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Lara Croft - Tomb Raider

Dreharbeiten und Design

Szene [800] [1280] Im Laufe der sechs Monate (!) währenden Dreharbeiten führte West seine Hauptdarstellerin durch majestätische Sets und irrsinnige Actionsequenzen und bereiste Drehorte von Island bis Kambodscha. Und schon während des Drehs war West zuversichtlich, dass Tomb Raider nie vorhersehbar, sondern jederzeit originell und verblüffend selbst für Hardcore-Fans von Lara Croft geraten würde. Weshalb er sich bereits gegen Ende der Produktion von Tomb Raider den Kopf zu zerbrechen begann, wie er die Story in Fortsetzungen übertrumpfen könnte...

Dreharbeiten in England

Szene [800] [1280] Bereits drei Monate vor dem ersten Drehtag begann Angelina Jolie für die körperlich enorm anstrengende Rolle der Lara Croft zu trainieren. Stunt-Koordinator Simon Crane dazu: "Wir mussten ihre physische Kraft und die Definition ihres Körpers aufbauen und verordneten ihr zu diesem Zweck ein rigoroses Diät- und Trainings-Programm. Zum Training zählten freilich nicht nur verschiedene Kampftechniken, sondern auch Kurse für andere Draufgänger-Disziplinen des Filmes - Motorradfahren, Bungeespringen, das Beherrschen von Rennschlitten und Kanus sowie verschiedene Gymnastik-Einheiten."

Angelina Jolie erinnert sich: "Sie sagten mir von Beginn an, dass es in diesem Fall mit Schauspielerei nicht getan sei, sondern dass ich Laras Fitness und Fights beherrschen müsste, um es im Film realistisch aussehen zu lassen. Also lebte und trainierte ich wie sie. Dazu gehörte auch eine militärische Ausbildung, während derer ich schiessen lernte, Waffen auseinandernahm und blind zusammensetzte. Dazu kamen Box- und Krafttraining. Motorradfahren. Kanufahren auf der Themse! Und ich lernte zu kickboxen."

Gleichwohl sollten die Zuschauer bei Lara Croft nicht den artifiziellen Hongkong-Stil erwarten, der dieser Tage en vogue ist. Statt dessen war es das Ziel der Filmemacher, den Actionsequenzen die raue und dreckige Power von Kämpfen wie auf der Strasse zu geben. Was keineswegs als Schwäche auszulegen ist. "Wenn Angelina als Lara zulangt", bemerkt Stunt-Spezialist Crane voller Anerkennung, "steht so bald keiner mehr auf."

Natürlich durfte Jolie aus Sicherheits- und Versicherungsgründen nicht all ihre Szenen allein drehen. Dennoch gingen ungewöhnlich viele heikle Sequenzen auf ihr Konto. Beispielsweise das atemberaubende "Bungee-Ballett", das sie in der Villa Croft vorführt, bevor diese durch ein Terroristenkommando gestürmt wird. "Hier gab es keine Doubles", sagt Crane, "und Angelina verbrachte sehr viel Zeit mit dem Lernen der Bungee-Techniken und meisterte den Dreh trotz geringen Bewegungsraumes sensationell, denn das Bungee-Geschirr muss extrem eng sitzen und kann zu Schmerzen führen."

Ein Film mit so vielen Stunts und Spezialeffekten wie Tomb Raider machte Produktionsbühnen notwendig, die größer sein mussten als alles, was Hollywood anzubieten hatte. Dies führte die Filmemacher ins berühmte Pinewood Studio in der Nähe von London, wo schon etliche James Bond-Filme gedreht wurden und nun das Tomb Raider-Team sein Hauptquartier aufschlug - somit in den gewaltigsten Produktionshallen Europas.

Für die eminent wichtige Funktion des Produktionsmanagers wurde vor Ort der ehemalige Pinewood-Chef Chris Kenney angeheuert, der bereits an "Batman" und "Das Reich der Sonne" gearbeitet hatte und dessen Team von 150 bis 300 Leuten dafür verantwortlich war, die Visionen der Produktionsdesigner in die Praxis umzusetzen.

An einem Ende der so genannten 007-Bühne entstand der Set "Grab des tanzenden Lichts" und in einer weiteren Halle wurde der Set "Tempel der zehntausend Schatten" gebaut - letzterer schloss an Aufnahmen in Island an, während die "Licht"-Bühne die adäquaten Innenaufnahmen zum Außendreh in Kambodscha lieferte.

