|
|
Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor.
Wunsch & Wirklichkeit
Produktionsnotizen
Kenneth Branagh war von dem Drehbuch sofort begeistert. "THE
PROPOSITION (Wunsch und Wirklichkeit, 1998) spricht die Fragen
an, die unser Schicksal bestimmen", erklärt er. "Der
Film berührt die Aspekte, die Menschen dazu bringen, Horoskope
zu lesen oder Pendel zu befragen. Dabei dreht es sich eben nicht
um die bloße Hoffnung, sondern um den Wunsch, das Schicksal
beeinflussen zu können."
Die Selbstüberschätzung, die in dem Glauben liegt,
alles sei möglich und beherrschbar, war das Thema, das die
Regisseurin Lesli Linka Glatter an THE PROPOSITION zuerst faszinierte.
"Aber in Wahrheit ist es doch verschwindend gering, was
wir tatsächlich selbst bestimmen können",führt
sie diesen Gedanken weiter aus. Am deutlichsten wird dies an
Arthur, der vollkommen von diesem 'Alles ist möglich' durchdrungen
ist.
Bei dieser Konstellation scheint das Drama vorgezeichnet. Aber
auch die anderen Charaktere hadern mit ihrem Schicksal. Eleanor
versucht, ein Leben zu führen, in dem sie den gesellschaftlichen
Verpflichtungen einer reichen Ehefrau nachkommen und gleichzeitig
noch sich emanzipiert und selbstbewußt als Autorin durchsetzen
kann. Michael schließlich rebelliert gegen seinen Vater,
gegen seinen Onkel und Rivalen, gegen die Kirche, gegen sich
selbst und auch gegen die Liebe zu einer verheirateten Frau.
Erfolg hat keine dieser Rebellionen.
"Beim ersten Lesen hab ich gedacht, es ist Eleanors Geschichte",
erinnert sich Lesli Linka Glatter. "Es geht aber genauso
auch um Arthur und natürlich auch um Michael", führt
sie fort. "Mir ist aufgefallen, wie ineinander verstrickt
die Schicksale der drei eigentlich sind. Das war für mich
das Reizvolle an diesem Drehbuch. Es ist wie bei einem Prisma,
man sieht immer etwas Neues".
Die Produzentin Diane Nabatoff war als erste auf den Autor Rick
Ramage aufmerksam geworden. THE PROPOSITION ist das erste seiner
Drehbücher, das auch produziert wurde. "Ein starker
Frauencharakter, der ganz genau der Zeit entsprechen sollte,
schwebte mir vor Augen", beschreibt Ramage die Grundidee
zu seiner Story. In den dreißiger Jahren begann in den
USA die Frauenbewegung, und diese gesellschaftliche Veränderung
sollte auch Einfluß auf das Wesen der Hauptfigur seiner
Geschichte ausüben. "Sie sollte eine Person sein, die
den Mut hat zu fordern, was sie möchte: eine Schwangerschaft
und ein eigenes Kind. Aber beides ist mit ihrem Mann nicht
möglich."
Besonders wichtig war es, Drehorte zu finden, die zur Atmosphäre
des Buchs passen und der Zeit gerecht werden, in der die Geschichte
spielt. Während der Produktionsdesigner David Brisbin bei
Eleanors und Michaels Szene an der Wassermühle kaum Arbeit
hatte - so wie man sie dort sieht, steht sie tatsächlich
in Paxton, Massachusetts -, mußte der pompöse Herrensitz
der Barrets aufwendig hergerichtet werden. Es galt nicht nur
das Kolorit der Zeit zu treffen, sondern auch einen räumlichen
Ausdruck für die Beziehung zu finden, die Arthur und Eleanor
verbindet.
Im Hauptgebäude von Castle Hill, einem Gut, das der Industrielle
Richard Teller Crane Jr. in den zwanziger Jahren in Ipswich,
Massachusetts, bauen ließ, wurden große Teile des
Films gedreht. Während die Räume von Arthur seine formell
steife Welt und den schlichten Reichtum widerspiegeln sollten,
entwarf Brisbin für Eleanor lichte Räume mit spielerischen
Elementen des italienischen Jugendstils. Diese Idee griff auch
die Kostümdesignerin Anna Sheppard bei ihren Entwürfen
für Eleanors Kleider auf. Während sie für die
öffentlich auftretende Eleanor ein betont sachliches Outfit
wählte, das deren Rolle als erfolgreiche, schöne und
emanzipierte Frau unterstreicht, betonte sie bei der privaten
Eleanor mit weichen, seidigen Stoffen in gebrochenen Farben und
zarten Blumenmustern die romantische Seite dieser Figur.
Die St. Jude's Catholic Church, an die Pfarrer McKinnon berufen
wird und in der er auch lebt, fand Brisbin in der Emmanuel Church
in Boston. Hier konnten auch die Szenen mit Pfarrer Dryer gedreht
werden. Der Friedhof mit der für damalige Verhältnisse
üblichen Klassenunterteilung in reiche und arme Gemeindemitglieder
befindet sich ebenfalls in Boston. Copps Hill Cemetery bildete
die Kulisse für diese Szenen, die zu den dramatischen Höhepunkten
des Drehbuchs gehören.
Die Geschichte folgt den Erinnerungen von Pfarrer Michael McKinnon.
Es ist ein melancholischer Blick zurück, eine Rückschau
auf Leben und Tod. Diese Atmosphäre übersetzte der
Kameramann Peter Sova in eine Symphonie herbstlicher Farben.
Dunkle Innenräume mit sparsamen Lichtquellen wechseln sich
ab mit Außenszenen, in denen Licht immer auch Kälte
bedeutet. Ausnahmen bilden die in ihrer Farbgestaltung euphorischen
Szenen bei der Wassermühle und die prächtigen Empfänge
bei den Barrets, deren Helligkeit übergangslos in den Eindruck
kalter Pracht wechselt. Sovas Farb- und Lichtdramaturgie erscheint
als eine Hommage an die großen Hollywood-Melodramen. Sie
erzählen vom Leben, dem Sterben und der Unmöglichkeit
der Liebe. Letztlich ist THE PROPOSITION die Liebesgeschichte
einer außergewöhnlichen Frau zu ihren drei - sehr
unterschiedlichen - Liebhabern.
|