die historische Umgebung des Jahres 1869 passen. Das Resultat
erinnert also sehr an Jules Verne."
"Was mich als Designer angeht, so durfte ich in diesem
Film wirklich meine ganze Kunst aufbieten", sagt Welch.
"Denn im Grunde handelt es sich nicht um einen Western,
sondern eher um einen Retro-Science-fiction-Film vor Western-Kulisse.
Was könnte es Spannenderes geben, als eine Science-fiction-Welt
von 1869 zu entwerfen, die von einem bösen Zukunftsforscher
beherrscht wird?"
Kamera
"Wild Wild West" war eine völlig neue
Erfahrung für Kameramann Michael Ballhaus, der durch seine
Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder bekannt und später
in Hollywood durch zahlreiche Filme mit Martin Scorsese und Mike
Nichols berühmt wurde. Die äußerst komplizierte
Technik dieses neuen Projekts forderte Ballhaus natürlich
heraus, aber er schreckte vor den Problemen auch ein wenig zurück.
"Wie der Film über eine historische Epoche sieht unser
Projekt wahrlich nicht aus", sagt Ballhaus. "Barrys
ganz eigener Stil besteht aus Einstellungen mit großen
Brennweiten und sehr warmem Licht. Ich habe noch nie eine Nahaufnahme
mit einem 18-mm-Objektiv gedreht, aber darin liegt ja gerade
der Witz dieser Erfahrung: ich darf Sachen machen, von denen
ich nie gedacht hätte, daß ich damit durchkomme. Ich
glaube, für Komödien gelten einfach andere Regeln."
Kostüme
Glücklich schätzten sich die Filmemacher auch, weil
sie sich auf das Können der Kostümbildnerin Deborah
L. Scott stützen konnten, die für "Titanic"
den Oscar gewonnen hat. "Der Reiz des Films liegt nicht
nur darin, daß wir hier eine historische Epoche neu erschaffen,
sondern das Ganze auch als Komödie aufziehen. So etwas habe
ich noch nie gemacht", sagt Deborah Scott.
Scott mußte zum Beispiel Hunderte von Statisten auf Loveless'
Kostümball einkleiden, aber auch die Soldaten und Würdenträger
in Loveless' Hauptquartier. Hinzu kamen die Kostüme für
Hunderte von Komparsen bei den Außendrehs zu den Szenen
in Silverado und am Promontory Point. Smith und Kline äußerten
sich begeistert über Deborah L. Scott und ihren langjährigen
Assistenten und Illustrator David LeVay, denn deren überzeugende
Arbeit ist eine unschätzbare Hilfe bei dem Ausgestalten
der Rollen.
"Die Weste ist James Wests Markenzeichen - sie steht als
erste Forderungsklausel in meinen Vertrag", lacht Will Smith.
"Ich mußte sie einfach tragen. Hinzu kommen zum Beispiel
eine Brille von 1869 und der schräg sitzende Hut. Das tolle
an der Schauspielerei: wenn man endlich das Kostüm anzieht,
dann fühlt man sich in der Rolle auch zu Hause vom Scheitel
bis zu den Sporen."
"Entscheidend für die Glaubwürdigkeit ist natürlich
Will selbst, erst durch ihn kommt Leben in die Kleidung",
sagt Scott. "Er ist wirklich erstaunlich. Durch ihn wirkt
die Figur plötzlich lebendig, und er sieht echt cool aus;
warum sollte ich daran noch etwas ändern?"
Aber auch der Figur des Artemus Gordon gab Scott mit ihren Entwürfen
entscheidende Starthilfe. "Die Kostüme sind wunderbar:
Hier spüre ich deutlich einen ausgeprägten Stil, eine
ästhetische Palette am Werk", sagt Kevin Kline. "Artemus
ist ein Epikureer, mit jeder Faser ein Genußmensch; er
schätzt erlesene Speisen und bequeme Betten. Für jede
Gelegenheit hat er das passende Outfit: fürs Kochen, fürs
Reiten, einen Smoking für den Salon. Er liebt es, sich auszustaffieren."
"Faszinierend finde ich gerade die Gegensätze dieser
zwei Hauptfiguren", sagt Scott. "Artemus wechselt dauernd
seine Verkleidungen, sein Kleiderschrank definiert buchstäblich
seinen Charakter. West dagegen ist cool - der Held der Retro-90er."
