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Ocean's Eleven
Wie der Plan ausgeheckt wurde
1959 war Produzent Jerry Weintraub bereits ein erfolgreicher
Konzert-Entrepreneur und arbeitete mit Frank Sinatra zusammen,
als der Originalfilm "Ocean's Eleven" (Frankie
und seine Spießgesellen, 1960) in Las Vegas gedreht
wurde. "Damals wollte das Publikum vor allem Frank Sinatra,
Dean Martin, Sammy Davis, Jr., Peter Lawford und Joey Bishop
gemeinsam auf der Leinwand erleben", sagt Weintraub. "Die
hätten auch das Telefonbuch vorlesen können - der Film
hätte trotzdem viel Erfolg gehabt."
Weintraub schlug dem renommierten Drehbuchautor Ted Griffin vor,
ein cleveres Remake des legendären Films auf das heutige
Publikum zuzuschneiden - durch diesen Film etablierte sich damals
der Ausdruck "Rat Pack" in Amerika als fester Begriff
für den legendären Freundeskreis um Sinatra.
"Ich kannte den Originalfilm gar nicht, konnte mich also
nicht an ihm orientieren", berichtet Griffin. "Aber
ähnliche Filme dienten mir natürlich als Vorbild -
etwa 'The Great Escape' (Gesprengte Ketten),
'The Magnificent Seven' (Die glorreichen Sieben)
und 'The Professionals' (Die gefürchteten Vier).
Das Grundkonzept des neuen 'Ocean's Eleven' entspricht
dem Original, aber wir siedeln es im heutigen Las Vegas an. 1960
hätte das Publikum diesen Überfall als völlig
unwahrscheinlich empfunden - aber heute ist er durchaus nicht
mehr so unmöglich. Auch die heutigen Tricks von Betrügern
und Bauernfängern sind nicht mehr das, was sie zur Zeit
der Depression in den 30er-Jahren waren. Das Gewerbe hat sich
überlebt. Heute wird auf anderer Ebene gepokert, denn das
Geld existiert praktisch nur noch im Computer - nicht einmal
die Banken haben Bares. Mit einer Ausnahme: Die Casinos arbeiten
nach wie vor mit richtig harter Währung."
Als besonderes Problem empfand Griffin, alle elf Hauptfiguren
ständig auf interessante Weise in die Handlung zu integrieren
- niemand durfte unterwegs verloren gehen. "Der Film stellt
elf Typen in den Mittelpunkt, dazu noch Julia und Andy",
erklärt Griffin. "Ich musste also bei den Szenen mit
den kleineren Rollen äußerst ökonomisch vorgehen.
Wenn man an Filme à la 'The Dirty Dozen' (Das
dreckige Dutzend) zurückdenkt, erinnert man sich an
sechs oder sieben aus dem Dutzend, aber an die übrigen eben
nicht. Ich hatte jedoch den Ehrgeiz, jede einzelne Rolle unvergesslich
zu gestalten. Hinzu kam der Anspruch, die Team-Mitglieder nicht
zum Abklatsch bekannter Ensemble-Film-Klischees zu machen - denn
in Filmen zum Beispiel über Bomberbesatzungen gibt es immer
einen Typen aus Brooklyn, einen aus Texas und so weiter."
Griffin fand für jedes Problem eine Lösung und lieferte
ein intelligentes und fantasievolles Drehbuch ab, das Weintraub
dem gefeierten Regisseur Steven Soderbergh als nächstes
Projekt vorschlug. "Steven las das Buch und rief mich dann
an - seine Reaktion war überwältigend enthusiastisch",
erinnert sich Weintraub. "Er sagte, er wollte den Film machen,
weil er es gar nicht abwarten könnte, ihn auf der Leinwand
zu sehen."
"Als ich Teds Skript las, war ich gleichzeitig begeistert
und verunsichert", gibt Steven Soderbergh zu. "Begeistert
war ich, weil ich noch nie ein Drehbuch gelesen hatte, das perfekter
Unterhaltung so nahe kommt. Ein Film über einen Raubüberfall
mit großer Starbesetzung kann gar nicht besser funktionieren
- das gilt für alle Aspekte der Story.
Verunsichert war ich, weil das Projekt aufwändiger ist als
alles, was ich je gemacht habe. Hier ist ein Inszenierungsstil
gefragt, den ich noch nicht ausprobiert hatte - ich musste ihn
mir erst selbst beibringen. Dabei hatte ich weniger Angst davor,
etwa mit dem Kameramann nicht zurecht zu kommen - vielmehr fragte
ich mich, ob ich die umfangreiche Technik beherrsche, die bei
solch einem Film zum Einsatz kommt.
Derartige Dreharbeiten laufen ganz anders ab als bei meinen letzten
Filmen mit dem Highlight 'Traffic' (Traffic - Macht
des Kartells) - da ging es um die Schilderung schmutziger
Milieus, um existenzielle Probleme. 'Ocean' ist genau
das Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass der Film dramaturgisch
sehr präzise durchkonstruiert, durchkomponiert sein muss.
Ich sah mir daraufhin eine Menge Filme von Regisseuren an, die
meiner Meinung nach genau diesen visuellen Stil hervorragend
beherrschen, und ich versuchte nachzuvollziehen, wie sie das
hinbekommen haben."
Auch von einem anderen klassischen Abenteuerfilm ließ Soderbergh
sich inspirieren: "Ich habe in Interviews immer wieder betont,
dass 'Jaws' (Der weiße Hai) zu meinen
Lieblingsfilmen zählt", sagt er. "Ein echter Klassiker
des Unterhaltungskinos. Ich schätze Filme, die ihr Thema
überzeugend und ohne viel Getue auf den Punkt bringen. Ich
sehe 'Ocean's Eleven' als meine Chance, einen Film zu
machen, der nichts weiter will als von Anfang bis Ende bestens
zu unterhalten - ein Film, auf den man sich ohne Bedauern oder
Peinlichkeiten gerne einlässt."
Natürlich ließ sich Soderbergh diese Herausforderung
und auch den Spaß nicht entgehen, die mit der Umsetzung
von Griffins Drehbuch auf ihn zukamen - er übernahm die
Regie. "Meiner Meinung nach liegt ein Großteil des
Vergnügens an solchen Supercoup-Filmen à la 'The
Sting' (Der Clou) oder 'I soliti ignoti'
(Diebe haben's schwer) gerade in jenen Sequenzen begründet,
die der Rekrutierung des Teams gewidmet sind. Es bringt einfach
Spaß zu beobachten, wer angeworben wird, was für Typen
das sind und wie sie miteinander auskommen.
Der Trick besteht darin, den Plan für den Überfall
zwar vorzustellen, allerdings nicht in allen Details, weil ja
nicht alles vorher verraten werden soll. Diesen goldenen Mittelweg
zu finden ist sehr schwierig, denn die Zuschauer denken immer
schon voraus, sind schneller als die Geschichte.
Ted hat diese Balance wunderbar hinbekommen. Das Drehbuch funktioniert:
Alle Personen werden vorgestellt, wir lernen sie eingehend kennen,
wir können uns ein recht gutes Bild davon machen, wie der
Überfall ablaufen wird. Doch wenn es dann los geht, merken
wir, dass wir durchaus nicht über alles Bescheid wissen.
Und dann laufen Dinge schief, die auch die handelnden Personen
nicht vorhersehen konnten. Der Spaß besteht darin zu beobachten,
wie sie improvisieren müssen, um das Ding doch noch durchzuziehen."
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