Der "Grab des tanzenden Lichts"-Set barg eine gewaltige, vier Stockwerke hohe Konstruktion, die von einem überdimensionalen, sechsarmigen Buddha und zahllosen steinernen Primaten als Wächtern beherrscht wurde. Den "Tempel der zehntausend Schatten"-Set wiederum prägte ein riesiges Orrery - eine Apparatur, die die Positionen, Bewegungen und Phasen der Planeten und Satelliten im Solarsystem repräsentiert. So benannt nach dem Erfinder des Modells: Charles Boyle, Graf von Orrery.

Zusätzlich wurden auf weiteren Bühnen die Innenräume des Croft-Anwesens gebaut. Selbige geprägt von einer äußerst coolen Mischung britischer Traditionen und modernster Technologie. In diesen Hallen wurde unter anderem das Bungee-Ballett, die Attacke der Schergen von Laras Nemesis Powell sowie ihr Kampf gegen einen furchterregenden Androiden gedreht.

Für die Außenaufnahmen des Croft-Sitzes wurde das Hatfield House in Hertfordshire gewählt, für gewöhnlich Heimat des Marquis von Salisbury. Dieses majestätische Anwesen mit seinen ausufernden Gärten diente bereits vor Tomb Raider als Filmkulisse - zum Beispiel in "Greystoke: The Legend of Tarzan".

Ein weiterer Drehort war das Royal Naval College in Greenwich, dessen Haupthalle - die so genannte Painted Hall - im Film als Kammer der verschwörerischen Erleuchteten dient, die seit 5000 Jahren nach nichts weniger als göttlicher Macht streben und kurz vor Vollendung ihrer Ziele dummerweise auf ein kleines Hindernis stoßen - Lara Croft! Auch der Treffpunkt der Erleuchteten mit den hohen Decken und der berühmten barocken Bemalung war vorher bereits in Filmen zu sehen - zuletzt doubelte sie in Philip Kaufmans "Quills" den Palast von Versailles.

Weiterhin drehte die Tomb Raider-Crew in der Elveden Hall, die einst dem Maharadscha von Punjab als Wohnsitz diente, heute den Guiness-Erben gehört und im Film das Hauptquartier des kultivierten Schurken Manfred Powell darstellt. Am Elektrizitätswerk von Battersea wurde im folgenden ebenso gefilmt wie im ausschließlich jungen Männern vorbehalten Dulwich College, das zu einem Auktionshaus umfunktioniert wurde, in dem Lara ihren Möchtegern-Konkurrenten und nicht ganz so heimlichen Verehrer Alex Marrs trifft.

Doch nicht alle Dreharbeiten in England spielten sich auf dem Boden ab. Vielmehr gestattete die Royal Air Force die Benutzung zweier Chinook Hubschrauber, in denen im Film eine Expedition in Sibirien ausgeführt wird. Als Statisten dienten hier britische Soldaten der Bodenstation in Odiham, die durchaus erfreut darüber waren, nach gerade beendeten Einsätzen in Bosnien und Sierra Leone ausgerechnet Angelina Jolie anzutreffen!

Die Spezialeffekte von Tomb Raider wurden von Chris Corbould beaufsichtigt, der zuvor an den 007-Streifen "Goldeneye", "Tomorrow Never Dies" und "The World Is Not Enough" gearbeitet hatte. "Mein Interesse an Tomb Raider begann schon vor dem Lesen des Skripts", erinnert Corbould, "als ich am Set von Die Mumie einige Zeichnungen sah. Alles sah spannend aus und schien jede Abteilung zu fordern. Am besten war die Verbindung von digitalen mit mechanischen Effekten, wo Simon West nie zuvor Gesehenes schaffen wollte."

Produzent Lloyd Levin ergänzt: "So kompliziert Effekte auch sind, so wichtig war es uns doch, frische Ideen und spektakuläre Bilder zu liefern und am besten sind dabei natürlich die Tricks, die das Publikum nie und nimmer erkennt - davon gibt es hier garantiert eine Vielzahl!"