Artemus legt jedoch nicht nur auf seine Garderobe größten
Wert. Er ist auch ungeheuer stolz auf seine schier unerschöpfliche
Ausrüstung skurriler Apparate zur Verbrechensbekämpfung
- von der Billardkugel, der ein betäubendes Gas entströmt,
bis zur Gürtelschnalle, die zwei rotierende Scheiben freigibt,
dadurch die Gegner hypnotisiert und zur Preisgabe ihrer Geheimnisse
zwingt. Gordons Arsenal enthält Erfindungen, die traumhaft
funktionieren, zum Beispiel ein motorisiertes Fahrrad namens
"Nitrocycle". Aber anderen Maschinen ist dieser Erfolg
nicht beschieden. Allesamt sorgen sie jedoch für beste Unterhaltung.
Sonnenfeld weiter: "West ist der Mann der Tat, Gordon der
Mann mit den Ideen; ironischerweise können sie es nur gemeinsam
mit Dr. Loveless aufnehmen, obwohl der ja eigentlich nur eine
halbe Portion ist. Doch wenn man fair ist, muß man bedenken,
daß Loveless unerschöpfliche finanzielle Mittel zur
Verfügung stehen, und natürlich kennt er im Gegensatz
zu unseren Helden seinen finsteren Plan en detail. Sie müssen
sich also ranhalten, um dieses Defizit auszugleichen - und wie
sie das tun!"
Monster aus Metall: Technik im Reich des Bösen
West und Gordon wissen ihr Arsenal fabelhafter Waffen und ihren
mit dem letzten Stand der Technik vollgestopften Zug klug einzusetzen
- aber Loveless steht ihnen in nichts nach, denn er kann es nicht
ertragen, in irgendeinem Bereich die zweite Geige zu spielen.
Bei dem Konzept für Loveless' Reich orientierte sich Welch
an Design-Motiven der Zeit nach dem Bürgerkrieg mit Schwerpunkt
auf dem New Orleans der 1860er Jahre, denn dort ist Loveless
zu Hause.
"Als Futurist - als genialer Maschinenkonstrukteur seiner
Zeit - kennt Loveless natürlich auch die Entwicklungen im
damaligen Europa. Sein Reich ist die Mechanik der Maschinen,
Dampfkraft, Schwermetalle und Gußeisen", sagt Welch.
"Gerade weil New Orleans enge Verbindungen zu Frankreich
hatte, ist ihm natürlich die Architektur aus Schmiedeeisen
geläufig, die im Frankreich der 1860er Jahre ihre erste
Blüte erlebte."
Das Loveless-Herrenhaus und sein Bondoir wurden im Warner-Bros.-Studio
in Halle 20 errichtet. Dort findet der prachtvolle New-Orleans-Kostümball
mit 300 phantasievoll ausstaffierten Statisten statt. Auf diesem
Ball enthüllt Loveless seine wahren Ziele.
Loveless' Labor wird geprägt von der Eleganz der Epoche
vor dem Bürgerkrieg: ein gigantisches Gewächshaus aus
Gußeisen und Glas, das ihm als heimliches Hauptquartier
dient. Hier konstruiert er seine Massenvernichtungswaffen. Das
Labor entstand bei Warner Bros. in Halle 16.
Mit Loveless' Yacht zollt Bo Welch den historischen US-Kriegsschiffen
Monitor und Merrimac Tribut, allerdings mit einer Prise Mississippi-Dampfer.
Die Yacht entstand in der Warner-Halle 22. Bei den Außenaufnahmen
benutzte man eine Version im Maßstab 1:2.
Den wild wuchernden Ideen in Loveless' Kopf entspringt zum Beispiel
der erste mit Dampf betriebene Rollstuhl aus Gußeisen,
aber auch der "Schwarze Tod" auf Gleisen. Der "Schwarze
Tod" ist ein wendiger eiserner Panzer, der sich mit und
ohne Schienen einsetzen läßt. In Verbindung mit einem
stromlinienförmigen, geschoßähnlichen Zug stellt
er für den Wanderer eine ernstzunehmende Bedrohung dar.
