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Scream - Schrei!

Regie: Wes Craven


Szene Craven mit Barrymore

Der studierte Anglist, Psychologe und Philosoph Wes Craven gehört zu jener Handvoll wagemutiger Regisseure, die das Genre des modernen Horrorfilms entscheidend definiert haben. Seit sein Regie-Debüt "Das letzte Haus links" die latente Gewaltbereitschaft des bürgerlichen Mittelstandes krass und kompromißlos thematisierte und damit einen handfesten Skandal heraufbeschwor (die amerikanische Behörde Motion Pictures Association of America brandmarkte den düsteren Low-Budget-Streifen mit einem kommerziell katastrophalen "X-Rating"), beleuchtet Craven in seinen Filmen mit Vorliebe die Risse in den gutbürgerlichen amerikanischen Vorstadt-Fassaden.

Obwohl der am 2. August 1939 in Cleveland, Ohio geborene Wesley Earl Craven etliche wegweisende Beiträge zum modernen Horrorgenre abgeliefert hat, führte ihn sein Berufsweg zunächst in völlig andere Richtungen. Der streng baptistisch erzogene Craven hatte nämlich ursprünglich nicht viel mit Film im Sinn. Und darum arbeitete er nach seinem Studienabschluß als Sozialkunde-Dozent an der John Hopkins University in Baltimore. Nachdem er durch einen mit Studenten realisierten Amateurfilm Blut geleckt hatte, ging er nach New York, besuchte eine Dokumentarfilmschule und hielt sich mit Taxifahren über Wasser.

Die Begegnung mit seinem Freund und Kollegen Sean S. Cunningham (der später den Klassiker "Freitag der 13." inszenieren sollte) kann als Geburtsstunde des modernen Slasherfilms angesehen werden. Craven und Cunningham wurden partners in crime, produzierten den pseudo-dokumentarischen Pornofilm "Together" und finanzierten so gemeinsam "Das letzte Haus links".

Es dauerte allerdings fünf weitere Jahre bis Wes Craven einen weiteren Meilenstein des Genres ablieferte: "Hügel der blutigen Augen" geriet zu einem zynischen, schonungslosen Meisterwerk, das - ähnlich wie Tobe Hoopers "Texas Chainsaw Massacre" - an der heiligen Institution der amerikanischen Familie kratzte.

Schon in seiner zweiten Regie-Arbeit sind Cravens stets wiederkehrenden Motive und sein visueller Stil deutlich zu erkennen, besonders wiederum die allgegenwärtige, unterschwellig herrschende Aggressivität, die sich in drastischen und blutigen Gewalt-Eruptionen entlädt.

Im Jahr 1984 schließlich revolutionierte Wes Cravens Klassiker "Nightmare - Mörderische Träume" das Genre und bescherte ihm gleichzeitig einen der populärsten Horror-Helden aller Zeiten: Cravens Bösewicht Freddy Krueger wurde zur Ikone der Popkultur in den achtziger Jahren. Darüber hinaus wurde das gruselige Leinwand-Spiel zwischen Traum und Realität zu einem solchen kommerziellen Erfolg, daß es nicht weniger als sechs Fortsetzungen nach sich zog. Craven selbst setzte 1994 zum zehnjährigen Jubiläum seiner Kopfgeburt mit "Freddy's New Nightmare" einen Schlußstrich unter die Serie.

Neben seiner Arbeit fürs Kino inszenierte Wes Craven immer wieder TV-Filme und -Serien, unter anderem etliche Episoden der legendären "Twilight Zone", den neo-gothischen Grusler "Tödlicher Segen" und Teile der Freddy- Krueger-Serie "Nightmare Cafe".

In all den Jahren seines Filmschaffens haben sich weder Cravens Themen noch seine Vorliebe für kleine Independent-Produktionen verändert. Unter ihrer Oberfläche sind seine Filme immer noch zynische Bestandsaufnahmen ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft, brechen gesellschaftliche Tabus und stellen die amerikanischen Werte wie die heile Familie oder den idyllischen Vorstadt-Frieden nachdrücklich in Frage.

In SCREAM - SCHREI! erweist Wes Craven nun seinem Lieblings-Genre eine ebenso horrible wie elegante Reverenz und spielt auf virtuose und originelle Weise mit den Genre-Regeln, die er selbst aufgestellt hat. Dies macht SCREAM - SCHREI! nicht nur zu einem

schrecklich schönen Fest für Genre-Kenner, sondern vor allem zu einem ambtionierten, nervenzerreißenden Kino- Lehrstück über das Grauen, das er übrigens noch in diesem Jahr mit dem Sequel "Scream Again" fortsetzen wird.


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