Traditioneller gestaltete sich indes der Ansatz beim Kostümdesign, für das Oscar-Preisträgerin Lindy Hemming verantwortlich zeichnete, ebenfalls eine 007-Veteranin. "Regisseur West wollte ein up-to-date-Outfit für Lara", erklärt sie, "denn im Computerspiel sind ihre Klamotten etwas Achtziger-Jahre-mäßig. Doch wir wollten kein Bond-Girl, das fast aus der Bluse platzt."

Über die Ausstattung von Angelina Jolie bemerkt Hemming weiterhin: "Sie ist sehr körperbewusst, stolz und physisch stark und hat genaue Vorstellungen von Farben. Zumal ihre eigenen Farben recht ungewöhnlich sind - ihre blaugrauen Augen und die sehr helle Haut. Auch deshalb findet sie grelle Farben unangenehm und fühlt sich darin unwohl. Lieber trägt sie monochrome Farben wie Schwarz, Weiß und Grau und sieht darin auch wunderschön aus. Und als Designerin wäre ich närrisch, wenn ich dem Körpergefühl einer Klientin nicht folgen würde, also haben wir passende Sachen entworfen, bei denen dem Publikum der Atem stocken wird, da gehe ich jede Wette ein..."

Dreharbeiten in Kambodscha

Szene Das Königreich Kambodscha war für Filmemacher nicht mehr zugänglich, seit dort Anfang der Sechziger "Lord Jim" mit Peter O'Toole gedreht wurde - sogar Regisseur Roland Joffe musste nach Thailand reisen, um dort sein Drama "Killing Fields" zu inszenieren, das den Genozid an zwei Millionen Kambodschanern durch das Regime von Pol Pot dokumentierte.

Seit vierzig Jahren war Kambodscha förmlich von den Landkarten Reisender verschwunden. So wurde das geschundene Land während des Vietnam-Krieges von den Amerikanern bombardiert, anschließend von Pol Pot und den Kadern der Roten Khmer gequält, danach unter der Okkupation Vietnams kontrolliert und in den Neunzigern von Zivilkriegen geschüttelt. Erst in den letzten Jahren haben Zivilisation und Frieden wieder Einzug in Kambodscha gehalten und eine Öffnung gen Westen ermöglicht.

Kambodscha liegt im Herzen Indochinas - Thailand grenzt im Westen und Norden an, Laos ebenfalls im Norden und Vietnam im Süden - und ist aus dem mächtigen Reich der Khmer hervorgegangen, das in der Angkor-Periode vom 9. bis 14. Jahrhundert das kulturelle Zentrum Südostasiens bildete. Dessen Hinterlassenschaft markiert eines der Weltwunder und keine andere historische Stätte in der Region kann es mit der Grandeur und dem Detailreichtum von Angkor aufnehmen.

Regisseur Simon West hatte die Gegend und ihre Monumente beim frühen Scouten von potenziellen Drehorten entdeckt und sich sofort für Angkor erwärmt. Nicht zuletzt, weil es eine der Prämissen des Projekts war, dass an ungewöhnlichen Orten gedreht würde. Sobald die Macher von Tomb Raider ihr realistisches Interesse an Dreharbeiten in Angkor erwogen hatten, begannen delikate Verhandlungen mit den verantwortlichen Regierungsstellen und Denkmalpflegern in Kambodscha.

Nach der nicht unbedingt zu erwartenden Zusage war es am Produktionspersonal, die praktischen Probleme einer so unberührten Location zu lösen. So wurde das Film-Equipment auf Strassen aus Thailand zum Set gebracht, die einst in der Hand der Roten Khmer waren. Da diese Routen in erbärmlichem Zustand und zum Teil noch vermint sind, wurden die Produktions-Trecks von Minensuchteams und der Königlichen Kambodschanischen Armee begleitet. Insgesamt wurden dreißig Trucks mit technischem Gerät in Bewegung gesetzt. Und bevor der Konvoi das Ziel Siem Reap erreichte, das Portal zu den Tempeln von Angkor Wat, mussten die Soldaten nicht selten stoppen und vor ihnen liegende Brücken reparieren.

Inzwischen beginnt sich Siem Reap zur touristischen Attraktion zu entwickeln. Entlang der Strasse vom Flughafen sind Luxushotels entstanden - so schnell gar, dass die Crew von Tomb Raider im Sofitel Royal Angkor Wat Hotel unterkommen konnte, das sechs Monate davor bei der ersten Drehort-Inspektion noch nicht existiert hatte!

