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Michael Collins


Leseprobe

aus der Biografie von T.R.Dwyer

Sechstes Kapitel

"Wir griffen gezielt Einzelpersonen an " - Aufbau des IRA-Geheimdienstes

Szene In seinem Buch The Path to Freedom erklärte Collins später: "Wenn wir uns gegen den mächtigen Militärapparat behaupten wollten, der gegen uns in Stellung gegangen war, bedurfte es mehr als eines Guerillakrieges, bei dem kleine Gruppen unserer Kämpfer mit Hilfe ihrer Ortskenntnis die stärkeren Verbände des Feindes angriffen und deren Anzahl dezimierten. England konnte seine Armee immer wieder verstärken. [...] Es konnte jeden gefallenen Soldaten ersetzen."

"Aber", fügte er hinzu, "es gab andere, die für Englands Absichten unverzichtbar waren und die sich nicht so leicht ersetzen ließen. Um die britische Kriegsmaschinerie zu lähmen, war es notwendig, gewisse Einzelpersonen anzugreifen. Ohne seine Spione war England hilflos. Die britische Kriegsmaschine konnte nur mit Hilfe ihres angesammelten und sich ständig vermehrenden Wissens funktionieren."

Collins betrachtete die Dublin Metropolitan Police und die Royal Irish Constabulary grundsätzlich als Spionageorganisationen. Schließlich hatten Beamte der Sektion G der Dubliner Polizei nach dem Osteraufstand in der Richmond-Kaserne die Anführer in der Masse der einfachen Kämpfer ausfindig gemacht. Darüber hinaus hatten die Briten sich auf die Royal Irish Constabulary verlassen können, als es darum ging, unmittelbar nach der Rebellion diejenigen auszuwählen, die aus anderen Teilen Irlands nach Großbritannien deportiert wurden. "Wie hätten sie die Männer, die sie 'haben wollten', ohne ihre Polizisten im ganzen Land finden können?" fragte Collins in The Path to Freedom.

Szene Nach seinen Erkenntnissen war die britische Verwaltung ohne die Hilfe solcher Zuträger praktisch blind, also beschloß er, sie auszuschalten. Man würde ihnen bedeuten, sich aus den Ermittlungen in politischen Fällen herauszuhalten, und sie erschießen, wenn sie der Aufforderung nicht Folge leisteten.

"Spione sind nicht so rasch in der Lage, die Stelle ihrer verstorbenen Komplizen einzunehmen, wie Soldaten die Frontlinie für die ehrenvolle Schlacht auffüllen können. Und selbst wenn ein neuer Spion die Stelle des alten einnahm, konnte er das Wissen des alten nicht einfach übernehmen. [...] Wir griffen Einzelpersonen an, und auf diese Weise kappten wir ihre Kommunikationslinien und erschütterten ihre Kampfmoral", erklärte Collins später sein Vorgehen. Doch zuvor mußte er natürlich herausfinden, welche Beamten die nützlichsten waren.

Dabei schien seine Waghalsigkeit keine Grenzen zu kennen. Am Abend des 7. April 1919, gegen Mitternacht, begab er sich sogar in das Hauptquartier der Sektion G in der Great Brunswick Street und ließ sich dort von Broy im Archiv einschließen, wo er mehrere Stunden verbrachte, um die Polizeiakten - einschließlich seiner eigenen - durchzusehen. Später prahlte er mit der ihm eigenen Eitelkeit, daß seine Akte den Eintrag enthalte, er stamme aus "einer intelligenten Familie aus Cork". Dieses Aktenstudium verschaffte Collins einen überaus wertvollen Überblick über den Wissensstand der Sektion G und über die Identität der aktivsten Beamten. Aus seiner Sicht waren diese Männer die Augen der britischen Verwaltung im Dublin Castle, und er war fest entschlossen, diese Augen zu schließen, wenn sie sie nicht freiwillig zudrücken würden.

Zwei Tage später erhielten die Beamten eine öffentliche Warnung. Mitglieder der Irish Volunteers stürmten die Wohnung von Detective Sergeant Halley und überfielen Detective Constable O'Brien auf offener Straße, um ihn zu fesseln und zu knebeln. Keiner der Männer wurde verletzt, doch für ihre Kollegen war es ein Warnsignal, daß die Volunteers sie auf offener Straße und auch in ihren Wohnungen erwischen konnten und würden.

Während Collins die Absicht hatte, Beamte, die auf die Warnung nicht reagierten, zu töten, zog de Valera ein Verfahren vor, das als 'moralischer Widerstand' bezeichnet wurde. Er schlug vor, daß die Polizei lediglich "vom irischen Volk sozial geächtet" werden sollte. Der Dail billigte diesen Ansatz in einem förmlichen Beschluß, und de Valera versuchte, militante Vertreter wie Collins in Schach zu halten, indem er dem Ständigen Ausschuß von Sinn Fein in Fragen der politischen Strategie ein gewichtiges Mitspracherecht einräumte.


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