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Hard Rain
Hochwasser und Dauerregen
Die Wassertiefe von anderthalb Metern am Set war klug und sorgfältig
gewählt, um die nötige Balance zwischen Realismus und
Sicherheit zu gewährleisten. Das Wasser war tief genug,
um den Schauspielern die Möglichkeit zu geben, sich überzeugend
und realistisch durch eine reißende Flut kämpfen zu
können. Gleichzeitig war es gerade noch flach genug, damit
Morgan Freeman, Christian Slater und ihre Kollegen stets festen
Boden unter den Füßen spüren konnten.
Während der gesamten Drehzeit blieb ein Hangar in Palmdale
geflutet, was die technische Crew vor ein massives Problem stellte:
Jede noch so nebensächlich erscheinende Kleinigkeit mußte
wasserdicht, jedes Stromkabel und elektrisches Gerät in
der feuchten Umgebung hundertprozentig sicher und einsatzbereit
sein. Dazu kam, daß die beweglichen Gebäude für
den Dreh unter der Wasseroberfläche mit Kabeln an ihrem
vorgesehenen Platz fixiert werden mußten, damit sie nicht
abtreiben konnten. Für Kameras und das dazugehörige
Equipment wurde ein Netz von speziellen Stegen und Plattformen
angelegt, damit die Crew nicht aus Booten heraus filmen mußte.
Das Wasser im Studio hatte zwar jene "Standardtiefe" von anderthalb
Metern, aber das HARD RAIN-Drehbuch sah vor, daß die Stadt
nach und nach vollständig überschwemmt werden sollte
- bis die konstant steigende Flut ihren endgültigen Höchststand
von knapp fünf Metern erreicht hatte. Um diesen Effekt zu
schaffen, wurde, dem jeweiligen Pegel des Wassers entsprechend,
in verschiedenen Phasen gefilmt. Am Ende einer jeden Phase wurden
die künstlichen Gebäude in die Höhe gehoben und
die unteren Teile der Häuser nach und nach entfernt, bevor
man sie wieder im Wasser drapierte. So wurde die Illusion einer
bedrohlich ansteigenden Flut geschaffen, obwohl der Wasserstand
von anderthalb Metern niemals überschritten wurde.
HARD RAIN - dem Titel des Films entsprechend sah das Skript vor,
daß heftiger Dauerregen die beklemmende Atmosphäre
des zerstörerischen Hochwassers unterstützen sollte.
Dieser Regen stellte die technische Crew vor eine neue, immense
Herausforderung.
Special-effects Koordinator John Frazier erklärt das Problem
folgendermaßen: "Stellen Sie sich ein Fußball-Spiel
vor, das im Regen stattfindet. Solange die Kamera das Spielfeld
zeigt, wird der Zuschauer zu Hause am Fernsehgerät nicht
bemerken, daß es schüttet, sondern erst, wenn sie
auf eines der Flutlichter schwenkt. Wir mußten mit demselben
Phänomen klarkommen. Alles mußte in einer bestimmten
Art und Weise beleuchtet werden, um den Regen überhaupt
sichtbar zu machen." Um den starken Wolkenbruch zu simulieren,
wurde eine gigantische Sprinkleranlage hoch über dem Filmset
angebracht, aus der Unmengen von Wasser auf Schauspieler und
Crew niederging. "Für eine herkömmliche Regen-Szene
benötigt man gemeinhin knapp 5.700 Liter Wasser pro Minute",
erklärt Frazier. "Wir verbrauchten fast 114.000 Liter pro
Minute - die größte Menge künstlicher Regen,
die je für solche Szenen benutzt wurde!"
Neben dem Hochwasser und dem permanenten Regen mußten die
Techniker auch jene gewaltige Flutwelle reproduzieren, die aus
den zerstörten Schleusen des Staudammes hervorbricht und
die Stadt verwüstet. Mit zwei nüchternen Sätzen
umschreibt Frazier die wohl imposanteste Szene des Films: "Wir
haben ein System von Tanks mit insgesamt fast 190.000 Litern
Wasser konstruiert. Dann haben wir alle Tanks auf einmal umgekippt."
Die Kipptanks wurden auf mobilen Plattformen befestigt, die im
Prinzip überall am Set positioniert werden konnten.
"Die Flut sollte sich mit zerstörerischer Wucht seinen Weg
durch die Straßen unserer Stadt bahnen und Autos, Bäume
und sogar Häuser mitreißen", gibt Frazier zu Protokoll.
Und sein Kollege, Produktionsdesigner Riva, ergänzt: "Keiner
von uns wußte genau, wie sich ein so reißender Strom
verhält. Das Ergebnis hat uns alle überrascht - es
war eine verdammt eindrucksvolle Lektion."
Für sämtliche Schauspieler bedeutete der angestrebte
Realismus von HARD RAIN die schwierigsten Arbeitsbedingungen
ihrer Karriere. Regisseur Mikael Salomon zollt seiner Besetzung
größten Respekt: "Morgan, Christian, Randy, Minnie
und die anderen standen den ganzen Tag hüfttief im kalten
Wasser und warteten auf ihren Einsatz. Von oben kam der künstliche
Regen. Verdammt unangenehm. Aber alle gingen sehr professionell
mit der Situation um und niemand wollte die Sache hinschmeißen.
Obwohl ich sicher bin, daß alle mehr als einmal mit diesem
Gedanken gespielt haben."
Minnie Driver sah die Dreharbeiten ganz pragmatisch: "Bei diesem
Film mußte ich mir keine Sorgen um mein Make-up machen!"
Die Unberechenbarkeit des nassen Elements war es auch, die dem
Hauptdarsteller und Co-Produzenten Christian Slater Kopfzerbrechen
bereitete: "Ganz abgesehen von der physischen Belastung und der
Gefahr für Leib und Leben: Ich habe schon viele Geschichten
darüber gehört, wie der Einsatz von Wasser Dreharbeiten
verzögern und aus dem Konzept bringen kann." Doch letztlich
kamen die realistischen Arbeitsbedingungen allen Akteuren zugute.
"Ich fühlte mich wirklich inmitten einer gigantischen Flut.
Für mich als Schauspieler ist es wesentlich einfacher, mit
echten Elementen zu arbeiten." Und Minnie Driver fügt hinzu:
"Man kann keine rationalen Entscheidungen mehr treffen, sondern
nur noch reagieren. Jemand hat mal gesagt, Schauspielerei sei
Reaktion. Das haben wir mit HARD RAIN bewiesen!"
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