Nach Verhandlungen mit der APSARA, einer von der UN finanzierten Vereinigung zum Schutze des Angkor Wat-Erbes, erhielten die Filmemacher die Erlaubnis, im weiträumigen Angkor Wat-Areal zu drehen. Ursprünglich gab es Bedenken wegen der vielen Leute in Filmcrews, doch die Arbeiten verliefen reibungslos.

Das Team behandelte die antiken Artefakte wie rohe Eier und die Verantwortlichen der APSARA zeigten sich mehr als zufrieden - denn nicht zuletzt brachte die Produktion dringend benötigte Finanzmittel in die Gegend. Sowohl für die Angkor Wat-Stätte als auch für die örtliche Industrie. Darüber hinaus beschäftigte Tomb Raider vor und hinter der Kamera zeitweise Hunderte von Anwohnern. Darunter 100 genuine Mönche, die so etwas wie die zwei Wochen, in denen Hollywood nach Siem Reap kam, nun auch noch nicht erlebt hatten...

Angelina Jolie beschrieb ihre Eindrücke von Kambodscha bei einer Pressekonferenz in Siem Reap wie folgt: "Es ist schon ein ungeheures Erlebnis und großes Glück für mich, ein Teil dieses Filmprojektes zu sein. Doch die Zeit in Kambodscha hat förmlich mein Leben verändert. Es ist der beeindruckendste Ort, den ich je gesehen habe, und es hat meine Gefühle verändert - in Bezug auf mein Leben, meine Arbeit und auf das, was wir als Menschen schaffen können".

Dreharbeiten in Island

Szene Bei der Suche nach einem gleichwertigen Ersatz für Sibirien, wo die letzte Expedition von Tomb Raider hinführt, entschied sich die Produktion für Außenaufnahmen in Island. Produktionsdesigner Kirk Petrucelli erklärt die Entscheidung: "Es sieht dort atemberaubend aus! Denn in der Zeit, die uns zur Verfügung stand, herrscht in Island massive Schneeschmelze.

Und Simon West fand rasch Gefallen an der Idee, auf einem Gletscher zu drehen, dessen unglaubliche Lichtreflektionen von Wasser, Eis und Sonne mit der ungeheuren Weite und Leere der Gegend kontrastierten. Überhaupt werden den Zuschauern die Augen übergehen, wenn sich Lara nacheinander durch das urbane London, die Dschungel von Kambodscha und die Tundra von Island kämpft - allesamt sensationelle Schauplätze."

Island erwies sich mit seinen vulkanischen Landschaften, Bergen, Gletschern, Geysiren und Wasserfällen als perfekter, im Kino überdies kaum abgefilmter Schauplatz für Tomb Raider. Ein Großteil des Landes ist durch Flüsse geformt, die ganzjährig von Eiskappen ablaufen, die wiederum vor rund 2500 Jahren geformt wurden und heute um die zehn Prozent der Fläche bedecken. Die meisten in Island gedrehten Aussenaufnahmen spielten sich auf Gletschern und in der Nähe treibender Eisberge in Eis-Lagunen ab, deren Farben von Schwarz bis zu stechendem Türkis reichen können. So blau waren die Eisberge, dass sie auf den ersten Blick für das Produkt einer übermotivierten Design-Abteilung gehalten werden konnten!

Das Team von Tomb Raider schlug in der kleinen Fischerstadt Hofn Quartier auf, von der aus alle Drehorte innerhalb eines zweistündigen Radius per Geländewagen zu erreichen waren. Hofn hingegen liegt fünf Stunden schwer befahrbarer Strassen von der Landeshauptstadt Reykjavik entfernt, was die Anlieferung des nur auf dem Landweg transportierbaren Dreh-Equipments nicht eben leichter machte.

Und natürlich wurde die Region exakt an dem Tag von einem furchtbaren Regensturm heimgesucht, an dem die Crew am Ziel eintraf. Was zur Folge hatte, dass der für den Dreh vorgesehene Gletscher kaum mehr Schnee aufwies - denn den hatte der Regen fortgespült! Wegen der sofortigen Glättegefahr wurde das Tomb Raider-Team an diesem wie auch an anderen brenzligen Drehtagen von isländischen Behörden in Sicherheitsfragen beraten und glücklicherweise verliefen die Arbeiten in Eis und Schnee ohne jeglichen Unfall.

