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Agent Null Null Nix - Bill Murray in hirnloser Mission


Szene Bill Murray

Produktionsnotizen

Jon Amiel war hingerissen. Als der "Sommersby"- und "Copykill"-Regisseur nach einem dritten Projekt suchte, das er für Arnon Milchans New Regency und für Warner Bros. realisieren sollte, stieß er auf den bislang unveröffentlichten Roman eines 36jährigen, aus Brighton stammenden, Briten namens James Farrar. Der Titel: "Watch That Man". Sein erster Eindruck sollte Amiel nicht täuschen: "Vor mir lag die bezauberndste und originellste Vorlage für einen Film, die ich seit langer Zeit gesichtet hatte."

Farrar kommentiert die Inspiration für seinen Roman folgendermaßen: "Die Idee kam mir auf einer Dinnerparty, als mir jemand von diesen höchst seltsamen Theaterperformances erzählte, die in den achtziger Jahren in England so angesagt waren. Der Ausgangspunkt für eine solche Performance war ein Telefonanruf, bei der dem Teilnehmer die ersten Instruktionen erhalten hat. Als ich diese Geschichte zum ersten Mal hörte, war mein erster Gedanke: Und was, wenn jemand aus Versehen die falsche Nummer wählt und alles ganz fürchterlich schief geht?"

Jon Amiel, der mit der Komödie "Julia und ihre Liebhaber" sein US-Kinodebüt gegeben hatte, hatte sein Wunschprojekt gefunden: "Egal, ob Drama oder Komödie: Für mich als Regisseur ist es wichtig, den schmalen Grat zwischen Phantasie und Realität, zwischen Fakt und Fiktion auszuloten - und die nebulöse Zone, in der sie sich vermischen." Zusammen mit dem Produzenten Mark Tarlov überzeugte er Farrar, daß "Watch That Man" förmlich nach einer Leinwand-Adaption schrie. Als Farrar eingeschlagen hatte, war es für das Trio ein Leichtes, Arnon Milchan und seinen Chief Executive Officer Michael Nathanson von dem Projekt zu überzeugen.

Ursprünglich sollte Wallace Ritchie, der unfreiwillige Held der Geschichte, Brite sein. Doch Jon Amiel hatte andere Pläne für seinen Hauptdarsteller: "Die Tatsache, daß Wallace Amerikaner ist, wirft zusätzliche Fragen in der Geschichte auf. Kann es sein, daß er ein CIA-Agent ist? Oder ist er etwa Mitglied der Mafia? Die Story ist in dieser Form viel plausibler, und außerdem haben wir uns mit diesem Kniff eine Vielzahl neuer Möglichkeiten erschlossen."

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten fanden vor Ort in London, in den Three Mills Studios im East End und in den Elstree Film Studios, statt. Stab und Besetzung hatten oftmals selbst das Gefühl, im "Theatre of Life" mitzuspielen, denn täglich wurden Dialoge oder ganze Szenen umgeschrieben, weil Bill Murray und seine Kollegen das Skript in eine andere Richtung trieben als ursprünglich vorgesehen. Für Jon Amiel war dies jedoch kein großes Problem: "Comedy ist immer dann am besten, wenn die Schauspieler sich voll und ganz einbringen. Das Drehbuch ist bei mir niemals in Stein gemeißelt. Vielmehr ist es ein Sprungbrett für die Energie der Schauspieler, die die Szenen auf dem Papier letztlich zum Leben erwecken müssen. Bill ist mit der 'Saturday Night Live'-Tradition groß geworden, und seine Stärke und Brillanz liegen nun mal im Improvisieren."

Joanne Whalley pflichtet ihrem Regisseur bei: "Das, was auf dem Papier steht, muß am Tag des Drehs nicht zwangsläufig komisch wirken. Man muß flexibel bleiben und es ändern, wenn's anders besser funktioniert." Und der Chef-Kameramann Robert Stevens ergänzt: "Bill Murray gehört zu jenen Schauspielern, die man mit einer Peitsche und einem Stuhl in Schach halten muß, damit sie nicht total ausflippen." Der Kameramann, der schon bei "Ghostbusters" mit Murray gedreht hatte, stand auch hier wieder vor der schwierigen Aufgabe, den Komiker im Bildausschnitt seiner Linse zu behalten. "Man muß ihm einfach soviel Platz wie möglich geben, alles gut ausleuchten - und dann heißt es: draufhalten!"

Mehr als einmal passierte es dann auch, daß die Crew nicht widerstehen konnte und bei Murrays Possen in höchst unprofessionelles Gekicher ausbrach. Und einmal konnte sich sogar der Meister selbst nicht zurückhalten: In der Szene, in der Wallace durch ein Hotelfenster stürzen und ein älteres Pärchen im S/M-Outfit überraschen sollte, mußte Murray so lachen, daß er mehrere Male den Take ruinierte.

"Wir schossen buchstäblich aus der Hüfte", gibt Peter Gallagher zu Protokoll. "Manchmal wußten wir nicht, wohin das führen sollte, was wir gerade drehen. Aber wir haben uns alle in unsere Charaktere hineingefunden und dann viel improvisiert. Ich liebe es, so zu arbeiten!"

Mit zunehmender Drehzeit war auch Jon Amiel immer begeisterter vom Einfallsreichtum seiner Schauspieler. Der Regisseur resümiert: "Es war erstaunlich für mich, daß sich die Geschichte während des Drehs immer wieder erneuerte und ausbaute. Irgendwann dachte ich, der Ballon, den wir aufgeblasen haben, würde jetzt jeden Moment platzen. Tat er aber nicht. Statt dessen stieg er immer höher und höher - und wir alle haben diesen Flug in vollen Zügen genossen!"


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