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Armageddon
Aus astronomisch-wissenschaftlicher Sicht
von Dr. Lutz Schmenkel, Astronomisches Rechen-Institut Heidelberg
Der Film unterstellt die Möglichkeit des Einschlags eines
großen Asteroiden auf die Erde und zeigt Möglichkeiten
zur Abwehr dieser Gefahr auf. Wie weit sieht es nun
mit der Realitätsnähe aus?
Die Wahrscheinlichkeit, daß die Erde in überschaubaren
Zeiträumen mit einem Planetoiden kollidieren wird, ist
durchaus gegeben. Insofern entspricht der Film den modernen
Ergebnissen der astronomischen Forschung. Allerdings geht das
Drehbuch von einem Asteroiden von "der Größe
von Texas" aus. Dies wäre ein Körper von deutlich
über 1000 km Durchmesser, den es in der Realität nicht
gibt. Bereits ein Asteroid der 10-km-Klasse würde ausreichen,
um globale Zerstörungen anzurichten und die menschliche
Zivilisation zu vernichten.
Einschläge einiger Gesteinsbrocken im Meter-Bereich kommen
im Film vor, jedoch reichen die filmischen Möglichkeiten
zur auch nur einigermaßen adäquaten Beschreibung
schon dafür bei weitem nicht aus - die Realität wäre
ungleich katastrophaler!
Im Film wird lediglich eine Zeit von 18 Tagen von der Entdeckung
des Asteroiden bis zum möglichen Einschlag eingeräumt.
Dieser Zeitraum ist deutlich zu kurz, um mit der heutigen verfügbaren
Technik ein Abwehr-Szenario zu realisieren. Selbst wenn eine
Aufspaltung des Asteroiden in viele kleinere Teile gelänge,
so würden diese wegen der schon beträchtlichen Erdnähe
auf dem Erdkörper einschlagen und verheerende Folgen haben.
Die Astronomen bemühen sich, mögliche Kollisionskandidaten
schon Jahrzehnte vor dem eigentlichen Ereignis zu entdecken.
Flüge zu Kleinen Planeten sind bereits seit einigen Jahren
Realität. Man benutzt dabei meist die sog. "Fly-by-
oder Swing-by-Methode", bei der die Bahnen der Raumkörper
so gestaltet sind, daß die (dann antriebslosen) Raumsonden
in das Gravitationsfeld eines großen Planeten eintauchen,
von diesem auf eine vorausberechnete neue Bahn abgelenkt und
dabei drastisch beschleunigt werden.
Diese Technik wird im Film durch einen nahen Vorbeiflug am Erdmond
methodisch korrekt behandelt. Allerdings würde dies nur
dazu führen, daß man relativ schnell in die Nähe
des anfliegenden Asteroiden kommen würde. Das Ziel müßte
es aber sein, bei der Ankunft an dem Asteroiden eine Differenzgeschwindigkeit
von Null zu erreichen, um dort zu landen. Im Film wird diese
Klippe dadurch umgangen, daß man lediglich die Landung
auf dem Asteroiden zeigt. Allerdings hat man bei der Herstellung
der Oberfläche dieses Körpers einige filmische Freiheit
walten lassen. In der Realität ist eher mit einer
kraterübersäten,
steinigen Fläche zu rechnen.
Der im Film gezeigte Versuch, den Asteroiden durch die
Detonation von Atombomben in Tiefbohrungen in viele kleinere
Einzelkörper zu zerlegen, ist durchaus realistisch und
gilt heute unter Experten als einzige Lösung. Ein frontaler
Aufprall einer Rakete mit nachfolgender Explosion von Atombomben
hätte dagegen kaum die gewünschte Wirkung.
Zusammenfassend ist zu bemerken, daß der Film ein Szenario
entwirft, das mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Trotz
der filmischen Überhöhungen und wohl unvermeidlichen
Vereinfachungen des Sachverhalts wird der Zuschauer auf das
auch heute noch viel zu wenig beachtete Phänomen der Existenz
gefährlicher Planetoiden im erdnahen Raum hingewiesen.
Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist allein schon dieser Aspekt
von Wichtigkeit.
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