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Immer noch ein seltsames Paar


Produktionsnotizen

Nach vielen Jahren sind sie wieder vereint: Die älter, aber nicht gerade weiser gewordenen Kumpels Felix und Oscar.

"Vor neun Jahren", sagt Neil Simon, "fing ich mit dem Schreiben eines Drehbuchs an, in dem Felix' Tochter und Oscars Sohn heiraten". Wie in so vielen Familien heutzutage, zogen die beiden jungen Leute weg. Weil sie aber Schauspieler sind, treffen sich Hannah Ungar und Bruce Madison zufällig in Los Angeles wieder. Ihre Hochzeit führt dazu, daß Felix aus New York und Oscar aus Sarasota, wo sie heute leben, anreisen. Zwischenzeitlich sind sie beide in Rente - zumindestens zeitweise - und haben sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.

"Eigentlich sind die Beiden immer noch die Gleichen, so wie sie vor 30 Jahren waren", bemerkt Neil Simon. "Aber nun sind sie in einem "fremden Land". Für Felix und Oscar ist die Reise durch Kalifornien genau so, als ob sie durch Tibet reisen würden".

"Im letzten Frühjahr kehrte ich an diese Drehbucharbeit zurück, um sie zu beenden. Ich hätte niemals im Traum daran gedacht, es ohne Walter Matthau und Jack Lemmon zu schreiben, aber die Zwei säuberten gerade die Decks. Aber sehr schnell befanden sie sich auf dem Weg nach San Malina - wo immer das auch sein mag." Die Dreharbeiten begannen am 9. Juni 1997 in Los Angeles und wurden den Sommer über an verschiedenen Locations in Süd- und Zentralkalifornien fortgesetzt.

Um die fiktive Stadt San Malina darzustellen, machten sich die Filmemacher mit ihren Kameras und den Darstellern auf den Weg, um verschiedene Gebiete in kalifornischen Orten wie Guadalupe, Santa Maria, San Luis Obispo, Palmdale, Lancaster, Shafter, Arcadia, Pomona und Hidden Valley zu filmen.

Nachdem Felix und Oscar die Freeways von Los Angeles passiert hatten, gelangt das von Mißgeschicken geplagte Paar in die endlose Weite Kaliforniens. Sie durchqueren Hunderte von Meilen die Wüste, Berge und rollende Hügel, vorbei an alten abgeschrubbten Eichen, Weingärten, Feldern, die voll Baumwolle, Brokkoli und Korn sind.

Nachdem sie unglücklicherweise ihr Auto zu Bruch gefahren haben, müssen sie per Anhalter weiter. Sei es auf einem alten, klapprigen Lieferwagen voll mit Obst oder in dem ältesten und langsamsten Rolls Royce dieser Welt. Als frühere eifrige Benutzer des New Yorker Verkehrssystems, fühlen sich Oscar und Felix wie Fische, die man aus dem Wasser genommen hat - hilflos!

Unterschiedlich in ihrer Mentalität, hat Felix zwanghaft seine Augen auf das Ziel gerichtet, hingegen Oscar mit seiner nochalanten Art von einer Katastrophe in die andere schlittert - und natürlich Felix mit hineinzieht.

"In der Story läuft alles falsch, was nur falsch laufen kann", erklärt Regisseur Howard Deutch. "Und jedes Hindernis, das die Beiden zu überwinden haben, ist nur ein neues Holzscheit im Feuer. Felix treibt Oscar schier in den Wahnsinn, was zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Oscar findet den Trip einfach nur aufregend und abenteuerlich, voller Action. Das gibt ihm die Möglichkeit, wie viele Jahre zuvor, Felix das Leben schwer zu machen".

Eines dieser zweifelhaften Abenteuer beginnt, als die Beiden zwei Damen treffen, die Oscar in einem Restaurant aufgegabelt hat. Der etwas ängstliche Felix beschreibt Thelma und Holly, so die Namen der Beiden, als "mittelalterliche Motorradbräute". Die zwei Mädels, dargestellt von Christine Baranski und Jean Smart, sind das absolute Gegenteil der zwitschernden und sentimentalen Pigeon Sisters aus dem ersten Teil des Films.

"Sie sind rauh und vulgär, engstirnige Charaktere", freut sich die elegante Christine Baranski. Jean Smart fügt prahlerisch hinzu: "Wir haben uns entschieden, Thelma und Holly als böse Version der 90er Jahre darzustellen. Wir sind Geier - die Bussard Sisters". Allein schon der Tanz mit Beiden bringt das Blut von Felix und Oscar in Wallung.

Produzent Robert W. Cort stellt fest: "Die Komödie entsteht aus der Krise. Neil Simon hat diese beiden New York-gewohnten Charaktere in eine ihnen total unbekannte Umwelt gesteckt, in der sie total lächerlich wirken und sich nur noch verloren vorkommen. Ihre Zwangslage offenbart die Wahrheit ihres Charakters. Es ist sehr spaßig zu sehen, inwieweit die Zeit eine Rolle spielt. Wenn du mit 45 sehr präzise warst, willst du mit 75 dreimal so perfekt sein. Und wenn du mit 45 lässig warst, ist dir mit 75 so ziemlich alles egal".

