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Men of Honor


Produktionsnotizen

Hartnäckig gegen alle Widerstände

Szene Men of Honor basiert auf der außergewöhnlichen Lebensgeschichte von Carl Brashear. Sie spielt in der ebenso unbekannten wie gefährlichen Welt der Tiefseetaucher in der US-Marine der 50er und 60er Jahre. Die Welt, in der sich der Taucher Carl Brashear bewegte, befand sich 1000 Meter unter Wasser. Nur ein dünner Schlauch und das Gasgemisch, das ihm entströmte, verband ihn mit der Oberfläche.

Cuba Gooding, Jr. ist "auf diesen Film stolzer als auf jeden anderen, den ich bisher gedreht habe." Man muss Brashears Leben gar nicht erst dramaturgisch interpretieren, weil die Realität schon bewegend genug ist. Auch Partner Robert De Niro ist ähnlich fasziniert von Brashear und seinen Tauchkameraden. Die Beschreibung "Rettungshelfer" wird diesen Tauchern nicht im mindesten gerecht", findet De Niro. "Sie sind extreme Spezialisten und riskieren auch heute noch Leib und Leben, zum Beispiel bei der Bergung von Flugzeugwracks, die unter Wasser liegen."

Carl Brashear selbst sieht seine Rolle nüchterner: "Ich habe mich nie als Held gesehen. Ich hatte einen Job zu erledigen und ein Ziel zu erreichen."

Regisseur George Tillman, Jr. war trotzdem von der unbeirrbaren Kraft Brashears beeindruckt: "Nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte und ihn dann traf, verstand ich seinen Lebensweg. Er ist in einer liebevollen Familie groß geworden, hatte sich aber Ziele gesteckt, die weit über die seiner Familie hinausgingen." Und diesen Zielen blieb er treu "gegen alle Widerstände und Rückschläge", erklärt Tillman, "sogar als Carls Hartnäckigkeit in Bezug auf seinen Beruf ihn auch von denen entfremdete, die ihn unterstützt hatten."

Tillman erkannte Teile seiner eigenen Biografie wieder: "Meine Laufbahn als Filmemacher weist Ähnlichkeiten auf, und ich glaube auch, dass das Publikum einen Teil von sich selbst in Carl wiederfindet - den besten Teil - und vielleicht denjenigen, der in letzter Zeit nicht so recht zum Einsatz gekommen ist."

Dem wahren Charakter gerecht werden, nicht der Hemdengröße

Produzent Robert Teitel saß mit Tillman im März 1997 gerade im Schneideraum für Soul Food, "als wir das Drehbuch in die Hände bekamen und uns sofort in die Geschichte verliebten. Als wir uns dann im November mit Carl trafen, war alles klar."

Eigentlich hatten die Ausführenden Produzenten Bill Cosby und Stanley Robertson das Projekt schon 1994 ins Rollen gebracht und diverse Autoren danach befragt, wie sie an die Geschichte herangehen würden. Drehbuchautor Scott Marshall Smith erinnert sich, "dass die Palette der Vorschläge vom Gangsterfilm bis zum Musical reichte. Ich sah die Geschichte mehr als ein klassisches Drama, das in den 50er Jahren spielt. Und die Aufgabe des Autoren war es, den dramatischen Kern, der ja in Carls Leben schon vorhanden war, deutlich herauszuschälen."

Beim Ausarbeiten des Drehbuchs arbeitete Smith eng mit Brashear zusammen. Etliche Ereignisse im Film sind aus der Wirklichkeit übernommen, aber einen Kunstgriff setzte Smith dennoch ein: Er erfand die Figur des Billy Sunday. Für Smith vereinigen sich in dem würdigen Gegenspieler zahlreiche Navy-Angehörige, auf die Carl während seiner Laufbahn tatsächlich traf. "Dies ist keine Biografie, die aus der Aneinanderreihung von Fakten besteht", erklärt Smith. "Die Geschichte folgt zwar Carls Leben und seiner Karriere, aber ich wollte seinem wahren Charakter gerecht werden, nicht nur seine Hemdengröße korrekt wiedergeben. Damit die Geschichte funktionierte, habe ich das dramatische Niveau hier und da etwas angehoben."

