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Pünktchen und Anton
Produktionsnotizen
Caroline Links Kinofilm "Pünktchen und Anton"
ist - neben der 1953 unter der Regie von Thomas und Erich Engel
entstandenen Version - die zweite Verfilmung des frohmütigen,
populären Buchs von Erich Kästner.
Für die Drehbuchautorin und Regisseurin Caroline Link war
es eine Herausforderung, die Erzählung von Erich Kästner,
der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, als humorvolldramatische
Geschichte aus dem gegenwärtigen Alltag zu erzählen.
Wie das Buch, so lebt auch der Film von der herzerfrischend
heiteren Munterkeit Pünktchens und ihrem gleichaltrigen
Freund Anton. Dennoch - der Film hat alles, was an die postinflationären
30er Jahre erinnert, abgeschüttelt.
Nicht nur, daß die Figuren aktualisiert wurden - aus dem
Kindermädchen Fräulein Andacht wurde das Au-Pair-Mädchen
Laurence, aus Robert dem Teufel wurde der Kellner Carlos, Herr
Pogge ist nicht Fabrikdirektor, sondern Herzchirurg, Frau Pogge
gibt ihrem Leben mit Wohltätigkeitsempfängen einen
Sinn und die Kinder verkaufen nicht mehr Streichhölzer und
Schnürsenkel.
Für die Münchner Filmemacherin war es ebenso wichtig,
die bei Kästner moralisch stark eingefärbte Erzählung
einem breiten Kinopublikum unterhaltsam, ohne erhobenen Zeigefinger
und zeitgemäß darzubieten, ohne aber "Pünktchen
und Anton" zu einer spaßigen Klamotte zu verflachen.
"Unsere Ambitionen", so das Produktionsteam, "gingen
von Anfang an in die Richtung einer sensibel und leicht erzählten
Mischung aus Komödie und Drama mit spritzig-witzigen Dialogen,
die die Ereignisse mit Ironie kommentieren und Humor und Spaß
in den Film bringen unter Beibehalt der Kästnerschen Grundidee
von einer starken Freundschaft über soziale Gegensätze
hinweg."
Sehr früh entstand auch die Idee, der temporeichen Handlung
illusionistische, phantasiereiche Momente, wie das Lied von Herrn
Neppich zum Beispiel, entgegenzuhalten. Elli Gasts Schattenspiele
und Pünktchens erster U-Bahn-Auftritt mit Straßenmusikern
aus aller Welt sind in dieser Kategorie wohl zwei unvergeßliche
Szenen.
"Pünktchen und Anton" ist die erste
von drei noch folgenden Kästner-Verfilmungen, die die Bavaria
Filmverleih- und Produktions-GmbH, Uschi Reich, gemeinsam mit
Lunaris Film, Peter Zenk, in nächster Zeit realisieren wird.
Casting
"Das Schwierigste bei der Arbeit mit Kindern ist die
Besetzungsentscheidung.
Kinder sind keine Profis, und sie sind nicht unbegrenzt wandelbar.
Die Persönlichkeit der Kinder und der Charakter der Rolle
müssen in einem hohen Grad übereinstimmen.", erklärt
Caroline Link die lange Suche nach den Kinderdarstellern.
Über 2000 Neun- bis Elfjährige haben die Regisseurin,
die Castingagentin Nessie Nesslauer und die Produzenten Uschi
Reich und Peter Zenk zu Tests eingeladen. Daß schließlich
Elea Geissler aus Frankfurt und der Münchner Max Felder
die Rollen bekamen, hat folgende Gründe:
Elea brachte sowohl eine spielerische Pfiffigkeit und selbstbewußte
Munterkeit mit, die für die Charakterisierung Pünktchens
unabdingbar sind, wie auch die Fähigkeit, ernste und traurige
Situationen sensibel nachzuempfinden und darzustellen, ohne dabei
jemals oberflächlich zu erscheinen.
Für Max Felder hingegen sprach neben seiner Spielfreude
und seiner positiven Ausstrahlung auch die ihm eigene Ernsthaftigkeit,
durch die man ihm seine Rolle als Junge, der mit schwierigen
Lebensumständen zu kämpfen hat, sofort abnahm.
Nicht weniger anspruchsvoll verlief das Casting der Erwachsenenrollen.
Mit Meret Becker als alleinerziehende Mutter, die einst eine
künstlerische Karriere anstrebte, aber ihr Geld als Kellnerin
verdienen muß, mit Juliane Köhler als eleganter Wohltätigkeitsbotschafterin
mit Hang zu Migräne und Hysterie, mit August Zirner als
sanfter und distinguierter Vater, mit Gudrun Okras als mütterliche,
handfestpraktische Haushälterin, mit Sylvie Testud als kameradschaftlich-legeres
Au-Pair-Mädchen und mit Benno Fürmann als halbseidener
Frauenheld Carlos ist ein Reigen renommierter Schauspieler vereint,
der auch sogenannte Nebenrollen nie zu Randfiguren abfallen läßt.
Am Set
Gedreht wurde der Film an vielen Originalschauplätzen Münchens
und Umgebung: Pünktchens Gesangsnummer im Stachus-U-Bahngeschoß,
die Eisdielenszenen in einem extra gebauten Eissalon in Thalkirchen,
die Ausreißerpassage im VW-Bus auf dem Mittleren Ring.
Die luxuriöse Villa liegt am Starnberger See.
Erschwert wurden die Dreharbeiten durch die gesetzlichen Vorschriften.
Nur fünf Stunden dürfen Kinder täglich am Set
sein. Auch strenge Ruhepausen müssen eingehalten werden.
Das bedeutete Konzentration und Disziplin vor und hinter der
Kamera.
Dennoch weiß Caroline Link, daß Kinder am Set eine
harmonische, entspannte Atmosphäre benötigen, "um
ihre eigene Kreativität zu entfalten". Daß dieses
ungeschriebene Gesetz nicht überschritten wurde, war unter
anderem dem großen Teamgeist aller Beteiligten zu verdanken
und auch Caroline Links augenzwinkernden Kritiken an ihren Darstellern:
"Wer sich jetzt noch mal verspricht, wird entlassen."
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