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Welcome to Sarajevo

Sarajevo 1992


Szene Szene

Willkommen in Sarajevo 1992! In der Rangfolge der gefährlichsten Städte nur an 14. Stelle (laut UN), ist Sarajevo jetzt auf dem besten Wege, auf Platz eins vorzurücken. Diese kultivierte, multikulturelle europäische Stadt - einst glanzvolle Gastgeberin für die Winter-Olympiade 1984 - ist jetzt belagert von den bosnischen Serben, die die Zivilbevölkerung bombardieren und unter ständigem Beschuß halten.

Hier muß man sein, ob man nun ein ehrgeiziger, abgehärteter Kriegskorresponden ist oder neu im Spiel. Aber selbst die Veteranen unter den Journalisten - Männer und Frauen, die in Vietnam, Südafrika, Nordirland und dem Mittleren Osten waren - reagieren auf Sarajevo völlig unerwartet. Hier in dieser Stadt, wo die menschliche Aufnahmefähigkeit für Gewalt und Hoffnung besonders extrem zu sein scheint, sind Journalisten beeindruckt von dem starken Geist des Zusammenhalts der Bevölkerung und tun ihr Möglichstes, um den Menschen beim Überleben zu helfen.

Nach authentischen Berichten aus der Belagerungszeit führt WELCOME TO SARAJEVO die Zuschauer in die Welt des hektischen internationalen Korrespondenten-Pools, wo die Journalisten gerade dabei sind, das komplexe Herz der Stadt zu entdecken. Gedreht in der vom Krieg gezeichneten Stadt in einem unsentimentalen Erzählstil, berichtet WELCOME TO SARAJEVO die Geschichte, die niemand in der Tagesschau gesehen hat: wie die Nachrichten aus Sarajevo die Menschen in Sarajevo verändert haben.

Die ursprüngliche Idee zu WELCOME TO SARAJEVO entstand durch die authentische Geschichte des britischen Journalisten Michael Nicholson, der nach monatelangen Berichterstattungen über die Belagerung der Stadt ein Kind aus Bosnien herausgeschmuggelt und später adoptiert hatte. Frei nach Nicholsons Buch "Natasha's Story" thematisiert WELCOME TO SARAJEVO den Grundgedanken, daß in dieser Stadt sogar der hartgesottenste Reporter zu einer persönlichen und riskanten Tat bewegt werden konnte. Der Film geht jedoch über die Geschichte eines einzelnen Journalisten weit hinaus. Er berichtet über andere wahre Geschichten und erweist damit dieser Stadt, die sich nicht ergeben wollte, seinen Respekt.

Regisseur Michael Winterbottom dazu: "Ich möchte, daß die Zuschauer das fühlen, was ich fühlte, als ich diese Stories zum ersten Mal hörte, was ich fühlte, während der Krieg tobte, und was ich fühlte, als ich zum ersten Mal nach Sarajevo kam.

Wie ist es möglich, daß wir die ganze Zeit während dieses Krieges in unseren Wohnzimmern gesessen und ihn im Fernsehen gesehen haben, bevor wir umschalteten auf eine Sitcom, ohne auch nur irgend etwas gegen diesen Krieg zu unternehmen? Wie ist es möglich, daß diese Geschichten heute den Menschen in einer europäischen Stadt passieren?"

WELCOME TO SARAJEVO ist der erste westeuropäische Film, der in Sarajevo nach Ende der Belagerung gedreht wurde. Was in Sarajevo 1992 passierte, schockierte die meisten Europäer, die davon im Fernsehen erfuhren. Nur ein paar Jahre vorher haben viele Europäer in dieser Stadt Urlaubswochenenden mit Skilaufen und Party-Leben verbracht. Selbst als sich das frühere Jugoslawien auflöste, blieb Sarajevo anfangs ein Ankerplatz für Vernunft und Gemeinschaftsdenken; eine pluralistische Stadt, in der Serben, Bosnier, Kroaten, Muslime und Christen alle zusammen leben und arbeiten konnten. Plötzlich war es der Kader der bosnischen Serben, die auf ethnischen Separatismus aus waren. Eine blutige Schlacht zivilen Terrors zerstörte diesen Traum. Und anscheinend gab es wenig, was auch nur irgendein internationaler Politiker dagegen tun konnte.