Casting

Nach Fertigstellung des Drehbuchs begann die Suche nach einer passenden Besetzung. Cuba Gooding, Jr. war für Tillman die Traumbesetzung. "Sein netter Charakter, seine hervorragenden Instinkte vor der Kamera und seine Verletzlichkeit kreieren eine Hauptfigur, die unsere Aufmerksamkeit über den ganzen Film bindet."

Zu Robert De Niro meinen Tillman und Teitel lapidar: "Er ist ganz einfach Billy Sunday." Hartnäckig "verfolgten" sie den Schauspieler, um ihm die Rolle dieses Sturkopfs anzutragen, der in den fiktiven Navykreisen von Men of Honor mindestens ebenso legendär ist, wie De Niro als Schauspieler. Mit einer solchen Leinwandlegende zu arbeiten, beunruhigte Regisseur Tillman nicht etwa, sondern entspannte ihn. "Ich fand es gut, dass er immer neue Dinge, andere Interpretationen anbot. Billy Sunday gehorcht sicher rassistischen Antrieben, aber eben auch anderen. De Niro verleiht dem, was im Drehbuch steht, zusätzliche Dimensionen."

Charlize Theron spielt Sundays Ehefrau Gwen. Scott Marshall Smith sieht Theron als die perfekte Gattin für Sunday, eben "eine hartgesottene und trotzdem verletzliche Sexbombe. Sie hat Billy geheiratet, weil seine Ausraster und sein Rebellentum ihn unwiderstehlich für sie machten. Sie hat ihn auf dem Höhepunkt seiner Karriere geheiratet, und bleibt dann bei ihm, als es abwärts geht. Sie muss erst persönlich reifen, um die vielen Krisen der beiden überhaupt durchstehen zu können."

Charlize Theron mag an Gwen vor allem "ihre innere Stärke, die sich im Verlauf der Geschichte entwickelt. Es macht große Freude, eine Figur zu spielen, die so unverwüstlich ist. Und in diesem Film müssen einige der Figuren erst ihren persönlichen Frieden mit der Welt schliessen. Für Sunday heißt das, dass er nicht länger das sein darf, was er unbedingt sein will - ein Marinetaucher. Und für Gwen bedeutet es, dass er trotzdem der Mann ist, den sie liebt. Sie wird nicht nach Hollywood gehen und dort Filmstar werden. Sie wird in diesem Leben nicht mal über den Hudson von New Jersey nach Manhattan kommen."

Das zweite Paar im Film sind Carl und seine spätere Frau Jo, gespielt von Newcomerin Aunjanue Ellis. Auch diese beiden kämpfen mit Problemen, zum Beispiel damit, dass Carls Einsätze ihn oft lange von zu Hause wegführen. Aunjanue Ellis ist die Rolle der geduldigen Ehefrau geläufig. "Onkel und Cousins von mir arbeiteten beim Militär und ich weiß aus erster Hand, wie nervenzerreißend und angsteinflößend die Abwesenheit für die Ehefrauen sein kann. Als Frau eines Armeeangehörigen muss man Durchhaltevermögen beweisen."

Freigabe durch das Verteidugungsministerium

Unterstützung durch die Navy würde für Men of Honor überlebenswichtig sein, das hatten die Filmemacher früh erkannt und noch in der Vorbereitungsphase ihr Drehbuch beim Verteidigungsministerium eingereicht. Lieutenant Commander Darren Morton vom Navy-Informationsbüro der Westküste erkannte den Wert der Geschichte sofort. "Für mich ist die Geschichte von Carl Brashear auch deshalb so faszinierend, da sie sich mit den Dimensionen der Rassendiskriminierung beschäftigt. Das Drehbuch hat eine Vielzahl heikler Szenen, aber ich fühlte mich zu keiner Zeit angegriffen, weder als Marineoffizier noch als Afro-Amerikaner. Am Ende verwirklicht ein Mitglied der Navy und einer ethnischen Minderheit seinen Traum und das in einer Zeit, in der die Gesellschaft mit ihren Minderheiten oft nicht gerade pfleglich umgegangen ist." Morton reichte das Drehbuch an das Pentagon weiter und schließlich zur endgültigen Freigabe an den Verteidigungsminister.

