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Vertical Limit
Dreharbeiten in 3.000 Meter Höhe
Der Himalaya in Neuseeland?
Besetzung und Regisseur standen in den Startlöchern, und
so begannen die Dreharbeiten zu Vertical Limit in Neuseeland
in den Bergregionen des Mount Cook und des Alpenstädtchens
Queenstown.
Nachdem er sich auch Schauplätze in Kanada und Europa angesehen
hatte, sagt Martin Campbell: "Wir haben uns für Mount
Cook in den südlichen Alpen Neuseelands entschieden, weil
es dort so ähnlich ausschaut wie im Himalaya. Es ist einer
der wenigen Flecken auf der Erde, wo sich, ähnlich wie am
K2, Gipfel an Gipfel reiht. Unseren Vorstellungen entsprach das
perfekt."
Ed Viesturs stimmt ihm zu. "Das Gebiet um den Mount Cook
sieht fast genauso aus wie der Himalaya," sagt er. "Die
Gletscher sind genauso groß, die Gletscherspalten genauso
tief, die Hänge genauso steil, das Wetter ist genauso schlecht
und der Blick genauso wunderschön. Es war für diesen
Film ein sehr guter Drehort."
Am Mount Cook fanden sich auch Plätze, die die perfekte
Illusion entstehen ließen, dass sich hier in 10.000 Metern
Höhe ein packendes Drama abspielt. "Wir hatten dort
Locations, die diese ganz besondere Atmosphäre eines Hochgebirges
haben," sagt Phillips. "Nazomi Ridge etwa, wo wir zwei
Tage drehten, ist eine kleine Felsspitze, die nach allen Seiten
fast 3.000 Meter abfällt."
Entsprechend gefährlich war das Terrain, trotz seiner Schönheit.
"Wir haben unsere Vorarbeiter- und Sicherheits-Crew vorgeschickt,
um den Ort drehfertig zu machen," sagt Phillips. "Den
Kamerakran haben wir mit dem Helikopter hochgebracht und auf
dem Berg die Schienen dafür verlegt. Dann flogen wir die
Schauspieler hoch - und alle haben phantastische Arbeit geleistet.
Es war schon ziemlich riskant, aber es hat sich gelohnt, denn
man sieht in jedem Bild, dass die Darsteller sich in einer echten
Bergwelt befinden. Diese Wirkung kann kein Computereffekt erzielen.
Man sieht Menschen in Situationen, von denen wir glauben, dass
es die besten Kletter-Actionsequenzen sind, die je gefilmt wurden."
Kameramann David Tattersall erklärt, dass man, um das Publikum
selbst in die höchsten Höhen zu versetzen, den Bereich
des Zweidimensionalen verlassen musste. Deshalb bewegte er die
Kamera ständig um das Geschehen herum. "Wir wollten
dadurch vor allem die extremen Höhen einfangen," sagt
er. "Sobald sich die Kamera bewegt, erkennt der Zuschauer
die dritte Dimension des Bildes, die Tiefe. Man fühlt sich,
als wäre man direkt dabei."
Den Grundstil des Films beschreibt Tattersall als scharf kontrastierten
Realismus, eingefangen durch eine Handkamera und Weitwinkelobjektive.
Später werden die Bilder etwas ruhiger und fließender,
nachdem man in den höher gelegenen Locations zunehmend
mit Kränen und Schienen arbeiten konnte. "Das meiste
haben wir mit einer 27-mm-Linse oder noch breiter gedreht,"
sagt Tattersall. "Wir haben versucht, einen tiefenscharfen,
klaren, ungefilterten Look zu bekommen - ohne Weichzeichner oder
Filter, die den Kontrast abschwächen. Der Film sieht entsprechend
blitzscharf, kontrastreich, unglamourös und unsentimental
aus."
Überlebenskampf auf einer Skipiste: die Sets
Eine Bergregion namens The Remarkables, nahe dem alpinen Städtchen
Queenstown, diente als Hintergrund für das Basiscamp des
K2. Errichtet an den oberen Hängen des Remarkables-Skigebiets,
sah das Set tatsächlich so aus als wäre es der letzte
Außenposten der Zivilisation. Das Camp bestand aus einer
Reihe von verschieden großen bunten Zelten, die von Produktionsdesigner
Jon Bunker entworfen wurden. Jedes Zelt spiegelte den Charakter
seiner Bewohner, einschließlich dem der wilden Bench-Brüder
mit ihrer Bob-Marley-Fahne und ihrer Vorliebe zum textilfreien
Sonnenbaden.
