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Die Monster AG
Megabyte-Magie - Die Neuen Computertechniken
Die Pixar Animation Studios stehen seit 15 Jahren als Synonym
für erstklassige Computeranimationen. Und mit jedem Film,
den sie produzieren, gehen sie stets einen Schritt weiter in
Richtung Perfektion. Nicht nur, dass die Computer immer schneller
und immer besser werden, auch die Filmemacher haben immer wieder
innovative Gedanken, die das technische Team motivieren, neue
Wege zu gehen.
Nahezu jeden Tag überdenken die Mitarbeiter von Pixar ihre
Arbeit, erweitern, ergänzen und verbessern einzelne Programmierschritte
und finden neue, effektivere Methoden der Animation.
Tom Porter ist der Kopf des Programmierteams, das exklusiv für
Pixar neue Software entwickelt. Besonders stolz ist Porter im
Zusammenhang mit Die Monster AG auf die Technik, mit
der hier die Haare und das Fell
der Protagonisten animiert wurden.
"Die Monster AG ist ein Film, dessen Hauptfigur
ein großes, haariges Monster ist, das über weite Strecken
des Films mit einem kleinen Mädchen herumläuft, das
ein T-Shirt trägt", erklärt Porter. "Wir
hatten es also mit zwei Elementen zu tun, mit der sich Computergraphik-Designer
stets sehr schwer getan haben: Haar und dünne Stoffe. Wir
entwickelten deshalb einen großen Ehrgeiz, sowohl dem Haar
als auch Buhs T-Shirt völlig realistische Bewegungen zu
geben. Dafür arbeiteten wir anfangs mit realen, dreidimensionalen
Modellen."
"Es gab viel zu bedenken", ergänzt Porter. "Wie
sollten wir das Fell an der Figur befestigen? Wie bewegt sich
das Fell? Wie sollten wir es rendern? Wie sollten wir das T-Shirt
animieren? Sollte es wie ein Bestandteil des menschlichen Körpers
betrachtet werden oder wollten wir es als eigenständigen
Gegenstand programmieren und vielmehr berechnen, wie sich die
Bewegungen des Körpers auf diesen Stoff auswirken?
In Toy Story 2 war die Kleidung der
Menschen standardisiert, sie wurde nach einem bekannten und bereits
entwickelten Muster animiert. Bei Die Monster AG dagegen,
gestalteten wir die Kleidung als eigenständige Objekte,
was sehr viel zum realistischen Look beiträgt, gleichzeitig
aber auch eine große Herausforderung für das gesamte
Team darstellte."
Diese Maßgabe im Hinterkopf entwickelten Pixars Senior
Scientists David Baraff und Andy Witkin mit einem Programm namens
FIZT ein neues dynamisches System, dass es einem ermöglichte,
die physikalischen Gesetze jeder nur erdenklichen Situation auf
virtuelles Haar oder Kleidung umzurechnen.
Die Techniker Michael Fong und Steve May integrierten dieses
Programm in die Animations-Software und halfen mit, sie auf Sulley,
Buh und die anderen Figuren anzuwenden. Das Ziel war es, die
Animateure der Figuren von der Last zu befreien, sich um das
Haar, das Fell oder die Kleidung ihrer Figuren kümmern zu
müssen. Sie sollten sich voll auf Gestik und Mimik, den
Charakter ihrer Protagonisten konzentrieren können. So arbeiteten
die Charakter-Animateure mit haarlosen, nackten Ausgaben ihrer
Helden - ein anderes Team fügte später die sorgfältig
animierten Haare und Stoffe hinzu.
"Wir mussten nicht nur alle 3 Millionen Haare in Sulleys
Fell einzeln animieren", erklärt Fong. "Wir mussten
es auch allen äußeren Bedingungen anpassen. Wir mussten
in jeder einzelnen Szene genau darauf achten, wie das Licht in
den virtuellen Kulissen beschaffen war, und Sulleys Fell entsprechend
glänzen oder schimmern lassen oder es mit Schatten überziehen.
Wir mussten außerdem in einigen Szenen darstellen, wie
sich sein Fell im Nebel, bei Regen und Schnee verändert.
Dasselbe galt für Buhs Haare."