Noch gefährlicher dürfte jedoch Loveless' Trumpfkarte
sein, Tarantula, die Waffe aller Waffen: eine 25 m hohe, Tod-speiende
Spinne aus Eisen. Welch erklärt: "Loveless muß
ohne Beine auskommen. Bei seinem Studium der Natur interessiert
ihn die Spinne am meisten: Sie hat acht Beine, ist äußerst
beweglich und unabhängig, und sie schafft die genialsten
Konstruktionen in der Zoologie. Diese Fähigkeiten faszinieren
Loveless derart, daß die Spinne zum Zentrum seiner Inspiration
wird sein Markenzeichen und ein durchgehendes Motiv im Film."
Dieses Sinnbild des Fortschritts und der Zerstörung entwarf
Welch als erstes. Er erzählt: "Die Diskussion zwischen
Barry und mir verlief etwa so: Wie groß? Na, ja, so 20
bis 25 Meter. Okay, sagte ich. Er wollte, daß Tarantula
wie aus dem Modellbaukasten aussah und mit Dampf betrieben wurde.
Und schon entstand sie vor meinem inneren Auge."
Die Tarantel erschient im Film als eine Kombination von realen
Sets und im Computer generierten Bildern, die Eric Brevig und
sein Team bei Industrial Light and Magic schufen.
Außerdem stand Welch der Special-Effects-Experte und Oscar-Preisträger
Michael Lantieri zur Seite, dessen Erfindungsreichtum und Konstruktionstalent
nicht nur die zahlreichen Gimmicks und Extras an der Tarantel
kreierte, sondern praktisch alle Erfindungen, die in "Wild
Wild West" zu sehen sind.
Für die Spinne baute Welch mit seinem Team drei verschiedene
Sets, darunter zwei Versionen der Kommandobrücke. Die eine
Kommandobrücke entstand in Leichtbauweise auf einer Motion-Control-Einheit.
Damit ließen sich wilde Bewegungen vor dem Blue screen
aufführen. Die andere Kommandobrücke wurde solide gebaut
und ruhte auf Luftkissen. In diesem Dekor filmte man minimale
Schwankungen, vor allem aber
Wild Wild West - Aber von Heute
Schon allein durch den Soundtrack profiliert sich "Wild
Wild West" ganz klar als Film der 90er, dessen musikalischen
Höhepunkt ein Von Heute-HipHop-Track von Will Smith bildet.
Smith begann seine Karriere als scharfzüngiger und komischer
Rapper, der schnell die Spitzen der Charts erklomm. Er singt
"Wild Wild West" und tritt unter Regie von
Panl Hunter auch im Musikvideo zum Film auf.
Schon das Video ist ein kleiner Kinofilm in sich, und laut Smith
"führt es die Fabel des Films fort, um dann weiterführende
Elemente vorzustellen und eine neue Geschichte zu erzählen,
bei der auch die anderen Musikgrößen im Team ihren
Anteil haben."
Zu den Mitwirkenden zählen die superheiße Rhythm
& Blues-Gruppe Dru Hill, HipHopper Kool Mo Dee und der legendäre
Songschreiber und Sänger Stevie Wonder. Sie alle bringen
ihr spezifisches Talent in den Song ein. Am Anfang des Musikvideos
gibt es eine Partyszene, in der Produzent/Sänger-Superstar
Babyface, die Schauspieler Larenz Tate und Alfonso Ribeiro und
der lateinamerikanische Popstar Enrique Iglesias zu sehen sind.
Die Filmmusik schrieb Oscar-Preisträger Elmer Bernstein.
Er setzt die modernste Tontechnik ein und stellt sie dem Abenteuerambiente
der Story gegenüber, was dem Spaßquotienten in jeder
Szene eine überraschend neue Dimension verleiht.
Barry Sonnenfeld abschließend: "Heiße Action,
epische Landschaftspanoramen, unglaubliche Spezialeffekte und
Erfindungen, überdimensionale Helden - unser Film ist randvoll
davon. Wir haben uns bemüht, der Story den größtmöglichen
unterhaltsamen Rahmen zu verpassen. In diesem Rahmen lassen wir
die Toptalente der Branche aufeinander los, und dann haben wir
einfach zugeschaut, wie ein traumhafter Spaß entsteht."
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