Das Basislager des reichen Unternehmers Elliott Vaughn hingegen
war deutlich luxuriöser. Es bestand aus mehreren großen,
miteinander verbundenen Kuppelzelten, vollgestopft mit allen
erdenklichen Annehmlichkeiten. Die echten Bergsteiger im Team
sagten, wenn es so etwas am K2 wirklich gäbe, käme
kein Mensch mehr auf die Idee, auf den Gipfel hinauf zu wollen.
Das Basislager war eine im Wortsinne kosmopolitische Welt: Hier
tummelten sich Kletter- und Nachschubteams beiderlei Geschlechts
aus Italien, Spanien, Indien, Russland und Neuseeland, dazu die
pakistanischen Träger und Köche - und natürlich
Vaughns amerikanisches Team von Bergsteigern und seine Basislager-Belegschaft.
An einigen Drehtagen waren bis zu 265 Statisten auf dem Set.
Der Transport und die Verpflegung von so vielen Leuten in einer
Bergregion stellte eine enorme logistische Herausforderung dar.
Eine einstündige Busfahrt führte über eine spektakuläre
Serpentinenstraße hinauf auf eine Skihütte, in der
Garderobe, Make-up, Verwaltung und Verpflegung untergebracht
waren. Von dort ging es abermals fünfzehn Minuten mit Schneemobilen
zum Set hinauf, wo eine weitere Schwierigkeit darin bestand,
dass die Windstärke sich in wenigen Minuten von 0 auf 160
Stundenkilometer steigern konnte.
Mount Earnslaw, der ebenfalls bei Queenstown liegt und nur mit
dem Hubschrauber zu erreichen ist, diente als Location für
das pakistanische Militärlager. Mit seinem dürftig
ausgerüsteten, heruntergekommenen Hospital, seinem kricketspielenden
Personal und dem hochexplosiven Munitionsdepot wirkte das Camp
wie direkt aus einem Grenzgebiet in Kriegszeiten. Das Set bestand
aus in Tarnfarbe gestrichenen Wellblech-Bunkern mit Steinwänden
und Gefechtsständen.
Ein Produktionsteam hängt in den Seilen: Gefahren
und Sicherheitsmaßnahmen
Das Filmemachen unter solch extremen Bedingungen erforderte
extreme Sicherheitsmaßnahmen und die Erfahrung von Experten.
Produzent Lloyd Phillips entwarf einen Security-Plan, der in
vier Abteilungen gegliedert war: die Aufbauarbeiten am Berg,
die Absicherung am Berg, die Luftsicherheit und die Sicherheit
der Darsteller.
Die Abteilung "Aufbauarbeit" bereitete
alle Drehorte am Berg vor, sicherte möglichst viele Stellplätze
für die Kamera und die Kameraschienen und minimierte das
Risiko für Cast und Crew.
Die "Absicherung" überwachte
das Wetter, wertete die Bedingungen am Berg aus und gewährleistete
das gefahrlose Arbeiten am Set.
Die "Luftsicherheit" kümmerte
sich um die Hubschrauber und das risikolose Fliegen, Landen und
Entladen.
Die Abteilung für die Sicherheit der Darsteller
schließlich sorgte für das Training und die Vorbereitung
der Schauspieler für die Arbeit am Berg und beriet die Darsteller
und den Regisseur in allen Fragen des Kletterns, damit auch jeder
Handgriff authentisch wirkte. Die Arbeit in solchen Höhen
allerdings bringt Gefahren mit sich, die über Steinschläge
und gähnende Felsspalten hinausgeht. Sowohl bei der Produktion
als auch in der Handlung des Films spielen diese Gefahren eine
Rolle.
So kann der menschliche Körper sich etwa durch zu schnelles
Aufsteigen nicht ausreichend an die veränderte Atmosphäre
gewöhnen, was zu Symptomen führt, die man als "Höhenkrankheit"
bezeichnet. Diese Umstände, unter denen einige der Figuren
im Film leiden, sind gekennzeichnet durch einen hartnäckigen
trockenen Husten, Atemnot, Schwindel, Kopfschmerz, Verwirrtheit
und lähmende Müdigkeit.
Wird dem nicht entgegengewirkt, kann es zu einer Wasseransammlung
und Schwellung der Lungen ("Pulmonarödem") und
selbst des Gehirns ("Zerebralödem") kommen, was
Herzstillstand und Tod zur Folge haben kann. Im Film taucht auch
der Hinweis auf, dass mehr Leute in den Bergen an der Höhenkrankheit
sterben als durch Abstürze oder Unglücke.
Als Gegenmittel kann hier Dexamethasone (oder "Dex",
wie man in Bergsteigerkreisen dazu sagt) intravenös injiziert
werden, um dem Erkrankten einen sicheren Abstieg zu ermöglichen.
