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Wag the Dog
Robert De Niro
als Conrad Brean
Mit oftmals wissendem Lächeln und dem verhuschten Understatement
eines wahren Weltenlenkers im Geheimen spielt Robert De Niro
den Polit-Profi Conrad Brean, der immer dann das Krisenmanagement
übernimmt, wenn das Wohl des Präsidenten ernsthaft
gefährdet ist - also bei Sex-Skandalen und ähnlichen
Bedrohungen von nationaler Bedeutung.
In solch schweren Stunden mag man dem leise und professoral auftretenden
Brean seine Cruise-Missile-Macht nicht ansehen. Doch wenn es
nicht anders geht, genügen ihm wenige Stunden, um einen
Krieg zu inszenieren. Von seinem stirnrunzelnden Kopfnicken,
das die Lebenslichter sympathischer Mitwisser auszulöschen
mag, ganz zu schweigen...
"Brean ist außerordentlich mysteriös", sagt De Niro
über seine Figur, "und deshalb lag uns sehr daran, seine
Figur nicht näher zu definieren. Das muß schon seine
Arbeit tun. Er tritt in Erscheinung, wenn der US-Präsident
Probleme hat. Er setzt Gerüchte in die Welt, um sie danach
prompt dementieren zu lassen, weil er weiß, daß durch
diese verquere Logik erst das Interesse der Medien und der Leute
erregt wird. Und es käme ihm nie in den Sinn, die moralische
Wertigkeit seines Handelns zu hinterfragen, weil er abgebrüht
genug ist, um zu wissen, daß ein anderer seinen Job erledigte,
wenn er es nicht täte. Doch zu seinem bescheidenen Vergnügen
ist Brean gerissener als der Rest - nicht zuletzt, weil er als
Schattenmann kein Ego besitzen will und darf."
Robert De Niro wurde am 17. August 1943 in New York als Sohn
des Künstlers Robert De Niro Senior und der Malerin Virginia
Admiral geboren. Nach seinem legendären Method-Studium im
Stella Adler Conservatory sowie mit Lee Strasberg im American
Workshop spielte er in einigen Off-Broadway-Stücken, bevor
er in Filmen Brian De Palmas - "Greetings", "The Wedding
Party", "Hi Mom!" Kamera-Instinkte entwickelte und bereits
Charakteristika seines unvergleichlichen Spiels zu prägen
begann. De Niros Durchbruch erfolgte 1973, als er für seine
gequälte Darstellung eines todgeweihten Baseballspielers
in dem subtilen Drama "Bang the Drum Slowly" den Preis
der New Yorker Filmkritiker erhielt. Homerun. Und Auftakt zu
einem der aufregendsten Kapitel amerikanischer Filmgeschichte,
das De Niro maßgeblich inkarniert.
So erhielt er auch bei der ersten von bislang acht Kollaborationen
mit Martin Scorsese den New Yorker Kritikerpreis - für seine
wieselhafte Darstellung des Straßengangsters Johnny Boy
in "Hexenkessel". Doch der Zenith des Teamworks war
noch lange nicht erreicht. Bei "Taxi Driver" kreierten
sie den irrlichternden Travis Bickle, bei "New York, New
York" den besessenen Saxophonisten Jimmy Doyle und als Krönung
den selbstzerstörerischen Boxer Jake La Motta in "Wie
ein wilder Stier".
Brilliant war De Niro auch im nächsten Marty-Meisterwerk
"King of Comedy" als irrwitziger Kidnapper-Komiker Rupert
Pupkin. Zurückhaltende Autorität atmete indes sein
Jimmy Conway in "Good Fellas", jenseits von Gut und
Böse wütete er als Max Cady in "Kap der Angst"
und tragisch - wie immer unter Scorseses Regie - verendete sein
Mobster in "Casino".
In den Siebzigern hatte De Niro seinen Weltruhm als junger Don
Vito Corleone in Coppolas "Der Pate II" gegründet
und nach eher passiven Parts in Kazans "Der letzte Tycoon"
oder Bertoluccis "1900" weitere Rollen für die
Ewigkeit in Ciminos "Die durch die Hölle gehen"
sowie in Leones "Es war einmal in Amerika" verkörpert.
Kurz darauf, Mitte der Achtziger, begann De Niro damit, sein
Rollen-Output deutlich zu erhöhen und zuweilen vielleicht
zwangsläufig unter Niveau zu arbeiten. Mit hinreißendem
Fun-Faktor und physiognomischer Wandlungsfähigkeit stahl
er zwar keulenschwingend, eierpellend oder fäkalienpumpend
mit Cameos in De Palmas "The Untouchables", Parkers
"Angel Heart" und Gilliams göttlichem "Brazil"
die Shows, doch auf eine rare, unvergeßliche Hauptrolle
wie in Brests "Midnight Run" kamen in jenen Jahren zu
viele schleppende Figurenstudien.
Aus jener Zeit muß auch die mediale Attitüde herrühren,
De Niros perfektionistische Arbeit als selbstverständlich
abzuhaken - was reflektionsträge anmutet, da der Mann unsere
Blicke doch selbst bei Fingerübungen in bevorzugten urbanen
Dramen wie "Night and the City" oder "Sein Name
ist Mad Dog" noch immer magnetischer anzieht als es ein
Dutzend gehypte Hollywood-Hipster im Laufe einer Karriere könnten.
Und wenn De Niro das richtige Material hat, spielt er eh in seiner
eigenen Liga. Sein stummes Leid in Penny Marshalls "Zeit
des Erwachens" definierte den Begriff Hilflosigkeit, sein
Redneck-Stiefvater in "This Boy's Life" erweckte mehr
Furcht als die zu sehr gewollten Monstren in Branaghs "Frankenstein"
oder Scotts "The Fan". In Michael Manns modernem
Epos "Heat" zeigte er als Crime-Mastermind seine natürlich
konzentrierteste Leistung der Neunziger.
Mit dem semibiographischen Projekt "In den Straßen
der Bronx" debütierte De Niro 1993 auch mit viel erzählerischem
Einfühlungsvermögen als Regisseur und krönte damit
seine zweite Karriere als Gründer der Produktionsfirma Tribeca,
in die ein Gutteil seiner Gagen fließen.
Zuletzt sah man De Niro außerdem als Priester in Levinsons
"Sleepers", als nicht sehr smarten Gelegenheitskiffer
und -killer in Tarantinos "Jackie Brown" sowie als Gangster
in Alfonso Cuaróns "Great Expectations". Derzeit
steht er mit Jean Reno für John Frankenheimers Abenteuerfilm
"Ronin" vor der Kamera und wird danach voraussichtlich
mit Billy Crystal die Komödie "Analize This" drehen.
Robert De Niro wurde zweimal mit dem Oscar ausgezeichnet - als
bester "Neben"darsteller in "Der Pate II" und in der
besten Hauptrolle für "Wie ein wilder Stier". Und
weitere vier Male erhielt er Oscar-Nominierungen - für "Taxi
Driver", "Die durch die Hölle gehen", "Zeit des Erwachens"
und "Kap der Angst".
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