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eXistenZ
Produktionsnotizen
Er gilt als Meister des hintersinnigen und kultivierten Schreckens:
Drehbuchautor, Produzent und Regisseur David Cronenberg. Nach
Filmen wie Naked Lunch - Nackter Rausch oder Crash
hat der Kanadier mit eXistenZ wieder ein völlig
neuartiges Drehbuch verfaßt.
Inspiriert wurde er durch das Schicksal des sich ständig
auf der Flucht befindenden Schriftstellers Salman Rushdie ("Satanische
Verse"). Cronenberg hatte im Sommer 1995 mit dem Autor ein
Interview für einen Zeitschriftenartikel geführt. Dabei
kam ihm der Gedanke, einen Film über einen Künstler
zu machen, der sich aus religiösen oder philosophischen
Motiven unversehens auf dem Index wiederfindet und dadurch gezwungen
ist, von einem Versteck ins andere zu flüchten.
"Aus diesem Grund benutze ich in meinem Drehbuch den Begriff
Fatwa - ein von Mullahs ausgesprochenes Todesurteil ", so
Cronenberg. "Ich beschloß jedoch, aus dem Schriftsteller
lieber einen Erfinder von Computerspielen zu machen, da ich finde,
daß Menschen, die solche Spiele kreieren, durchaus Künstler
sind."
Die Unterhaltung zwischen Cronenberg und Rushdie drehte sich
am Ende tatsächlich um die Frage, ob ein Computerspiel jemals
ein Kunstwerk sein kann oder nicht - obwohl sich Cronenberg zu
diesem Zeitpunkt über sein Vorhaben, Rushdies Situation
zum zentralen Motiv eines Films zu verwerten, noch nicht äußerte.
Die Idee, sich selbst an dem Spiel zu beteiligen, kam ihm erst
nachträglich. Als das Konzept des Drehbuches noch in der
Anfangsphase steckte, beabsichtigte Cronenberg noch keineswegs,
sich in den Spielverlauf einzuschalten. "Ich war der Meinung,
es würde ein Film über einen Erfinder von Computerspielen
werden, der vor Fanatikern auf der Flucht ist.
Als ich dann anfing, das Drehbuch zu schreiben, setzte ich alles
daran, selbst Teil des Spiels zu werden und deshalb dachte ich:
Also, wenn ich schon unbedingt daran teilnehmen möchte,
dann wird wohl das Publikum denselben dringenden Wunsch haben.
Ich wollte niemandem dieses Vergnügen vorenthalten, selbst
wenn es möglicherweise auch ein raffiniert surrealistischer
Ansatzpunkt gewesen wäre, nicht Teil des Spieles zu werden.
Ich war einfach neugierig, wohin mich das Ganze führen würde."
Das Resultat ist ein überwältigendes Konzept in brillanter
Cronenbergscher Tradition. "Es schien mir, als ob Menschen,
die sich mit Computer- und Videospielen beschäftigen, in
Wirklichkeit versuchen, immer mehr mit dem Spiel eins zu werden",
erklärt Cronenberg. "Die Vorstellung, daß man
ein Spiel direkt an das Nervensystem des Spielers ankoppeln könnte,
war für mich die logische Konsequenz der Tatsache, daß
man bereits Computerspiele mit vernetzten Brillen und Handschuhen
spielt. Die logische Folge dieses noch unausgereiften Verfahrens
ist für mich die direkte Verbindung des Spiels mit dem Nervensystem.
Deshalb ging ich diesen kleinen Schritt weiter - wenn ich mit
dem Spiel eins sein will, dann will auch das Spiel mit mir eins
sein."
Die Trägersubstanz für das Spiel entwickelte sich
zu einer Art Lebewesen. "Es ist tatsächlich ein Versuch,
die Grenzen zwischen Realität und Fantasie zu verwischen
und die Fantasie in eine wirkliche, körperliche und lebendige
Form zu bringen. Es ist das Fleisch gewordene Spiel", so
Cronenberg.
Cronenberg entwickelte ein komplett neues Vokabular für
das Spiel. eXistenZ wird in ein "MetaFlesh Game-Pod",
in eine "Meta-Gewebe-Spieleinheit" programmiert, an
der eine Art Nabelschnur, eine sogenannte "UmbyCord"
befestigt ist, die ihrerseits an ein "Bioport", einer
Art Bio-Schnittstelle, angeschlossen ist. Dieses "Bioport"
befindet sich am unteren Teil der Wirbelsäule des Spielers.
Die Energie des Spielers wird somit an das Spiel weitergegeben.
Jeder Spielgang ist von seinen Teilnehmern abhängig und
verläuft daher jedesmal auf unterschiedliche Art und Weise.
Man muß das Spiel spielen, um herauszufinden, warum das
Spiel überhaupt gespielt wird. Dabei können sich mehrere
Personen gleichzeitig an das Spiel anschließen. Auf diese
Weise miteinander verbunden, treten die Spieler eine gemeinsame
Reise voller fantastischer und surrealistischer Abenteuer an,
so wie die Figuren im Film, die von Jennifer Jason Leigh und
Jude Law verkörpert werden.
Dieses Spiel wurde zur perfekten Plattform für zwei Lieblingsthemen
Cronenbergs: zum einen die Frage, bis zu welchem Grad man imstande
ist, persönliche Gegebenheiten als Realität zu erkennen,
und zum anderen die Vorstellung, daß ein schöpferischer
Akt für seinen Urheber ein gefährliches Unterfangen
sein kann. "Dies sind die beiden Pole, zwischen denen sich
die Grundidee von eXistenZ bewegt. Dieser Film stellt
sozusagen eine Verbindung zu meinen früheren Filmen Crash,
Videodrome, Naked Lunch und auch M. Butterfly
her", erklärt David Cronenberg.
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