"Eine anderes Problem war die 'Kollision', wenn Sulley andere
Dinge berührte", ergänzt Fong. "Wenn Sulley
durch einen Flur rennt und alle möglichen Sachen umkippt,
mussten wir sehr genau nachdenken: Wenn er sich etwas greift,
fällt sein Fell dann nach hinten, sträubt es sich,
oder reagiert es diametral zu dem ergriffenen Gegenstand. Wir
fingen an, alle möglichen Situationen mit realen, einzelnen
Haaren zu simulieren, deren Bewegungen wir penibel maßen
und dann auf ein ganzes Fell umrechneten."
Ein weiterer technischer Durchbruch gelang Rick Sayre, dem Shading
Supervisor bei Die Monster AG. Gemeinsam mit seinem
Team entwickelte er ein System, das die atmosphärischen
Effekte des Films enorm verbesserte: "Wir fanden einen ganz
neuen Weg, Nebel, Dampf, Rauch und andere Phänomene darzustellen."
Und stolz fährt er fort: "Mit unserem neuen Programm
gelang es uns sogar, völlig glaubwürdigen Schnee darzustellen.
Bislang mieden Computerdesigner Schnee und andere
Wettereinflüsse, da diese nur äußerst kompliziert,
um nicht zu sagen beinahe unmöglich, gut darzustellen waren."
Jean-Claude Kalache, der für das virtuelle Licht
im Film zuständig war, schildert die Leistungen seines Teams:
"Eine behaarte Figur in Bezug auf Licht zu animieren ist
erheblich schwerer, als zum Beispiel glänzende Kunststoff-Kreaturen
wie Buzz und Woody in TOY STORY. Haar reagiert sehr einzigartig
auf Licht, jedes einzelne Haar wirft einen winzigen, fast nicht
wahrnehmbaren Schatten auf das Haar daneben. Wir mussten dieses
Phänomen simulieren, konnten aber natürlich nicht jeden
einzelnen Schatten berechnen, weil das viel zu viel Zeit und
Geld verschlungen hätte. Am Ende fanden wir ein System,
das genau diesen Effekt glaubwürdig berechnet."
"Ein anderer neuer Lichteffekt bei Die Monster AG
ist das 'color ramping'", ergänzt Kalache. "Der
Lichtstrahl eines Scheinwerfers beispielsweise ist ja nicht überall
gleich hell. Wir haben erstmals die verschiedenen Lichtstärken
und Farbtöne dargestellt, die es gibt. Wer im Film darauf
achtet, der sieht, dass Lampen nicht einfach nur einen hellen
Lichtfleck auf die Wand werfen, sondern ein sehr überzeugendes
Schimmern aus verschiedenen Helligkeitsstufen und teilweise mit
bis zu vier verschiedenen Farbschattierungen. Das ist sehr realistisch
und sehr stilvoll zugleich. Und wenn man bedenkt, dass zum Beispiel
die Schrecketage in der Monster AG über 500 verschiedene
Lichtquellen hat, dann kann man sich vorstellen, wie sehr sich
solch eine Lichtgestaltung auf die Atmosphäre des Raums
auswirkt. Um diesen Effekt zu verstärken, gaben wir jedem
Raum zudem einen Hauch von Nebel, der in jedem Lichtstrahl sichtbar
wird. Das verhalf den Bildern zu einer ganz speziellen Dynamik."
Das Charakter-Design in Die Monster AG
ist ein großer Schritt nach vorn, sowohl für Pixar
als auch für das Computerdesign schlechthin", erklärt
Eben Ostby. Bei Toy Story animierten wir relativ steife
Spielzeugfiguren, bei Das Grosse Krabbeln waren es Ameisen,
deren Bewegungsapparat ebenfalls ziemlich simpel ist.
Bei Die Monster AG dagegen, hatten wir es mit sehr komplexen,
extrem beweglichen Wesen zu tun. Und im Falle von Buh sogar mit
einem echten Menschen. Zwar gab es auch in Toy Story 2
in Gestalt des Al einen realen Mann, der für damalige Verhältnisse
auch außergewöhnlich lebensecht animiert war, doch
die Protagonisten von Die Monster AG haben noch 30 bis
40% mehr Animationsphasen als Al. Sie haben auch ein erheblich
subtileres Minenspiel. Dank einer ganz neuen Generation von Computer-Tools
konnten wir eine Figuren erschaffen, die vor kurzem noch nicht
möglich waren."
