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Szene

Gerechte und Gerächte

Sobald Helgeland Mel Gibsons unter dem Warner-Bros.-Dach angesiedelte Produktionsfirma Icon Productions erst einmal hinter sich hatte, lief das Projekt wie am Schnürchen. Und die Suche nach geeigneten Darstellern war eröffnet.

"Mir lag viel daran, mit ausdrucksstarken Charakterdarstellern zu arbeiten", sagt Helgeland. "Also Schauspieler mit tollen Gesichtern, die man aber nicht zu häufig auf der Leinwand sieht."

Den Zuschlag für die Schlüsselrolle des Val Resnick, Porters verräterischen Komplizen, bekam Gregg Henry, der sich mit eindrucksvollen Parts in Brian De Palmas "Body Double" (Der Tod kommt zweimal), "Raising Cain" (Mein Bruder Kain), "Scarface", aber auch in etlichen Fernsehfilmen und Bühnenrollen einen Namen gemacht hatte.

"Ich schaute mir Greggs Demo-Band an", sagt Helgeland. "Und sofort klickte es: genau den Typen suchte ich. Gregg gelingt hier etwas sehr Kompliziertes: Wenn wir Val im Film erleben, läuft es uns kalt über den Rücken, aber dennoch impft ihm Gregg echte Komik ein - so etwas läßt sich nur sehr schwer bewerkstelligen. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen, und gleichzeitig wirkt er wirklich gruselig, wenn er richtig durchdreht."

"So ein Rolle wie den Val bekommt man nur einmal im Leben", stellt Henry fest. "Er steht auf schicke Klamotten, schätzt edlen Zwirn, ist ein Sadist mit einem Lächeln auf den Lippen. Er spezialisiert sich auf Raubüberfälle. Er wünscht sich nichts mehr, als in das Outfit-Syndikat aufgenommen zu werden, und deshalb versucht er sich in der Unterwelt nach oben zu arbeiten."

"Val ist sinnlicher als Porter", fügt Gibson hinzu. "Ein Psychopath - eher schlampig und noch extremer, ausgeflippter. Gregg ist die Idealbesetzung. Er lotet die Rolle bis zum Anschlag aus; als Val zieht er ausnahmslos alle mit in den Schlamassel. Er geilt sich daran auf, andere zu terrorisieren, obwohl er selbst vor physischer Gewalt Angst hat: Er schlägt nur Gegner zusammen, die sich nicht wehren können. Nicht einmal mit einer Frau bringt er eine normale Beziehung zustande. In der Story brauchen wir jemanden, der den schlimmen Porter weniger schlimm aussehen läßt - und Val erfüllt diese Funktion ganz fabelhaft."

Die Rolle der Rosie, der Edelnutte aus Porters Vergangenheit, vertraute Helgeland Maria Bello an, die in einer Staffel der Emmy-preisgekrönten TV-Serie "ER" (Emergency Room - Die Notaufnahme) als Dr. Anna Del Amico äußerst positiv auffiel.

"Ich habe im Besetzungsbüro einen Stapel Lebensläufe durchgesehen", berichtet Helgeland. "Da fiel mir eine Kassette in die Hände, auf der der Name Maria Bello stand. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war, also legte ich die Kassette ein. Und sofort wurde mir klar, daß ich Rosie gefunden hatte."

"Als ich das Angebot bekam, mußte ich zunächst davon ausgehen, daß sich die Dreharbeiten unmöglich mit dem ER-Drehplan vereinbaren ließen", erzählt Maria Bello. "Doch Brian hat mich trotzdem zu einem Treffen in ein Restaurant eingeladen. Ich komme also rein, und da sitzen drei Managertypen in Anzügen. Ich überlege noch, welcher der drei wohl der Regisseur ist, da sehe ich so einen Typ in kurzen Hosen, Flanellhemd und Wanderstiefeln. Und er grinst: ,Na, wie läuft's denn so?'" Maria Bello seufzt: "In dem Moment spürte ich: Den Typen werde ich so schnell nicht vergessen."

Sie fährt fort: "In diesem Film gibt es nur sehr ungewöhnliche, starke Frauenfiguren, selbst wenn keine von ihnen eine weiße Weste hat. Rosie ist die einzige, der Porter vorbehaltlos trauen kann - das Band zwischen ihnen hält. Sie waren früher einmal zusammen, und sie bedauern beide sehr, daß es vorbei ist... Es gibt so viele Gemeinsamkeiten, so viel ist passiert in jenen Tagen, sie hätten mehr an dieser Beziehung arbeiten sollen, aber sie haben es vermasselt."

Als nächster auf Helgelands Liste stand David Paymer, der die Rolle des Stegman übernahm: Stegman ist der Pate einer miesen kleinen Taxi-Mafia, der sich danach sehnt, in das Outfit-Syndikat aufgenommen zu werden. Als Billy Crystals übel ausgenutzter Bruder in "Mr. Saturday Night" (Der letzte Komödiant - Mr. Saturday Night) wurde Paymer für den Oscar und den Golden Globe nominiert.

"Porter will seine Rache, und er braucht mich, um an sein Geld heranzukommen", erklärt Paymer. "Ich versuche ihn übers Ohr zu hauen, was aber danebengeht. Stegman ist so eine Art optimistischer Trottel. Er sitzt in der Gosse, baut aber große Luftschlösser. Immer wieder versucht er in der Liga der großen Jungs zu spielen, aber er packt es einfach nicht. Alle seine Pläne führen direkt in die Katastrophe. Er leitet eine Taxi-Mafia, mischt bei Schutzgeldern und im Lotto mit, ein bißchen Glücksspiel, ein paar Drogen. Aber er will aufsteigen in der Unterwelt. Er möchte etwas darstellen wie Val, ihn womöglich gar überholen. Aber das klappt leider nicht ganz so, wie er sich das vorstellt."

"Stegman ist ein Duckmäuser und Schleimer, eine Ratte", fügt Gibson hinzu. "Und er spielt die Ratte hoch zehn. Wir alle kennen Menschen, die sich so verhalten, aber in Stegmans Fall werden diese Eigenschaften bis ins Extrem übersteigert."

"Am Ende stellt sich heraus, daß ich ein echter Loser bin", gibt Paymer zu. "Aber mit Mel Gibson in den Clinch gehen und mit einer Kanone herumfuchteln, während mir die Kugeln um die Ohren fliegen - so was darf ich als Schauspieler viel zu selten."


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