Drehorte

Nachdem die Unterstützung durch die Navy feststand, begann das Filmteam mit der Suche geeigneter Drehorte. Dies war keine leichte Aufgabe. "Wir haben das ganze Land ohne Erfolg nach einer brauchbaren Marinebasis durchforstet", erzählt Produzent Bill Badalato, Navy-erfahren seit den Tagen von Top Gun.

"Militärfilme zu drehen wird immer schwieriger, weil zum einen die Anzahl der Militärbasen schrumpft und zum anderen die umgebende Landschaft auch zum Film passen muss. CGI-erzeugte Hintergrundbilder stellten für uns keine brauchbare Alternative dar."

Für Men of Honor benötigte das Filmteam ein kleineres Gelände an einem Fluss mit Industrieanlagen im Hintergrund. Das Gelände musste sich im Zustand von 1952 befinden und über Gebäude verfügen, die vor dem Krieg gebaut worden waren. Schließlich fand sich ein geeignetes Industriegelände am Columbia River im Staat Washington.

Außerdem kam auch ein Stück Land in Oregon zum Einsatz. Auf dem Gelände wurde eine am Reißbrett entworfene Marinebasis errichtet und vor den industriellen Hintergrund gesetzt. "Das Gelände war auch deshalb so ideal, weil es ganz in der Nähe von Portland lag, wo ältere Gebäude für Innenaufnahmen zur Verfügung standen, und Statisten und weitere Mitarbeiter über die Oregon Film Commission vermittelt werden konnten", erklärt Produzent Robert Teitel.

Ausstatter Leslie Dilley recherchierte und entwarf die Gebäude für das drei Hektar große Gelände, das die Bayonne Tauchschule darstellte: "Wir brauchten Mannschaftsräume, ein Unterrichtsgebäude, einen zentralen Speisesaal, ein bewachtes Tor, ein Offiziersgebäude und einen zehn Meter hohen Turm für das Appartement des exzentrischen Kommandanten Pappy."

Als größte Herausforderung entpuppten sich laut Dilley jedoch die Tauchstege am Ufer. "Sie mussten in Rekordzeit errichtet werden, weil sonst die unter Schutz stehenden, zur Laichzeit stromaufwärts schwimmenden Lachse gestört worden wären."

Die Schlüsselszenen mit Brashear und Sunday setzte Kameramann Anthony B. Richmond auf diesem detaillierten Set ins Bild. Er entwarf auch zu einem Großteil die Farbpalette des Films, die von den warmen Tönen in Kentucky bis hin zu kühlen Blau- und Grautönen reicht, die die Navy symbolisieren sollen.

Isolation und Tauchen

Szene Isolation gehört zum Leben jedes Tauchers, und auch Tillman, Teitel, Gooding und die Schauspieler, die Brashears Ausbildungskameraden spielten, machten diese Erfahrung am eigenen Leib.

Im Seattle Divers Institute of Technology gingen sie selbst unter Wasser. Die Übungseinrichtung für zivile Taucher wird vom früheren Marinetaucher Bruce Banks geleitet, der neben Marine Commander John Paul Johnston auch als Berater für Men of Honor fungierte.

Auch Petty Officer Richard "Rags" Radecki betreute den Dreh. Der frühere Master Chief Diver arbeitete am Set eng mit Robert De Niro zusammen. Für George Tillman war es wichtig, "dass jeder einmal erlebt hat, wie es ist, in so einem Anzug zu stecken, Luft zu atmen, die aus einer Leitung in den Helm gepumpt wird und jemand anderem sein Leben anzuvertrauen. Das Furchteinflößendste an der ganzen Sache ist jedoch die Dunkelheit", erinnert sich der Regisseur. "Ab einer gewissen Tiefe ist Wasser einfach dunkel. Es ist schier unglaublich, dass Tiefseetaucher da unten trotzdem arbeiten können." Auch für Teitel sind die Navy-Taucher, besonders die Master Diver, ein "exklusiver Club innerhalb der Seemannsgemeinde. Alle achten sie. Es umweht sie eine Art 'Top Gun Nimbus' ".

