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Für das Leben eines Freundes
Produktionsnotizen
"Die Geschichte könnte von dir oder mir handeln. Sie
könnte leicht jedem von uns passieren", erklärt
Regisseur Joseph Ruben den besonderen Reiz an seinem Film. "Für
Das Leben Eines Freundes handelt von Entscheidungen, die
wir fällen müssen, von zwei Freunden, die einer Entscheidung
auf Leben und Tod gegenüberstehen - und von den großen
Opfern, die das erfordert. Letztlich läuft alles auf die
grundsätzliche Frage hinaus: Würdest du dein Leben
für jemanden riskieren, den du gerade mal fünf Wochen
kennst?"
Während das Leben von Lewis buchstäblich am seidenen
Faden hängt, wird die Figur des Sheriff zum Angelpunkt des
Films. Vince Vaughn für die Rolle dieses vielschichtigen
Typen zu besetzen, war keine Kopfentscheidung, sagen Ruben und
Produzent Steve Golin gleichermaßen. "Als ich Swingers
(1996) sah, wußte ich, daß Vince das Zeug dazu hat,
die Rolle von Sheriff zu übernehmen", erinnert sich
Golin. "Er bringt die Menschlichkeit und den Sinn für
Humor mit ein, die Sheriff letztlich ausmachen." Für
Ruben fiel die Entscheidung schon in dem Augenblick, als Vaughn
den Raum betrat: "Ich dachte, dieser Typ ist Sheriff - ich
wußte, wir hatten unseren Hauptdarsteller."
Vaughn selbst war von der Story fasziniert: "Du guckst
dir die Entwicklung der Charaktere an und denkst 'Was würdest
du selber tun, wenn dir so etwas passierte? Würdest du für
diese Person eintreten? Oder würdest du dich nur dir selbst
verpflichtet fühlen und es nicht tun?' Ich weiß nicht,
ob es da eine richtige Antwort gibt. Für mich geht es in
diesem Film um etwas sehr Unfaires und Hartes, das drei sehr
jungen Kerlen passiert. Sie sind mit extremen Situationen konfrontiert,
die viel Reife erfordern, und sie müssen
damit umgehen können."
Die Tiefe dieser Gefühle zu erforschen, das ganze Ausmaß
von Bestürzung und Angst, war für Regisseur Ruben und
Drehbuchautor Wesley Strick der besondere Reiz. Auf diesem Gebiet
wandelten sie bereits öfter. Es war Ruben, der Strick ins
Spiel brachte, nachdem er den ersten Drehbuchentwurf von Bruce
Robinson (Goldene Palme 1984 für The Killing Fields
- Schreiendes Land) gelesen hatte.
"Ich wollte etwas machen, das quasi auf der Wirklichkeit
basiert - was wäre, wenn", erläutert er. "Wer
erinnert sich nicht an den Amerikaner, der in Singapur wegen
eines Graffitis zur Prügelstrafe verurteilt wurde? Ich erinnere
mich an den Fall eines Australiers, der in Malaysia wegen eines
Drogendeals gehängt wurde. Seine Mutter wollte ihn retten,
indem sie mit der Presse sprach - aber der Schuß ging nach
hinten los. Die Regierung reagierte aufgebracht und vollzog die
Todesstrafe."
Die Rolle der Medien also - an diesem Punkt hakte Strick ein.
Die Figur der M.J. Major wurde zusätzlich eingeführt,
um den auf Beth lastenden Druck und die damit verbundene Spannung
noch zu erhöhen: Die Journalistin ist ein weiterer Brocken,
der ihr in den Weg fällt, und der sie zwingt, für das
Leben ihres Klienten eine heikle Abmachung einzugehen.
Für Jada Pinkett Smith sind Beth und M.J. zwei zielstrebige
Frauen. Der Unterschied zwischen beiden liegt für sie jedoch
in der Verpflichtung für Lewis' Wohlergehen. "Ich glaube
nicht, daß M.J. als Journalistin sich um die Konsequenzen
ihres Tuns für Lewis schert", erklärt sie. "Es
scheint brutal, aber manchmal glaube ich, der härteste Feind
ist dein eigenes Ego. M.J. würde alles dafür tun, um
die Story zu bekommen."
Und Beth wiederum ist zu allem bereit, um diese Story zu verhindern.