Doch so groß der Stellenwert auch sein mag, den die Technik
bei Pixar hat, so perfektionistisch man hier auch mit Computern
umgeht - den größten Stellenwert hat immer noch das
Entertainment, der Spaß, die Kunst. Technik
Supervisor Tom Porter fasst das Pixar-Prinzip zusammen: "Wenn
eine Entscheidung zwischen Technik und Kunst fallen muss, dann
gewinnt bei uns immer die Kunst. Jedes Modell, das wir bauen,
jede Textur, die wir erschaffen, jedes Licht, das wir konzipieren
- all diese Dinge erfüllen nur einen einzigen Zweck: Sie
dienen der Geschichte!"
Happy Birthday! Pixar wurde 15
Das Jahr 2001 markiert den 15. Geburtstag der Pixar Animation
Studios - ein Jubiläum, das die Firma mit ihrem vierten
abendfüllenden Kinofilm begeht. In ihrem neuen Studio in
Emeryville, Kalifornien (in der Nähe von Berkeley) arbeiten
nahezu 550 Angestellte, die immer wieder neue Standards in Sachen
Computertechnik und Erzählkunst setzen.
Pixars riesiges neues Studio in Emeryville entstand auf dem ehemaligen
Gelände der Del Monte Dosenfrucht-Fabrik, einem ehemaligen
Baseballfeld und einer Pferderennbahn. Die Arbeit an dem Gebäude
begann 1998, der offizielle Einzug fand im November 2000 statt.
Ein Großteil der technischen Arbeit an Die Monster
AG fand bereits in diesen Hallen statt.
Das Gebäude wurde in Anlehnung an die "Modern Industrial
Company" aus Ziegelstein und mit architektonischen Anleihen
beim Musee D'Orsay und dem Holocaust-Museum in Washington, D.C.
gebaut. Die Böden des Gebäudes wurden komplett mit
Ahornholz ausgelegt, es gibt diverse Vorführräume auf
dem neuesten technischen Stand, ein Open-Air-Amphitheater für
Firmentreffen, außergewöhnlich viel Oberlicht und
einen Swimmingpool im Freien.
Eine der populärsten Attraktionen des neuen Pixar-Gebäudes
ist die "Love Lounge". Diese kleine, stilvolle, mit
Leopardenfell verkleidete Bar wurde im Inneren eines Lüftungsschachts
errichtet und kann nur durch eine "Geheimtür"
in der Holzvertäfelung des Büros von Andrew Gordon
betreten werden. Zu den illustren Gästen der "Love
Lounge" zählten bislang u.a. "Apple"-Gründer
und Pixar-Chef Steve Jobs, Michael Eisner, Roy Disney, John Ratzenberger
und Randy Newman.
Pixar wurde 1979 als Computerabteilung von Lucasfilm, Ltd. gegründet.
George Lucas rekrutierte seinerzeit Dr. Ed Catmull, den damaligen
Direktor des Computer Graphics-Labors des New Yorker Institute
of Technology, um eine bis dato noch nie da gewesene Computertechnologie
für die Filmbranche zu entwickeln.
Catmulls Team - zu dem auch John Lasseter und William Reeves
zählten - designten Computersequenzen für Filme wie
Star Trek II - Der Zorn des Khan, Die Rückkehr
der Jedi-Ritter und Das Geheimnis des verborgenen Tempels.
1986 übernahm Steve Jobs Pixar und machte es so zu einer
eigenständigen Firma.
Sehr schnell etablierte sich Pixar als erste Adresse für
Computeranimation und darf sich heute nahezu aller großen
Durchbrüche auf diesem Feld rühmen. In Anerkennung
ihrer Pionierleistungen auf dem Gebiet der Computer Generated
Images (CGI) wurde Pixar bereits mit diversen Oscars ausgezeichnet,
darunter zwei Academy Awards für die besten animierten Kurzfilme
des Jahres ("Tin Toy", 1989 , "Geri's
Game", 1998). Toy Story ist bis heute der
einzige Trickfilm, der je für einen Oscar für das beste
Drehbuch nominiert wurde.
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