Mit Aller Macht

Regie, Produktion: Mike Nichols

Seit mehr als 30 Jahren gilt Mike Nichols als Meister feinsinniger, differenzierter Hollywood-Unterhaltung, die stets durch blendende Dialoge, feine Charakterzeichnungen und durchdachte Geschichten besticht. Zuletzt stellte er sein außergewöhnliches Talent für Komödien mit dem gewissen Etwas vor zwei Jahren unter Beweis, als er mit The Birdcage - Ein Paradies für schräge Vögel, einem Remake von La Cage aux Folles ("Ein Käfig voller Narren"), einen der erfolgreichsten Filme des Jahres in die Kinos brachte.

Im Verlauf seiner Karriere bei Film, Fernsehen und Theater wurden Nichols zahlreiche Auszeichnungen zuteil, u. a. ein Academy Award, ein Emmy, sieben Tony Awards und Directors Guild Award.

Nichols hatte sich längst einen Namen als preisgekrönter Broadway-Regisseur gemacht, als sein Spielfilmdebüt, eine Verfilmung von Edward Albees Who's Afraid of Virginia Woolf? ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf?") mit Elizabeth Taylor, Richard Burton, Sandy Dennis und George Segal in den Hauptrollen, einschlug wie eine Bombe. Nichols erhielt umgehend eine Oscar-Nominierung. Zudem gab es eine Nominierung für einen Oscar für den besten Film. Elizabeth Taylor und Sandy Dennis wurden für ihre Leistungen jeweils mit Academy Awards ausgezeichnet. Weitere Statuetten gingen an Kameramann Haskell Wexler, Art Director Richard Sylbert und Kostümdesignerin Irene Sharaff.

Im Jahr darauf folgte The Graduate ("Die Reifeprüfung"), der Dustin Hoffman mit einem Schlag in die Superstarriege katapultierte. Nichols gewann einen Oscar. Zudem gab es eine Nominierung für den besten Film. Mehr als drei Jahrzehnte später ist The Graduate immer noch einer der einflußreichsten Kultfilme dieser Ära.

Eine weitere Oscar-Nominierung konnte sich Mike Nichols im Jahr 1983 mit dem kritischen Drama Silkwood sichern. Auch die Hauptdarstellerinnen Meryl Streep und Cher wurden nominiert. Nora Ephron und Alice Arlen wurden für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Auf fünf Oscar-Nominierungen, u. a. für Melanie Griffith und Sigourney Weaver, brachte es fünf Jahre später Working Girl ("Die Waffen der Frauen").

Zu Nichols weiteren Filmarbeiten gehören die Verfilmung von Joseph Hellers subversivem Antikriegsroman Catch-22 , Carnal Knowledge ("Die Kunst zu lieben"), Day Of The Dolphin ("Der Tag des Delphins"), The Fortune ("Mitgiftjäger"), Heartburn ("Sodbrennen"), Biloxi Blues, Postcards From The Edge ("Grüße aus Hollywood"), Regarding Henry ("In Sachen Henry") und Wolf - Das Tier im Manne.

Nichols begann seine Karriere als Theaterregisseur und landete bereits mit seinem ersten Stück, einer Broadway-Inszenierung von Neil Simons Komödie "Barefoot in the Park" ("Barfuß im Park") mit Robert Redford in der Hauptrolle, im Jahr 1963 einen überwältigenden Publikumserfolg. Diese Arbeit brachte dem jungen Regisseur einen ersten Tony Award ein, worauf er eine ganze Reihe weiterer Hits auf die Bühnen New Yorks brachte, darunter Neil Simons "The Odd Couple" ("Ein seltsames Paar"), "Plaza Suite" und "Prisoner of Second Avenue", die allesamt ebenfalls mit Tonys gewürdigt wurden. Zu Nichols' weiteren Theaterwerken zählen "The Knack" (noch ein Tony! ), "Luv", "The Apple Tree", "Streamers" (von den New Yorker Theaterkritikern zum besten Stück des Jahres gewählt) und das Pulitzer-Preis-ausgezeichnete Drama "The Gin Game".

1977 produzierte Nichols das sensationell erfolgreiche Broadway-Musical "Annie", das mit insgesamt sieben Tony Awards überhäuft wurde. Der New Yorker Aufführung folgten Tourneen und eine Kinoadaption unter der Regie von John Huston.

In jüngerer Zeit inszenierte Mike Nichols Tom Stoppards preisgekröntes Stück "The Real Thing", David Rabes "Hurlyburly", die Komödie "Social Security" und Ariel Dorfmans "Death and the Maiden" ("Der Tod und das Mädchen") in der Produktion mit Glenn Close, Richard Dreyfuss und Gene Hackman. Außerdem zeichnete Nichols für Whoopi Goldbergs One-Woman-Show im Jahr 1984 verantwortlich, die der Komödiantin den Weg auf die große Leinwand ebnete. Zusätzlich unterstützte Nichols in New York und Chicago die Inszenierung von "Waiting for Godot" ("Warten auf Godot") unter der Regie von Jules Feiffer mit Robin Williams und Steve Martin in den Hauptrollen.

Mike Nichols wurde in Berlin geboren. Um der Nazi-Verfolgung zu entgehen, wanderte seine Familie 1939 nach New York aus. Während seines Studiums an der University of Chicago kehrte er immer wieder zurück nach New York, um bei dem legendären Lee Strasberg Schauspielunterricht zu nehmen. Schließlich brach er sein Studium ab, um als Gründungsmitglied der Schauspieltruppe Compass Players aktiv zu werden, aus der bald das berühmte und innovative Ensemble Second City hervorgehen sollte, zu dessen frühen Mitgliedern Elaine May, Alan Arkin, Shelley Berman, Barbara Harris und Zohra Lampert gehörten.

Im Jahr 1957 gründete Mike Nichols gemeinsam mit Elaine May ihr heute schon legendäres Komödiantenduo. Ihre erfolgreiche Partnerschaft umfaßt u.a. ein einjähriges, ständig ausverkauftes Engagement am Broadway. Vier Jahre lang gingen die beiden gemeinsame Wege, um danach getrennte künstlerische Laufbahnen zu verfolgen. Obwohl sie zwischendurch immer wieder an diversen Projekten zusammengearbeitet haben, ist Mit Aller Macht nach The Birdcage erst ihre zweite Kooperation an einem großen Kinoprojekt.