Darstellerin Anne Heche führt aus: "Beth erinnert M.J.
an das Schicksal des Amerikaners in Singapur. Sie versucht, sie
davon zu überzeugen, daß es viele Dinge gibt, die
andere Länder tun würden, nur um Amerika ihre Stärke
zu demonstrieren. Ich glaube nicht, daß M.J. bösartig
ist. Journalisten wollen nun einmal die Wahrheit veröffentlichen,
und sie denkt, sie habe das Recht, die Story zu drucken, von
der sie denkt, daß sie einen positiven öffentlichen
Druck erzeugen könnte."
Aber nicht nur M.J. bereitet Beth Kopfzerbrechen - die Liaison
mit Sheriff verkompliziert alles noch mehr. Anne Heche hat dazu
eine feste Überzeugung: "Immer wenn zwei Menschen zusammentreffen
und harte Zeiten miteinander teilen, werden sie gegenseitig ihre
wunden Punkte entdecken. Hier ist aber ein anderer Typ Held gefragt
als in der Komödie Six Days, Seven Nights (Sechs
Tage, Sieben Nächte, 1997), die ich zuvor mit Harrison
Ford drehte. Dieser untypische Held in Für Das Leben
Eines Freundes ist mir lieber. Ihm geht es nämlich
nicht darum, ein Held zu sein, sondern darum, seine Seele zu
finden."
Die Liebesgeschichte wie auch das Journalistenmotiv sollen als
Nebenstränge die ganze Tragweite der Entscheidungen von
Lewis, Sheriff und Tony zusätzlich betonen. "Wir wollten,
daß jeder der drei Freunde diesen Gedankenprozeß
auf seine ganz eigene Weise vollzieht", erklärt Autor
Strick das Konzept. "Das gilt vor allem für Lewis.
Es blieb nur wenig Zeit, ihn einzuführen, und wir mußten
es schaffen, daß das Publikum mit ihm leidet. Bei Tony
hingegen galt es, ihn so lebhaft und rational wie möglich
darzustellen, als jemanden, der jederzeit bereit ist, zum Held
zu werden."
Für David Conrad ging dann auch die Herausforderung, die
Rolle des Tony zu spielen, weit über das Script hinaus.
"Es gibt Drehbücher, in denen ist alles vorgeschrieben",
stellt er fest. "Meistens kann man daran, wie man seinen
Part zu spielen und zu sprechen hat, nicht mehr sehr viel ändern,
die Handlung steht sowieso im Vordergrund. Ein zentrales Element
für die Story bei Für Das Leben Eines Freundes
ist jedoch, daß gleich am Anfang das Verhältnis der
drei Jungs untereinander und auch ihre Gefühle klar werden
müssen. Und das kann in keinem Script festgeschrieben werden.
Es war die Herausforderung an mich, Vince und Joaquin, die Figuren
lebendig werden zu lassen: Die Unterschiede in den Beziehungen
untereinander mußten klar werden. In dieser Hinsicht ist
der Film wirklich außergewöhnlich."
Die Wahl des richtigen Schauspielers für die Rolle des
Lewis war schließlich ein ganz entscheidender Punkt für
die Glaubwürdigkeit des Films. "Ezra Swerdlow, der
Ausführende Produzent, schlug Joaquin Phoenix vor, und jeder
im Raum mochte die Idee", erinnert sich Joseph Ruben. "Joaquin
hat die Verletzlichkeit, die Lewis haben muß. Wir brauchten
einen Charakter, der die Zuschauer aufwühlt, der ihnen womöglich
gar das Herz bricht."
Die Hingabe, mit der sich Phoenix der Rolle widmete, faszinierte
aber nicht nur den Regisseur und seine Schauspielerkollegen.
"Da ist diese Szene, wo er durch den Gefängnishof geführt
wird", erzählt Produktionsdesigner Bill Groom. "Ich
sah, wie er sich darauf vorbereitete, indem er seinen Kopf an
den Stahlzaun schlug - um den Schmerz wirklich zu spüren."
Für Joaquin Phoenix ist Lewis ein durch und durch unschuldiger
Charakter: "Es gibt bei ihm etwas sehr Reines und Optimistisches.
Wieso einem so freundlichen Menschen solche Ungerechtigkeit widerfahren
kann, fragte ich mich ständig. Warum Lewis?" Und im
Hinblick auf Sheriffs und Tonys Dilemma ist sich Phoenix sicher:
"Ich würde für meinen Freund zurückgehen.
Aber ich verstehe auch ihre Angst und ihr Widerstreben."
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