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The Yards - Im Hinterhof der Macht
Dreharbeiten mit Milieu-Details
The Yards wurde vollständig im Großraum New
York gedreht, wobei neben Aufnahmen in Brooklyn, Manhattan, auf
Roosevelt Island und beim Staatennachbarn New Jersey insbesondere
der Bezirk Queens mit seinen Arbeitervierteln und Industrieanlagen
als Location diente.
"Ich siedelte die Story in Queens an, weil ich dort jeden
Block kenne", erläutert Regisseur Gray, "und durch
den Heimvorteil wollte ich beim Drehen etwas Vorsprung in Sachen
Authentizität haben, denn der Teufel steckt bekanntlich
im Detail. Und es war mir immens wichtig, mit nahezu dokumentarischem
Charakter eine organische Welt und realistische Atmosphäre
zu kreieren."
Um der Produktion diesen von Gray als oberstes gestalterisches
Ziel vorgegebenen Milieu-Detailreichtum liefern zu können,
waren Kameramann Harris Savides, Produktionsdesigner Kevin Thompson
und Kostümdesigner Michael Clancy in der Vorproduktionsphase
intensiv damit beschäftigt, die Ausstattung von Figuren
und Sets vorzubereiten.
"Dieser Prozess", sagt Savides, "diente vor allem
dazu, die Perspektive des Filmemachers nicht nur intellektuell
sondern auch instinktiv zu begreifen, quasi die Witterung des
Stoffes aufzunehmen und die Bedeutung der Locations für
den Film zu verinnerlichen. Bei The Yards hatten wir
luxuriös viel Vorbereitungszeit. Und während des gemeinsamen
Diskutierens, Drehort-Scoutings oder Studierens themenverwandter
Filme entwickelten wir eine Art gemeinsame Sprache, die uns beim
Dreh geholfen hat, nahezu automatisch am selben Strang zu ziehen."
Weiches Licht
Die wochenlange Vorbereitung des The Yards-Kreativkerns
schlug sich zunächst in visuellen Grundsatzentscheidungen
wieder, die dem Film durch verwaschene Farbgebung und weiches
Licht einen melancholischen wie naturalistischen Look verliehen.
"James hatte eine bestechend klare Vision des Films",
erinnert Savides. "Vor Drehbeginn gingen wir in Manhattans
Metropolitan Museum of Art, wo er mir einige inspirierende Gemälde
von George Delatour zeigte. In dessen Bildern sind die Menschen
oft von warmem Kerzenlicht illuminiert, was ihren Gesichtern
einen speziellen Schein gibt - den wir in die Lichtsetzung unseres
Filmes übertragen wollten, um Schlüsselszenen Intimität
zu verleihen. Wo Hollywood-Filme in der Regel den Strombedarf
von Kleinstädten in ihr Licht-Equipment fließen lassen,
setzten wir folglich bei ansonsten sehr aufwendigen set-ups oft
nur eine einzige, sanfte Lichtquelle ein, um subtile und gedämpfte
Farben zu erreichen."
Erleichtert wurde die Inszenierung durch die Tatsache, dass Regisseur
Gray ursprünglich Maler werden wollte, bevor er in der High
School erkannte, dass "das Kino wie ein Amalgam verschiedener
Kunstformen ist, die auf der Leinwand alle zusammenfließen
können. Nahe liegt natürlich die Kunst des Theaters,
doch ich nutzte auch die Gestaltungsrahmen der Malerei, indem
ich vor der Produktion über vierzig opulente Szenenbilder
mit Wasserfarbe malte. Diese sollten im Gegensatz zu einem Storyboard
nicht etwa Sequenzen vorgeben, sondern ausdrücken, was ich
als Wunschfilm vor Augen hatte. Es waren Mittel zur Motivation,
denn man hofft darauf, dass ein Film die Enge des eigenen Kopfes
verlässt - und die originäre Vision mit der Hilfe des
kreativen Teams vergrößert und zu Kunst verwandelt
wird."
Musikalische Inspiration
Ein weitere Inspirationsquelle, erklärt Kodrehbuchautor
Matt Reeves, war schon im Vorfeld die Nutzung von Musik. "Ich
würde unsere gemeinsame Arbeit am Skript als 'method writing'
beschreiben", meint Reeves. "In der Regel spielte mir
James ein stimmungsvorgebendes Musikstück vor und dann begannen
wir Szenen mit den Stimmen unserer Charaktere durchzuspielen."
James Gray ergänzt: "Der berühmte Schauspiellehrer
Stanislovsky hat gesagt, dass Musik der einzige direkte Weg ins
Herz ist und dass man auch in Theater oder Film manchmal etwas
mit Musik ausdrücken kann, was nicht in Worte zu fassen
ist. Deshalb nutze ich Musik als wichtiges Werkzeug - ohne sie
kann ich nicht schreiben. Im Fall von The Yards dachte
ich in opernhaften Termen und Dimensionen, hörte viel Verdi
und Puccini, deren Emotionalität und Intensität mir
außerordentlich dabei halfen, die Stimmung meines Stoffes
zu finden."
Ausstattung
Ebenso bedacht wurde die Ausstattung dem ernsthaften Erzählton
des Filmes angepasst, wie Set-Designer Thompson beschreibt: "Das
kleine Apartment von Ellen Burstyns Figur der Val haben wir beispielsweise
mit Erinnerungsstücken aus ihrer Vergangenheit angefüllt,
was dem Film verschiedene Zeitschichten und den Charakteren noch
mehr Tiefe gibt - bei Geschäftsmeetings der Männer
spürt man etwa die nüchterne Gegenwart, während
in den Häusern der Protagonisten die Zeit stehengeblieben
scheint und Menschen mehr lähmt als beruhigt.
Insgesamt war es hilfreich, dass der Kameraman und ich bereits
bei Little Odessa mit James Gray gearbeitet hatten.
So konnten wir seine sehr kontrollierten und durchdachten inszenatorischen
Vorgaben für mein Ermessen optimal umsetzen - wobei hier
kein Bild des Schauwertes wegen gefilmt ist, sondern der Geschichte
dient, die wir mit ausstatterischer Arbeit stützen."
Ein Beispiel für dieses beim Dreh blinde Verständnis
zwischen Crew-Einfällen und Story-Erfordernissen markiert
die Kostümgestaltung der Hauptfiguren. "Wenn man im
Skript den Part von Charlize Therons Erica liest", beschreibt
Designer Clancy, "ist sie als durchschnittliches 'Queens
Girl' skizziert. Doch schon bei den Anproben haben wir ein rockigeres
Outfit gewählt, was ihre Ablehnung des distinguiert auftretenden
Stiefvater ebenso symbolisiert wie ihre charakterliche Stärke,
die in The Yards zunächst hinter Charlizes sanftem
Lächeln versteckt ist.
Mark Wahlbergs Figur des Leo haben wir simple, unauffällige
Sachen gegeben, die das Bild eines guten Jungen ausstrahlen;
eines Queens-Kids, das von der Straße kommt und nur seinen
geraden Weg gehen will. Joaquin Phoenix als Willie hingegen wollte
und sollte einen Tick zu stilisiert und stylish sein. Seine Klamotten
sind wie Willie selbst sprichwörtlich immer eine Nummer
zu klein - als wolle er durch die Anzüge hindurch zeigen,
dass er Hanteln hebt. Und das ist alles Teil unseres Vorhabens,
ihn gleichermaßen gefährlich und ein bisschen geckenhaft
aussehen zu lassen..."
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