Das Tauchen empfand auch Cuba Gooding, Jr. als echte Herausforderung: "Ich hielt mich nicht für sehr klaustrophobisch veranlagt, bis ich mich auf dem Grund des Flusses wiederfand. Mit dem Helm auf dem Kopf kommt man sich vor, als hätte man eine Schüssel übergestülpt bekommen, sehr viel weiter als bis zu deren Rand konnte man nämlich nicht sehen. Alles andere ist schwarz oder dunkelgrün. Man bekommt eine gute Vorstellung davon, was es heißt, gefangen zu sein."

Doch das Training zahlte sich aus "als wir dann am Schluss die Unterwasserszenen drehten, war ich vorher schon so viele Male in dem Anzug, dass ich mich an die fast 50 Kilo Gewicht, das komische Gefühl darin und die Enge gewöhnt hatte. Ich konnte also einfach frei aufspielen."

Prothesen

Neben dem Tauchanzug musste sich Gooding auch mit den speziellen Prothesen bewegen können, die Effektproduzentin Susan Zwerman (Alien - Die Wiedergeburt, Operation Broken Arrow) entworfen hatte. Zwerman baute sieben verschiedene Prothesen, die den Unfall verdeutlichen, der das Bein fast abgetrennt hätte.

Sie mussten das völlig verdrehte Bein zeigen, den zunehmenden Zerfall des Unterschenkels sowie Brashears freiwillige Amputation und die anschließende Rehabilitation. Außerdem studierte Cuba Gooding, Jr. die Bewegungen von Carl Brashear und war erstaunt, "dass er sich trotz der Prothese nicht extrem auf das gesunde Bein stützt."

Nach dem Unfall hatte Brashear beweisen müssen, dass er seine Aufgaben als Taucher noch immer voll erfüllen konnte und sein Team unter Wasser nicht in Gefahr brachte. Dieser Anzug, in dem gefährliche Bergungen und anspruchsvolle Arbeiten auszuführen sind, war eine echte Herausforderung. Denn der sogenannte Mark 5 Anzug wiegt mehr als 80 Kilo und das mit Helium ausgerüstete und für noch größere Tiefen geeignete Nachfolgemodell sogar fast 140 Kilo.

Die Unfallszene selbst wurde auf der USS Navajo gedreht, die als Double für die USS Hoist diente, auf der Carl Brashear damals tatsächlich diente. Das inzwischen eingemottete Schlachtschiff für den Film wieder herzurichten, hätte enorme Kosten verursacht. Zum Glück half die Marine dabei, das Deck der USS Navajo entsprechend der damaligen Zeit umzugestalten.

In einem Flugzeughangar im kalifornischen Long Beach wurde anschließend für die Unterwasseraufnahmen ein sechs Meter hoher Tank mit einem Fassungsvermögen von über einer Million Litern und einem Durchmesser von fast zwanzig Metern gebaut. Drei Wochen lang drehte darin der auf Unterwasseraufnahmen spezialisierte Kameramann und Oscar-Gewinner Pete Romano (Abyss - Abgrund des Todes, Der Soldat James Ryan), unter anderem die Bergung eines nuklearen Sprengkopfs.

Carl Brashear stand dem Team die meiste Zeit zur Seite und durchlebte beim Dreh noch einmal einen Teil der Ereignisse. Für den inzwischen im Ruhestand lebenden Seemann hat sein Leben und dessen filmische Umsetzung eine zentrale Botschaft: " Es ist nicht verwerflich, dass einen das Leben auch mal umhaut, aber es ist eine Sünde, dann nicht wieder aufzustehen. Wer große Träume hat und sie mit ganzer Kraft versucht umzusetzen, dem wird das auch gelingen."




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