Die Dreharbeiten

Die Dreharbeiten begannen im Sommer 1996, dem ersten friedlichen Sommer in Sarajevo seit vier Jahren. Obwohl die Stadt sich tapfer bemühte, zum normalen Leben zurückzukehren, blieben ausgebombte Häuser und Straßen voller Trümmer überall sichtbar. Das ermöglichte der Produktion eine genaue Wiedergabe der Atmosphäre während der Belagerung Sarajevos, aber es brachte auch logistische Schwierigkeiten mit sich. Elektrizität und öffentlicher Verkehr funktionierten noch sehr sporadisch, Post und Telefon nur teilweise. Und was am erschreckendsten war: Jeder Drehort mußte erst auf das Vorhandensein etwaiger Landminen untersucht werden, bevor die erste Klappe fallen konnte. "Es war ein logistischer Alptraum", erinnert sich Graham Broadbent.

Die Filmemacher fanden sich manchmal in der seltsamen Lage, in ein Wettrennen mit den energischen Aufräumarbeiten der Stadt einzutreten. "Hotels wie das Holiday Inn beispielsweise wollten so schnell wie möglich den Normalzustand wiederherstellen. Sie wollten endlich die Sandsäcke loswerden, die Glasscherben und die Deckung der Scharfschützen, und wir wollten sie behalten", erklärt Winterbottom.

Aber von Anfang an war klar, daß es keine andere Wahl gab, als in Sarajevo zu drehen. "Die Besetzung und das Team hatten alle sehr persönliche Beziehungen zu der Stadt", sagt der Produzent Damian Jones. "Wir arbeiteten dort an einem Ort, wo vor noch gar nicht langer Zeit Leute getötet wurden. Es war emotional sehr schwierig, den Alptraum zu verstehen, den diese Stadt und ihre Bewohner durchlitten hatten."

Produktions-Designer Mark Geraghty dazu aus seiner Fachsicht: "Es wäre tatsächlich unmöglich gewesen, Sarajevo irgendwo sonst nachzubauen. Wir hatten Zugang zu Straßen, Plätzen, Gebäuden, an denen drei bis vier Jahre keine Menschenseele gewesen war - phantastisch, der Traum eines Produktions-Designers!"

Ursprünglich waren Besetzung und Team sich einig, so emotionale Momente des Kriegszustands wie das Massaker in einer nach Brot anstehenden Menschenschlange, aus Rücksicht auf die erst allmählich zur Ruhe kommenden Bürger, außerhalb der Stadt zu drehen. Doch zur Überraschung der Filmemacher wollten die Bewohner selbst diese Szenen dort nachspielen, wo sie passiert waren. Michael Winterbottom hat eine Erklärung dafür: "Sie wollten, daß die ganze Welt sieht, was hier geschehen ist, und haben sehr darauf geachtet, daß wir das so sorgfältig und authentisch wie möglich drehen."

Mark Geraghty sagt dazu: "Die Mentalität, der Mut der Bewohner von Sarajevo ist außergewöhnlich. Sie wollen unbedingt, daß die ganze Welt informiert wird, was bei ihnen los ist. Wie furchtbar dieser Krieg war. Wir können wahrscheinlich nie verstehen, wie sie sich fühlen und wie sie jeden Morgen mit einem Lächeln aufstehen können."

Eine gute Ergänzung zu dem eindringlich realistischen Erzählstil sind die Sequenzen mit aktuellem Nachrichtenmaterial, das Michael Winterbottom vom bosnischen Fernsehen und ITN-Berichten recherchiert und dann ausgewählt hatte. Winterbottom war der Meinung, daß die "Live"-Aufnahmen unterstreichen würden, wie abgestumpft die Leute bereits gegenüber dem, was wir alle seinerzeit in der TV-Berichterstattung gesehen hatten, sind. Damian Jones faßt zusammen: "Dieser Krieg ereignete sich in Europa, aber der Westen drehte ihm den Rücken zu. Ich hoffe nur, daß unser Film mit dazu beiträgt, so einen Krieg nicht wieder zuzulassen."


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