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Die Purpurnen Flüsse

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Jean-Christophe Grangé

Drehbuch und Romanvorlage


Jean-Christophe Grangé wurde 1961 geboren. Er lebt in Paris. Als Reporter war er lange Zeit für verschiedene Agenturen (GLMR, Witness, Gamma) auf allen Kontinenten unterwegs, bevor er Anfang der neunziger Jahre sein eigenes Syndication-Büro L&G gründete. Als Autor wissenschaftlicher Artikel sowie von Reise- und/oder Abenteuerberichten war er für französische und angelsächsische Magazine und Fachpublikationen tätig.

Neben 25 Dokumentationen, die er zwischen 1990 und 1995 produzierte (u.a. "Les enfants de la Mafia", "La ballade du Cormoran", "Michael Schumacher: 24 heures d'un champion") arbeitete Grangé auch als Drehbuchautor u.a. für Alain Berbérian und Régis Wargnier. Im vergangenen Jahr schrieb er Vidocq - La dernière aventure, der in diesem Frühjahr in die französischen Kinos kommen soll.

Bisher sind drei Romane von Jean-Christophe Grangé veröffentlicht: "Der Flug der Störche", "Die purpurnen Flüsse" und "Le Concile de Pierre". Letzterer erschien im vergangenen Herbst in Frankreich und liegt bisher noch nicht in deutscher Sprache vor.


Interview mit Jean-Christophe Grangé:

Wie ging die "Verwandlung" Ihres Buches in den gleichnamigen Film vor sich?

Vom Tag der Veröffentlichung im Januar 1998 an hatte der Roman einen phänomenalen Erfolg in Frankreich. Schon damals haben sich Produzenten, Regisseure und Schauspieler mit meinem Verleger Albin Michel in Verbindung gesetzt, um die Filmrechte zu erwerben. Die Gebote überschlugen sich förmlich bis zu dem Moment, da Alain Goldmann ein Angebot abgab, das alle anderen übertraf.

Wir haben uns zusammengesetzt und sehr schnell festgestellt, dass wir uns gut über das Buch verständigen konnten. Infolge dessen schlug mir Alain vor, ein Drehbuch zu schreiben, und er ließ mir absolut freie Hand dabei. Tatsächlich hatte er aber schon im Hinterkopf, dass ich mit dem Regisseur, der den Film später drehen würde, zusammenarbeiten sollte. Sein Wunschkandidat war damals bereits Mathieu Kassovitz.

Mathieu Kassovitz nennt Ihren Schreibstil sehr filmisch. Sehen Sie das auch so?

In erster Linie sind meine Romane Actionbücher. Die Charaktere meiner Protagonisten entwickeln sich immer aus ihren Handlungen heraus und nicht über lange introspektive Passagen.

Schließlich erscheint die Struktur meiner Bücher wie ein Filmschnitt: Meine Szenen sind kurz, sie spielen in einem präzise und konkret beschriebenen Umfeld und haben eine eindeutige Funktion für den Verlauf der Handlung. Letztlich bin ich auf eine eher allgemeine Art und Weise vom Kino beeinflusst. Meine Beschreibungen sind sehr bildlich, und meine Schreibweise ist schnell, rhythmisch. In diesem Sinne kommt mein Stil, denke ich, der Szenenfolge eines Films tatsächlich sehr nahe.

Können Sie die Entstehung des Drehbuchs noch einmal rekapitulieren?

Als Mathieu Anfang 1999 das Buch gelesen hatte, sagte er sofort zu, den Film machen zu wollen. Wir trafen uns, und er gab mir aus dem Stand eine Auflistung der Szenen, die er unbedingt im Film haben wollte. Es handelte sich um die Szenen des Romans, die in sich schon eine "starke Optik" hatten - der Gletscher, die Prügelei mit den Skins, die Befragung der frommen Schwester im finsteren Verließ. Wir besaßen also Fixpunkte, um die herum sich das Skript entwickeln sollte.

Mathieu wünschte weiterhin, die Parallelmontage zwischen den beiden Ermittlungen zu bewahren: der von Niémans und der von Max, der im Roman noch Karim hieß und Marokkaner war. Die endgültige Fassung des Drehbuchs entstand im Sommer 1999, wobei Mathieu während der Dreharbeiten noch etliche Szenen umgeschrieben hat und ihnen eine sehr viel größere Spontaneität gab.

Mathieu äußerte sich bewundernd über Ihre Großzügigkeit und Ihren Willen, die Romanvorlage für den Film umzuarbeiten.

