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Der Ball
Produktion und digitale Effekte
Regisseur Dany Deprez und Autor Jean-Claude Van Rijckeghem arbeiten
seit 1990 zusammen, als sie mit "Papierhelden"
eine Dokumentarserie über die Geschichte des belgischen
Comics drehten. 1991 fingen sie an, mit der Idee zu spielen,
gemeinsam eine Spielfilm zu drehen. "Dany erzählte
mir von diesem Werbespot, den er für ein Sportzentrum gedreht
hatte. Darin verfolgte die Kamera einen Ball, der im ganzen Sportzentrum
herumhüpft. So kamen wir auf die Idee, eine ganze Geschichte
zu entwickeln, die sich um einen lebendigen Zauberball dreht",
erinnert sich Jean-Claude Van Rijckeghem.
1993 nahm das Projekt konkrete Gestalt an. Ein erstes Treatment
wurde eingereicht und erhielt Fördermittel. 1994 war die
erste Drehbuchversion fertig. "An diesem Punkt beschlossen
Jean-Claude und ich, eine Produktionsfirma zu gründen, um
die Kontrolle über die kreativen Entscheidungen und die
Verantwortung für das Projekt selbst in der Hand zu haben",
schildert Dany Deprez die Anfänge der Firma 'A Private View'.
Es folgten noch mehrere Drehbuchversionen, und immer mehr Produzenten
und Geldgeber begannen, sich für das Projekt zu interessieren.
A Private View brachte etwa fünfzig Prozent des 4,8-Mio-DM-Budgets
zusammen. Der Rest wurde durch vier Koproduzenten finanziert,
nämlich B&T Film Produktion (Rudi Teichmann, Deutschland),
Sigma Pictures Productions (Matthijs Van Heijningen, Niederlande),
TiMe Film- und TV-Produktion (Wolfram Tichy, Deutschland) und
Escapade Films Productions (Benoît Dufrasne, Belgien).
"Wir haben darauf geachtet, eine Geschichte für, mit
und über Kinder von heute zu erzählen", erklärt
Jean-Claude Van Rijckeghem. "Sie leben in einer trostlosen
Vorstadt, in der es keinen Platz zum Spielen gibt und wo überall
Müll herumliegt. Es ist eine realistische Welt, die wir
um ein fantastisches Element bereichert haben: einen lebendigen
Ball."
1996 entstanden die Storyboards, und es fanden Probeaufnahmen
mit traditionellen Spezialeffekten statt. "Wir haben herumgespielt
und alles mögliche ausprobiert. Vor allen Dingen haben wir
versucht, einen Ball zu verwenden, der an Drähten hing und
von einem Puppenspieler bewegt wurde. Diese Tests haben uns überhaupt
nicht überzeugt", sagt Dany Deprez. "Dann haben
wir uns dafür entschieden, teilweise digitale Effekte zu
verwenden, die erst in der Postproduktion eingefügt werden,
und anderenteils mechanische Effekte mit einem mechanischen Ball
vor Ort. Es war ungemein wichtig, daß die Digitalaufnahmen
nahtlos zu den Aufnahmen mit dem echten Ball paßten. Uns
war klar, daß der Erfolg des Films davon abhing, wie glaubwürdig
wir den Charakter des Balls hinbekamen."
Die Storyboards dienten dann als Orientierungshilfe bei der
Einteilung der Tricks in mechanische und digitale Effekte. Bei
den Dreharbeiten mußten die Bilder für die Digitaleffekte
dreimal gefilmt werden: Eine technische Referenzaufnahme ohne
Ball und Schauspieler zum Messen der Licht- und Schattenwerte,
eine Referenzaufnahme mit Schauspielern und dem mechanischen
Ball für die Animatoren und schließlich die sogenannte
"Main Plate" mit Schauspieler(n), aber ohne den Ball.
Es waren viele Proben erforderlich, bis die Kinder auf einen
Ball reagierten, der gar nicht da war. "Wir hatten Kinder,
Tiere und Spezialeffekte, also war uns während der Produktion
niemals langweilig", erinnert sich Dany Deprez und fügt
hinzu: "Die große Herausforderung war es, diesen alten
Ball richtig hinzukriegen. Wir mußten uns einfallen lassen,
wie er sich verhalten, sich bewegen und anhören sollte und
so weiter. Kinder, die diesen Film sehen, sollen glauben, daß
es immer noch Zauberei gibt."
Dreharbeiten
Die Dreharbeiten fanden von Oktober bis Dezember 1997 statt
und dauerten insgesamt sieben Wochen. Einige Zusatzaufnahmen
und Übergänge wurden an drei Tagen im März 1998
gedreht. Da die Geschichte in einer trostlosen, verschmutzten
Vorstadt spielt, entschied man sich dafür, in den Randvierteln
von Brüssel zu drehen, genauer gesagt in Forest, Vilvoorde
und Drogenbos. Weitere Aufnahmen entstanden in Jette (Schule,
innen), Lembeek (Park, Schule, außen) und Ronse (Rathaus,
innen) statt. Die Studioszenen drehte man bei Option Facilities
in Mechelen.
Die Postproduktion begann im Januar 1998. Der Bildschnitt wurde
im Mai abgeschlossen. Die digitale Animation des Balls wurde
durch Effectory Filmeffekte in Babelsberg ausgeführt. "Die
Animation wurde ein langer, komplexer Prozeß, der über
fünf Monate dauerte", erklärt Jean-Claude Van
Rijckeghem. "Als die Spezialeffekte in ihrer endgültigen
Form standen, wurden einige kleine Korrekturen am Schnitt vorgenommen.
Der fertige Film enthält knapp zehn Minuten (559 Sekunden)
digitales Material, was für einen kleinen europäischen
Film wie "Der Ball" absolut einzigartig ist."
Der Tonschnitt und die Tonmischung wurden in der Zeit von September
bis November 1998 angefertigt. Für die Figur des Balls wurde
eine ganz detaillierte Klangwelt geschaffen. "Es war ein
toller, aber auch verrückter Auftrag", erinnert sich
Klangzauberer Yves Renard. "Dany und Jean-Claude haben mir
erklärt, was der Ball in den verschiedenen Szenen empfand.
Ihnen schwebte ein ganzes erzählerisches Spektrum vor. Sie
haben gesagt, der Ball dürfte sich nicht wie ein Mensch
oder ein Tier anhören, aber auch nicht nach einem UFO klingen.
Er mußte sich wie ein 'Ball' anhören. Tja!"
Der italienische Text für das Lied "A Turin fa bel"
(In Turin ist das Wetter schön) wurde speziell für
den Film von Corrado Candellero geschrieben und in Turin von
einem einheimischen Dirigenten mit einem Kinderchor eingespielt.
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