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Tarzan
Edgar Rice Burroughs - Der Vater eines Helden
Edgar Rice Burroughs wurde 1875 in Chicago geboren. Im Alter
von 35 Jahren war er so ziemlich in jedem Beruf gescheitert,
den er ausprobiert hatte. Er hatte als Cowboy gearbeitet, als
Goldwäscher und als Soldat in der Siebenten US-Kavallerie.
Im Jahr 1911 hatte er seinen Tiefpunkt erreicht. Er war verheiratet,
hatte zwei Kinder und mußte seine Armbanduhr und den Schmuck
seiner Frau verpfänden, um Kohle und Lebensmittel kaufen
zu können. Sein jüngster unternehmerischer Versuch
- eine Vertretung für Bleistiftanspitzer - geriet wieder
einmal zu einem Desaster, als das Schicksal dazwischenfunkte.
Als er auf die Berichte seiner Verkäufer wartete, begann
Burroughs, Abenteuergeschichten zu schreiben, um sich die Zeit
zu vertreiben. Zu seinem größten Erstaunen verkaufte
er seine erste Story "Under the Moons of Mars" an das
"All-Story Magazine" für die unglaubliche Summe
von 400 Dollar. Zwar wurde seine zweite Story abgelehnt, aber
mit der dritten traf er ins Schwarze: "All-Story Magazine"
kaufte die Rechte an "Tarzan of the Apes" für
700 Dollar und veröffentlichte die Geschichte im Oktober
1912.
Das Buch
Aber trotz seines Erfolges vergingen weitere zwei Jahre, bis
der frischgebackene Schriftsteller einen Buchvertrag an Land
ziehen konnte. "Tarzan of the Apes", 1914 veröffentlicht,
wurde ein enormer Bestseller.
Burroughs schrieb "Tarzan of the Apes" in gewöhnlicher
Schreibschrift auf die Rückseite von alten Briefen und Fetzen
alten Papiers. Dabei ließ er sich von "In Darkest
Africa", den Memoiren des berühmten Afrikaforschers
H.M. Stanley, ebenso inspirieren wie von seiner eigenen, lebhaften
Phantasie.
Nach diesem Erfolg mauserte sich Burroughs zu einem profilierten
Schriftsteller und gerissenen Geschäftsmann. Er schrieb
23 weitere "Tarzan"-Romane und über 70 andere
Abenteuer, die sich unter anderem mit Reisen zum Mars auseinandersetzten.
Er behielt die Rechte an seiner Tarzan-Figur, verkaufte Lizenzen
für Brot, Bubble Gum und Badeschaum und gilt heute als Pionier
der Merchandising-Kultur.
Als Edgar Rice Burroughs 1919 nach Kalifornien zog und das Anwesen
von General Harrison Gray Otis erstand, nannte er sein neues
Zuhause "Tarzana Ranch". Er verkaufte einen Großteil
des Anwesens, der zur Besiedelung freigegeben wurde. 1930 wurde
eine Poststation in der Gemeinde eröffnet, und die mittlerweile
300 Anwohner schrieben einen Wettbewerb zur Namensgebung ihrer
kleinen Stadt aus. Der Gewinner war "Tarzana" - heute
die Heimat von 50.000 Menschen.
Filme
Burroughs' Dschungelheld eroberte bereits im Jahr 1918 zum ersten
Mal die Leinwand. In der Stummfilmversion von Tarzan spielte
Elmo Lincoln den Herrn des Dschungels. Er gehörte zu den
ersten Filmen in Hollywoods Box-office-Geschichte, die mehr als
eine Million Dollar einspielten. 1932 schlüpfte der Olympiaschwimmer
Johnny Weissmüller in den Lendenschurz - von Tarzan
the Ape Man ("Tarzan, der Affenmensch")
bis hin zu Tarzan and the Mermaids ("Tarzan
in Gefahr", 1949) spielte Weissmüller Edgar Rice
Burroughs' Helden.
Christopher Lambert trat 1984 in Greystoke: The Legend
of Tarzan, Lord of the Apes ("Greystoke
- Die Legende von Tarzan, Herr der Affen") in Weissmüllers
Fußstapfen, und zuletzt mimte Casper van Dien in Tarzan
of the Lost City (1998) den Helden.
Comics
Burroughs allerdings war nie wirklich zufrieden mit den Leinwand-Versionen
seiner Figur. Er beschrieb Tarzan als höchst intelligenten
und gefühlvollen Mann - heldenhaft, attraktiv und, vor allem,
frei. Die meisten Filme stellten ihn als einsilbigen Neandertaler
dar.
Tarzan wurde in allen Bereichen der Unterhaltung zu einem wichtigen
und populären Faktor. Der Künstler Hal Foster zeichnete
den Affenmenschen 1929 als weltweit ersten Abenteuer-Comicstrip.
Zwei Jahre später kam ein ganze kolorierte Seite in einem
Sonntagsblatt hinzu. Der legendäre Künstler Burne Hogarth
führte Fosters Comicstrip fort, und Hörspiele, Comic
Books und Merchandising folgten.
Fernsehen
Als das Fernsehen seinen Siegeszug antrat, fand auch Tarzan
ein neues Medium: Ron Ely spielte den Helden von 1966 bis 1968
in einer Serie. Zuletzt streiften sich Wolf Larson und Joe Lara
für "Tarzan: The Epic Adventures" den
Lendenschurz über.
Tarzahn heute
Edgar Rice Burroughs starb im Jahr 1950, aber sein Held lebt
weiter. Heute, 87 Jahre nach dem ersten öffentlichen Auftritt
von Tarzan, gehört die Figur zu den beliebtesten Ikonen
der Pop-Kultur. Die Erstausgabe von "Tarzan of the Apes"
wird unter Sammlern mit rund 50.000 Dollar gehandelt. Burroughs
selbst ist das Thema einer jüngst erschienenen Biographie
von John Taliaferro mit dem Titel "Tarzan Forever".
Laut Danton Burroughs, dem Enkel des Autors und Manager des
höchst erfolgreichen Familienunternehmens Edgar Rice Burroughs
Inc., hätte Disneys Tarzan seinem Großvater
sicherlich gefallen. "Als ich den Film sah", erinnert
er sich, "war ich hingerissen, weil ich Tarzan endlich so
auf der Leinwand sah, wie ihn mein Großvater immer beschrieben
hatte. Der Umgang zwischen Tarzan und seiner Affenmutter ist
im Buch sehr bewegend, und ich war verblüfft, als ich das
visualisiert sah.
Und die Zeichner haben die Vision meines Großvaters umgesetzt,
daß Tarzan beinahe durch die höheren Gefilde des Dschungels
fliegen kann. Er hat diese wundervollen Szenen beschrieben, in
denen sich Tarzan hinunterstürzt, nach Ästen und Lianen
greift und wie ein Tornado durch die Bäume fegt. Glen Keane
hat dies in phantastischen Szenen eingefangen. Ich war begeistert,
und ich glaube, die Welt wird eine große Überraschung
erleben, wenn sie sieht, wie die Magie Disneys den Roman meines
Großvaters zum Leben erweckt hat. Er und mein Vater hätten
diese umwerfende Verfilmung geliebt."
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