Darin sehe ich wirklich keinerlei Probleme. Wenn man zustimmt, dass ein Buch für einen Film adaptiert werden soll, muss einem einfach klar sein, dass das, was da neu entstehen soll, nur noch bedingt etwas mit der literarischen Vorlage zu tun hat. Der Film wird 90 Minuten dauern, und er soll mit seinen Mitteln wirken.

Ich weiß von den Original-Skripts, die ich geschrieben habe, dass Drehbücher eine viel größere Einfachheit verlangen als Romane. Weiterhin habe ich großen Respekt vor der Vorstellungskraft eines Regisseurs. Während unserer Zusammenarbeit bemerkte ich, wie sich Mathieu auf diese Geschichte "einschoss". Unser gemeinsames Schreiben war auch eine Stabübergabe: Nach und nach reichte der Schreiber sein "Baby"an den Regisseur weiter.

Es ist erstaunlich, wie sehr Ihre Beschreibung von Niémans letztlich bereits eine Beschreibung von Jean Reno ist. Haben Sie an ihn gedacht, während Sie das Buch schrieben?

Wenn ich ein Buch schreibe und meine Charaktere ersinne, vermeide ich es, an Schauspieler zu denken. Meine Charaktere kommen aus dem wirklichen Leben kommen und nicht aus der Kinowelt. Ich beziehe meine Inspiration lieber aus der Wirklichkeit als von Filmen.

Aber davon abgesehen, haben Sie schon recht: Wenn ich während der Niederschrift des Buches gefragt worden wäre, welchen Schauspieler ich mir als Interpreten der Rolle vorstellen würde, hätte ich ohne Zögern Jean Reno genannt. Es gibt erstens die äußere Ähnlichkeit: ein untersetzter, muskulöser Mann, der eine Brille mit kleinen runden Gläsern trägt. Und vor allem: die Präsenz. Wenn Niémans irgendwo auftaucht, ist der Raum sofort erfüllt von ihm, durchdrungen von seiner Hartnäckigkeit. Außerdem ist Niémans unter seiner harten Schale von einer großen Zerbrechlichkeit. Man spürt, wie verletzlich er ist, und das macht ihn in den Augen anderer so anrührend. Und das ist ja tatsächlich auch die große Qualität des Schauspielers Jean Reno: Durch seine harte Schale schimmert immer wieder etwas tief Menschliches, Bewegendes durch.

Was war Ihre Reaktion, als Vincent Cassel für die Rolle des zweiten Polizisten ausgewählt wurde?

In meinem Buch ist dieser zweite Polizist ein Araber mit typischen 'Erkennungszeichen' - zum Beispiel trägt er lange Zöpfe. Die Idee, Vincent Cassel zu nehmen, der eher blond ist und blaue Augen hat, könnte also sonderbar scheinen. Dennoch denke ich nicht, dass es die äußerlichen Details sind, die den Protagonisten charakterisieren. Karim ist vor allem ein Rebell, der einen großen Zorn in sich trägt, eine unauslöschliche Wut. Ein Waisenjunge, der Polizist wurde, um seinem Schicksal als kleiner Ganove zu entkommen und in der Welt der Nacht weiterleben zu können, in der Gefahr.

In meinen Augen war Vincent Cassel also absolut passend. Er war für mich der Darsteller, der die Wut der Jugend, die Rebellion, die in einem Bengel aus der Banlieue tobt, treffend verkörpern konnte. Und während der Dreharbeiten bestätigten sich auch alle meine Hoffnungen.

Vincent ist sofort in die Rolle geschlüpft. Vincent hat eine Spannung und eine Spontaneität eingebracht, die bemerkenswert sind. In der Szene der Konfrontation mit den Skins beispielsweise hat man wirklich den Eindruck, einer Straßenschlacht beizuwohnen. Das ist mehr als eine gespielte Szene, das ist ein Stück Leben. Für mich fasst diese Passage den Film zusammen: Meine Geschichte ist durch die Energie von Mathieu Kassovitz bereichert worden, der aus seinen Akteuren eine einzigartige Natürlichkeit und Dynamik herauszuholen wusste.

Wenn man Ihnen beim Schreiben des Romans gesagt hätte, dass aus Die purpurnen Flüsse einmal ein Film werden würde, hätten Sie es zu diesem Zeitpunkt gerne gesehen?

Wenn ich ein Buch schreibe, bin ich voll und ganz auf meine Geschichte und die technischen Probleme des Schreibens konzentriert. Ich bin in einer Welt der Worte versunken, in literarischen Vorstellungen. Ich vermeide es also, an irgend etwas anderes zu denken, was auch immer es sei - und an einen Film schon gar nicht! Wie soll ich denn auch die Weiterentwicklung von etwas ins Auge fassen, was zuerst mal in den richtigen Worten aufs Papier gebracht werden will?