"Oscar und Felix sind total verschiedene Menschen", unterstreicht Regisseur Deutch. "Diese Jungs sind Yin und Yang. Aber sie sind so dimensional und durchschaubar. Manche Leute identifizieren sich mit Neil Simons Charakteren wegen ihrer Menschlichkeit".

"Im Grunde", sagt Cort, "kreierte Neil Simon in den 60er Jahren den Prototyp aller "The Odd Couple"-Komödien, die wir im letzten Drittel dieses Jahrhunderts hatten. Obwohl es den Begriff schon vorher gab, assoziert man ihn heute mit "Felix und Oscar - geschrieben von Neil Simon und dargestellt von Jack Lemmon und Walter Matthau".

Produzent David Madden fügt hinzu: "Wahrscheinlich hat jeder Mensch ein bißchen was von Felix und/oder ein bißchen was von Oscar in sich. Uns fasziniert die Freundschaft dieser zwei gegensätzlichen Menschen, die eigentlich gar nicht zueinander passen und doch so eng miteinander verbunden sind, wissend, daß sie einander brauchen, ja sogar eine Grundlage gefunden haben, um sich aufrichtig lieben zu können".

Wieviel dieser Anziehungskraft kommt von den jähzornigen Charakteren aus dem Script und wieviel von der Chemie der beiden unwiderstehlichen Schauspieler, die diese Rollen verkörpern? "Von Anfang an war das eine perfekte Kombination", sagt Neil Simon. "Dreißig Jahre später haben wir alle drei das Gefühl, daß wir gerade da ansetzen, wo wir damals aufgehört haben".

"Wir leben seit dreißig Jahren mit diesen Rollen", sagt Walter Matthau, "wir schließen uns den Worten Neil Simons an. Die dramatische Plazierung der Charaktere ist eine interessante Situation".

Der teilweise in Rente gegangene Oscar, der in Sarasota lebt, spielt immer noch jede Woche Poker. Aber nun besteht die Runde aus einer Schar siebzigjähriger Damen, die einfach nur Spaß haben wollen, und vielleicht auch ein bißchen extra Zeit mit dem unerreichbaren Single Mr. Madison. Aber so richtige Pokerspieler sind sie doch nicht. "Letzte Woche habe ich ein Paar Ohrringe gewonnen", erzählt Oscar seinem Sohn Brucey.

Felix lebt in New York, verbringt einen Teil seiner Tage mit gemeinnütziger Arbeit im Krankenhaus. Er liest dort Bücher vor, hilft den Patienten, Briefe zu schreiben, spielt mit den Kindern und versucht eigentlich nur, jedem zu helfen.

Felix kennt man wahrscheinlich nur mit einem Handfeger in der einen Hand und der Schaufel in der anderen.

"Hat sich Felix verändert?", lacht Jack Lemmon. "Ok, vielleicht ist er noch ein bißchen schlimmer geworden. Grundsätzlich ist er aber noch derselbe, immer noch ein Ordnungs-Freak. Sein Leben ist ausgefüllt durch seinen Sauberkeitstick. Er ist permanent damit beschäftigt, sein Leben in Ordnung zu halten. Aber auch all den anderen Menschen, die um ihn herum sind, versucht er seine Art und Weise aufzudrängen. Er ist ein sehr obsessiver Charakter; er weiß es und sagt: So bin ich eben".

"Da ist eine Sache, die anders geworden ist", warnt Lemmon. "Durch seinen Jähzorn gibt er mehr von sich preis, als es ihm eigentlich lieb ist. Früher konnte er sich mehr zurücknehmen. Aber heute wird er total verrückt. Oscar sieht das und weicht zurück".

Die erneute Zusammenarbeit mit seinem Freund Walter Matthau an einem Drehbuch von Neil Simon sieht Jack Lemmon so: "Es war, als ob man wieder nach Hause käme. Da ist eine Chemie vorhanden, die offensichtlich die Arbeit erleichtert, Gott sei Dank. Es ist eine Leichtigkeit da und wir schwimmen auf derselben Wellenlänge. Wir haben die gleichen Gedanken, die man für eine Komödie haben muß".

"Ich werde immer wieder gefragt", sagt Matthau, "warum Lemmon und ich so erfolgreich sind. Der Grund ist ganz einfach: Wir sind total verschieden. Er ist ein häßlicher kleiner Kerl und ich bin groß und wunderschön. Was soll ich sonst noch sagen", zwinkert Matthau.

Neil Simon faßt zusammen: "Das gab es schon immer in der Geschichte des Films. Ob man Komiker wie Laurel & Hardy, Martin und Lewis, Burns und Allen oder Matthau und Lemmon als Oscar und Felix als "Seltsames Paar" nimmt - die Chemie muß immer stimmen".


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