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Scream - Schrei!

Triumvirat des Terrors

Freddy, Jason, Michael & Co. - Eine kleine Genre Kunde


Szene Craven als Hausmeister Fred

"Horrorfilme sind alle gleich", erklärt Sidney Prescott ihrem mysteriösen Anrufer. "Irgendein Killer verfolgt großbusige Mädchen, die nicht schauspielern können und die Treppen raufrennen statt einfach durch die Vordertür abzuhauen."

Zweifellos ein hartes Urteil. Aber dennoch betrachtet SCREAM - SCHREI! sein Genre mit liebevoller Nostalgie und heiterem Augenzwinkern. Zahllose Querverweise, Anspielungen und Zitate auf moderne Klassiker der Horror- und stalk'n'slash-movies (als eine Handvoll Beispiele seien nur "Halloween", "Freitag der 13.", "A Nightmare On Elm Street", "Carrie", "Psycho" und "The Texas Chainsaw Massacre" genannt) machen Wes Cravens Thriller zu einer wundervollen Hommage an ein Genre, das oft totgesagt wurde, aber ebenso unsterblich ist wie der Mythos eines Freddy Krueger oder eines Michael Myers.

Mit "Halloween" fing alles an. John Carpenters 1978 entstandener Thriller gilt bis heute als Archetypus des slasher movies, der dem modernen Horrorfilm einen entscheidenden Impuls gegeben hat:

Statt auf langsamen Spannungsaufbau, wie ihn Hitchcock lehrbuchhaft in seinem Meisterwerk "Psycho" zelebriert hatte, setzte Carpenter ganz auf Schrecken und Schockeffekte am laufenden Band. Damit traf er den Nerv des Publikums und spielte virtuos auf der Klaviatur der Ängste seiner Zuschauer.

Gleichzeitig galt sein "Held" Michael Myers als Prototyp des seelenlosen, kompromißlos bösartigen Serienkillers. Neu war auch die "Auswahl" der Opfer: Von der Lust am Leben getriebene Teenager, die sich im Bett oder auf Partys ein paar vergnügliche Stunden machen wollten, wurden prompt umgebracht.

Sean S. Cunninghams blutiger (und kommerziell höchst erfolgreicher) Horrorschocker "Freitag der 13." (1980) etablierte die von Carpenter verwendeten Motive als für das Genre allgemeingültige Aussage: Der Killer ist ein Instrument der Repression, der junge Leute tötet, wenn sie Sex haben oder Alkohol und Drogen konsumieren. Somit funktionierte Jason Vorhees (der übrigens, wie der Killer in SCREAM - SCHREI! bemerkt, wirklich erst im zweiten Teil der "Freitag der 13.''-Serie leibhaftig auftaucht) als Racheinstrument einer reaktionären Gesellschaft, die durch Sex, Genußmittel und andere Amusements schon ihren Untergang witterte.

Seit "Halloween" und "Freitag der 13." haben zahllose Slasherfilme das Genre um meist ziemlich überflüssige Beiträge "bereichert". Auch Wes Cravens Klassiker "A Nightmare On Elm Street" (1984) steht deutlich in Carpenters Tradition, hat aber das Motiv des Slashers entscheidend neu definiert. Denn Cravens Freddy Krueger, ein zynisches Stand-up-Monster, das schnell zur Ikone des modernen Horrorfilms avancierte, ist mehr Traum- Dämon als physische Figur und somit wesentlich angsteinflößender.

Die Furcht vor der Ruhe, dem Schlaf (und natürlich die Panik vor den einsetzenden Alpträumen) wird zum größten Horror von Cravens Protagonisten. Und das doppelbödige, phantastische Spiel zwischen Traum und Realität erschloß dem Slasher Freddy selbstverständlich völlig neue Möglichkeiten.

Wes Craven hat nun das Reich der Phantasie verlassen, ohne die ehrwürdige Tradition des Slasher-films zu brechen. Vielmehr seziert er die Versatzstücke seines vertrauten Genres und setzt sie neu zusammen - zu einem wahrhaft horriblen Meisterwerk des Grauens, das zeitgemäße Erneuerung und charmantes Deja-vu gleichermaßen ist: SCREAM - SCHREI!


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