Was mögen Sie an den Filmen von Mathieu Kassovitz?

Wesentlich an seinen Filmen ist der Wille, eine Geschichte mit starker sozialer und philosophischer Prägung zu erzählen, etwas, was weit über die Belange der gewöhnlichen Junge-Leute-Filme hinausgeht. Sicher, es ist amüsant, über die Irrungen und Wirrungen der Gefühle von Jugendlichen zu reden, aber es ist, meiner Meinung nach, viel interessanter, jene Probleme zu verhandeln, die mit der sozialen Situation und, allgemeiner ausgedrückt, den Lebensbedingungen eines breiteren Kreises von Menschen verknüpft sind.

Mathieu und ich, uns verbindet eine ähnliche Beunruhigung bezüglich der menschlichen Gewalt. Auf eine hintergründige Weise ist dies das zentrale Thema von Die purpurnen Flüsse: Wie kann ein Mörder derartige Morde begehen? Wie ist es möglich, dass sich Menschen solche Manipulationen ausdenken, wie sie Gegenstand meines Buches sind?

Für mich war also Mathieu der beste Regisseur, den ich mir vorstellen konnte: Er erkannte sofort das Gewicht des Themas, das hinter der Intrige steckt. Und ich konnte damit rechnen, dass er das nicht verwässern würde.

Mathieu ist eine starke künstlerische Persönlichkeit. Was ich für bemerkenswert an seiner Version von Die purpurnen Flüsse halte. Jeder Aufnahme, jedem Detail wohnt seine besondere Sichtweise inne. Selbst die Aufnahmen "großen Stils", also die Sequenzen auf dem Gletscher oder jene mit der Lawine am Ende, bleiben sehr persönlich und ordnen sich niemals der konventionellen Hollywood-Ästhetik unter.

Als mein Buch herauskam, ist häufig gesagt worden, dass es sich um einen Thriller handeln würde, der ebenso stark sei wie die der Angelsachsen, dass darin aber eine eigene Identität spürbar sei. Ich denke, dass der Film in dieselbe Richtung geht: Es ist ein "richtiger" Actionfilm und zugleich die Arbeit eines Film-Autoren - persönlich vom ersten bis zum letzten Bild.


Der Roman "Die Purpurnen Flüsse"

Jean-Christophe Grangé, 1961 in Paris geboren, ist als freier Journalist für verschiedene internationale Zeitungen (u.a. Paris-Match, Sunday Times, Observer, El Pais, Spiegel, Stern) tätig. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Roman "Le Vol des cigognes" (dt. "Der Flug der Störche"), mit dem er sofort in die Riege der Ausnahmeerscheinungen unter den Thriller-Autoren aufstieg. "Le Vol des cigognes" wurde als Mehrteiler für das französische Fernsehen verfilmt.

1997 erschien "Les Rivières pourpres" (dt. "Die purpurnen Flüsse"), mit dem Jean-Christophe Grangé der internationale Durchbruch gelang. "Les Rivières pourpres" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und nun von Mathieu Kassovitz mit Jean Reno und Vincent Cassel in den Hauptrollen verfilmt.

Im Jahre 2000 legte Jean-Christophe Grangé mit "Le Concile de Pierre" seinen dritten Roman vor, der in Frankreich erwartungsgemäß wieder die vordersten Plätze der Bestsellerlisten belegte und voraussichtlich im Frühjahr 2002 bei Ehrenwirth in der deutschen Übersetzung erscheinen wird.


Autor: Jean-Christophe Grangé
Verlagsgruppe Lübbe

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Der Flug der Störche.
Ehrenwirth Verlag, 1996, ISBN 3-431-03432-2, gebunden, DM 44,-
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Der Flug der Störche.
Bastei Lübbe Taschenbücher, 1997, ISBN 3-404-13901-1, gebunden, DM 12,90


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Die purpurnen Flüsse.
Ehrenwirth Verlag, 1998, ISBN 3-431-03543-4, gebunden, DM 39,80
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Die purpurnen Flüsse.
Bastei Lübbe Taschenbücher, 2000, ISBN 3-404-14403-1, DM 16,90

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Die purpurnen Flüsse.
Bastei Lübbe Taschenbücher, 2001, ISBN 3-404-14530-5, mit 16-seitigem Bildtafelteil, DM 15,-




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