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Deep Blue Sea
Und der Haifisch, der hat Zähne...
Noch bevor der erste Schauspieler besetzt war, fast ein Jahr
vor Beginn der Dreharbeiten, arbeiteten die Filmemacher bereits
am dynamischen Zentrum des Films: sie setzten alles daran, die
Haie so echt und bedrohlich wie nur möglich darzustellen.
Zu diesem Zweck wurde ein Team von meisterhaften Experten zusammengestellt,
die schon bei vielen Projekten meist putzige, manchmal auch bitterböse
Tiere realistisch auf die Leinwand gezaubert hatten. Dazu gehörten
Produktionsdesigner William Sandell; der Fachmann für die
Hai-Sequenzen, Walt Conti; der Leiter des Teams für Computer-Effekte,
Jeffrey Okun; und der Chef der Special Effects, John Richardson.
",Der weiße Hai' ist ein Klassiker, das
möchte ich hier noch einmal unmißverständlich
festhalten", führt Renny Harlin aus. "Und das
Geheimnis für den Erfolg des Films liegt darin, daß
der Hai nicht allzuoft zu sehen ist, vor allem weil man mit der
damaligen Technik ein solches Tier nicht überzeugend ins
Bild bekommen konnte. Man kehrte also diesen Nachteil in sein
Gegenteil um.
Aber inzwischen sind 25 Jahre vergangen, die Zuschauer haben
sich an Animatronik und im Computer generierte Bilder gewöhnt,
man muß ihnen einfach mehr bieten. Um höchsten Realismus
zu gewährleisten, stellen wir animatronisch bewegte Haie,
digital erzeugte Haie und Aufnahmen von echten Haien nebeneinander.
Zusammengenommen ergeben sie das bruchlose Bild von Tieren, die
so aussehen wie echte Haie und sich auch so bewegen.
Am Anfang des Films werden die handelnden Personen vorgestellt,
und dann führen wir langsam die Haie ein, indem wir demonstrieren,
wozu sie fähig sind. Wir zeigen buchstäblich das ganze
Monster im Zusammenspiel mit den Darstellern ... wir verheimlichen
nichts."
Das "Hai-Team" deckte sich zunächst mit Videodokumentationen
ein und analysierte eine gewaltige Menge Filmmaterial, oft von
Einzelbild zu Einzelbild, um die Bewegungen und die Persönlichkeit
der vollkommensten Killermaschinen der Welt zu verinnerlichen.
Das ehrgeizige Ziel bestand darin, die Natur perfekt zu kopieren
- nicht mehr und nicht weniger.
Dazu Conti: "Bei der Darstellung von Haien muß man
vor allem ihr Energiepotential anschaulich machen. Sie schwimmen
vergleichsweise langsam herum, aber wenn sie zuschnappen, setzen
sie eine unglaublich explosive Energie ein. Meistens wirken Haie
eher lethargisch. Unsere schwierigste Aufgabe bestand also darin,
das Tempo und die Gewalt dieses Zubeißens zu imitieren.
Die Kiefer der Haie schwimmen buchstäblich in ihren Köpfen
und erlauben ihnen eine ganz eigentümliche Bewegungsfreiheit.
Soweit ich weiß, sind wir das erste Animatronik-Team, das
alle Aspekte des Hai-Kiefers bis ins Detail nachahmt."
Conti stimmt Harlin zu, für frühere Filmproduktionen
standen die heute möglichen Effekte bei der anatomischen
Darstellung des Haikörpers einfach nicht zur Verfügung.
"Unser Ansatz war: Wir erschaffen den Hai neu. Grundsätzlich
versuchten wir den Hai als Ganzes, in einem Stück darzustellen.
Unsere Haie können tatsächlich eigenständig schwimmen.
Wir haben uns nicht auf einzelne Funktionen (zubeißen,
angreifen) konzentriert, sondern den kompletten Hai erschaffen",
sagt Conti.
Aber nicht nur einen, sondern vier und einen halben Hai. Dr.
McAlesters Experiment besteht darin, die erste Generation, ein
Hai-Paar (beide etwa 5 m lang und 900 kg schwer), genetisch zu
manipulieren. Die beiden pflanzen sich fort und bringen das Monster
der zweiten Generation hervor: 8 m lang und 3600 kg schwer. Für
die Dreharbeiten konstruierte Contis Team drei Haie der ersten
Generation und eineinhalb Haie der zweiten Generation, die alle
vom Drehbuch geforderten Bewegungen ausführen konnten.
Daß der Mako für die Monster Modell stehen sollte,
stellte die Techniker vor weitere Probleme. Der Mako ist der
schnellste Fisch der Meere. Jedes Detail der Schwimmbewegungen,
jede Schattierung der Hautoberflächenstruktur und -färbung
wurde von Contis unbestechlichem Auge geprüft. Und im Innern
der perfekt nachgeahmten, gummihäutigen Tiere schlug das
Herz eines winzigen Spaceshuttle.
"Das komplexe Innenleben läßt sich eigentlich
nur mit der Weltraumtechnik vergleichen. Schaltpläne für
die Hydraulik und Elektronik haben wir uns von der Flugzeugtechnik
ausgeborgt. Gelenkt wird das alles von einem Computerhirn, in
dem wir exakte Bewegungen vorgeben können. Dadurch können
wir genau getimte Bewegungsabläufe programmieren und per
Knopfdruck beliebig oft wiederholen", sagt Conti.
Contis Haie konnten derart präzise und komplizierte Bewegungen
ausführen, daß die Filmemacher sie sogar auf eine
höhere Rangstufe beförderten: sie durften in einer
Szene auftreten, die ursprünglich Okuns Team für Computer-Effekte
übernehmen sollte.
Dabei handelt es sich um die Schlüsselszene, in der das
Aquatica-Team dem Hirn des betäubten Mako eine Gewebeprobe
entnimmt. Sekunden später schnappt er zu und verstümmelt
ein Besatzungsmitglied.
Conti erklärt: "Zunächst waren wir alle davon
ausgegangen, daß wir in dieser Einstellung Computer-Effekte
einsetzen würden. Doch dann schlug Stunt-Coordinator R.
A. Rondell vor, wir sollten doch mal unseren Hai ausprobieren.
Im Grunde meines Herzens hatte auch ich die ganze Zeit gehofft,
daß man uns eine Chance geben würde.
Wir programmierten den Hai also derart, daß er vorschnellte,
den Arm des Crewmitglieds packte und abriß. Etwa zehn Kameras
filmten das gleichzeitig... und es sieht einfach toll aus. In
der Einstellung verzichten wir ganz auf Tricks: Der Hai schnellt
wirklich vorwärts und reißt den Arm ab - in einer
Bewegung. Da gibt es keine Schnitte, und dank unserer Technologie
wirkt das absolut glaubwürdig."
Produzent Riche bürgt für die Echtheit von Gen 1 und
Gen 2: "Ich bin selbst begeisterter Taucher. Als ich in
Palau war, haben mich 20 Haie umzingelt. Und zwischen denen und
unserem im Film gibt es keinen Unterschied. Ein paar von unseren
Schauspielern mußten wir anfangs wirklich überreden,
bevor sie zu ihnen ins Wasser stiegen."
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