In Vertical Limit wird "Dex" durch die Zeitnot
zu einem wertvollen Mittel, das den Unterschied zwischen Leben
und Tod für Tom, Annie und Elliott bedeuten kann.
Damit die selbstauferlegten Sicherheitsstandards gehalten werden
konnten, heuerte die Produktion einige der bekanntesten und besten
Bergsteiger der Welt an, darunter den Kanadier Barry Blanchard
und die Neuseeländer Guy Cotter, Kim Logan und Mark Whetu.
Insgesamt waren an die fünfzig Bergsteiger bei den Dreharbeiten
tätig, u.a. als Kletter-Doubles für die Hauptdarsteller.
Training
Unter der Leitung von Barry Blanchard, der zuvor schon an Filmen
wie Cliffhanger (Cliffhanger - Nur die Starken überleben,
1993), K2 (K2 - Das letzte Abenteuer, 1992)
und The Edge (Auf Messers Schneide - Rivalen am
Abgrund, 1997) gearbeitet hatte, durchliefen die Schauspieler
ein vierwöchiges Trainingsprogramm, welches zum Ziel hatte,
sie an das Gerät zu gewöhnen und damit mit überzeugender
Sicherheit vor Ort umgehen zu können. Dieser Trainingsmonat
wurde für einige der Schauspieler zu einem der schönsten
Momente der Produktion.
"Ich hatte mich bislang noch nie mit dem Bergsteigen beschäftigt,"
sagt Chris O'Donnell. "Es war eine tolle Erfahrung, dafür
nach Neuseeland zu gehen und Geld dafür zu bekommen, damit
man mir beibringt, wie es geht."
Auch Robin Tunney war mit Begeisterung bei der Sache: "Wir
wurden von diesen unglaublich berühmten Bergsteigern ausgebildet.
Ich kann noch immer nicht glauben, was ich da alles gemacht habe.
Ich bin sehr stolz auf mich."
"Ich bin zuvor höchstens mal auf eine Trittleiter
geklettert," scherzt Scott Glenn. "Aber zum Glück
hatte man mir rechtzeitig gesagt, dass alle Schauspieler fit
sein mussten und nicht unter Höhenangst leiden durften,
und dass wir von einigen der besten Bergsteiger der Welt ausgebildet
werden würden. Das war sehr aufregend. Ich hatte noch nie
soviel Spaß bei einem Film."
Glenn entdeckte dabei seine Leidenschaft fürs Eisklettern
und verbrachte viel Freizeit in gefrorenen Wasserfällen.
"Eisklettern ist eine herrliche, transzendentale Erfahrung.
Man vergisst völlig die Vergangenheit und die Zukunft, denn
wenn man da im Eis hängt, ist man ganz im Augenblick. Es
war unglaublich aufregend, mit diesen Weltklasse-Kletterern zusammen
hinaufzusteigen. Ich kam mir vor wie ein Kind im Spielzeugladen."
Bergsteiger-Persönlichkeiten
Die Bergsteiger waren für die Schauspieler auch eine sprudelnde
Quelle von Geschichten tatsächlich erlebter Abenteuer. Sie
gaben den Darstellern die Gelegenheit, sie nach ihren Motiven
und Erlebnissen zu befragen, um herauszufinden, wie das Bergsteigen
die Persönlichkeit prägt. Ed Viesturs etwa, der den
Mount Everest fünfmal und den K2 einmal bestiegen hat, sagt,
es sei schwierig, einen gemeinsamen Nenner bei Bergsteigern zu
finden.
"Für mich," erklärt er, "ist es eine
Herausforderung, ein schwierig zu erreichendes Ziel, auf das
ich hintrainiere und worauf ich mich freue. Für andere ist
die Gipfelbesteigung eine Trophäe, ein Ego-Trip. Für
wieder andere geht es darum, den Berg zu erobern. Aber zumeist
geht es nur darum, in dieser wunderschönen Umgebung zu sein
und körperlich und geistig an die eigenen Grenzen zu gehen."
Chris O'Donnell fand es hilfreich, die Bergsteiger zu beobachten
und von ihnen zu lernen. "Wenn man so viel Zeit mit ihnen
verbringt," sagt er, "dann bekommt man irgendwann eine
Ahnung davon, worum es in ihrem Leben geht. Für einen Schauspieler
ist es immer ein großer Vorteil, wenn man die Leute, die
man darstellen soll, tatsächlich studieren kann. Es war
gut, Barry und die anderen Jungs stets dabei zu haben, denn die
hatten immer eine Antwort auf Fragen wie: 'Wie kriegt man in
8.000 Meter Höhe überhaupt noch Luft?'"
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