"Trotzdem hat der Gletscher für mächtige Kopfschmerzen gesorgt", erinnert Location-Manager Jim Brook, "denn rein organisatorisch war es wahnsinnig schwierig, ein komplettes Team dorthin zu bringen. Ich glaube nicht, dass vor uns schon mal jemand auf die Idee gekommen ist, ein Amphibien-Transportschiff auf einen Gletscher zu verfrachten - und das auch noch auf verwinkelten Wegen mit halsbrecherischem Gefälle zu beiden Seiten."

So waren die Drehtage trotz der atemberaubenden Landschaft hart, unangenehm und vor allen Dingen kälteklirrend. Insbesondere für Angelina Jolie. Denn während jedes andere Mitglied der Crew in wärmste Spezialkleidung verpackt war, trug Jolie für ihren Part ein eisblaues Oberteil und einen superschicken blauen Mantel - was ihr freilich wenig Schutz gegen die Kälte bot, als sie per Schlitten und von Huskys gezogen durch Island fegte!

Produktionsdesign

Für Produktionsdesigner Kirk Petruccelli markierte Tomb Raider ein Traumprojekt und ohne Zweifel das spektakulärste Projekt seiner Laufbahn. "Die Arbeit begann mit einigen gekritzelten Designs bei einem ersten Gespräch mit Regisseur Simon West und führte zu den Bildern von Kameramann Peter Menzies, der Simons verblüffende Visionen für den Film zu Leben verwandelte und in Licht badete."

Doch bevor auch nur eine Einstellung gedreht werden konnte, stellten Petruccelli und sein Team Unmengen an Recherchen an, wobei sie sich des Quellenmaterials aus der Wissenschaft und Sozialkunde bedienten, das integral für die global angesiedelte Story war. "Von jedem Ort, den Lara besucht, wollten wir in der Vorproduktion in Erfahrung bringen, wie sich die jeweiligen Kulturen seit ihrer Gründung entwickelt haben und was heute dort los ist."

Und Petruccelli fährt fort: "Wir arbeiteten im Fernen Osten, im hohen Norden und im Herzen von London, um überall spezifische Informationen zu sammeln. Zum Beispiel für die Sequenzen, die in Sibirien spielen. Wie viele Leute passen auf einen Hundeschlitten? Wie überqueren Einheimische einen enormen Gletscher?"

In Kambodscha war das Produktionsteam mit ganz anderen Fragen konfrontiert, als feststand, dass der Dreh in die Nähe der Stadt Angkor Wat zu einer Reihe von Tempeln führen würde, die vor rund 900 Jahren entstanden.

"Hier stellten wir uns beim Design der Sets hauptsächlich philosophische Fragen, indem wir etwa von Leuten aus der Gegend wissen wollten, welche Bedeutung Mönche in unserer Zeit einnehmen. Denn wir wollten keinen Postkarten-Kitsch, sondern die Atmosphäre und den Geist dieser Region einfangen, den zuvor noch keine Kamera gesehen hat. Dabei glichen wir die Sets einerseits ein wenig dem modernen Kambodscha an. Und andererseits erweckten wir auch einige Mythen der Vergangenheit zum Leben."

Szene "In London hatten wir viel Spaß dabei, Lara in ein klassisches, elegantes und schön romantisiertes England der elisabethanischen Ara zu stecken - um dann Elemente des Super-Modernismus zu nehmen und diese beiden visuellen Stile zusammenzuschmeißen. Im Endeffekt hat nun fast jedes Bild ein klassisches Stück Architektur, ohne dass ein Stück High-tech-Equipment weit wäre. Es ist der Gegensatz zwischen beiden Welten, der diesen Szenen ihre Dynamik verleiht."

"Die Wagen in Laras Fuhrpark sind sämtlich britischer Herkunft: Aston-Martin, TVR, Lotus, ein Norton Motorrad und weiteres. Auch beim Innendesign ihrer Wohnräume arbeiteten wir mit englischen Leuten, nutzten Materialien und Design aus der Umgebung und dekorierten mit typisch britischen Gemälden. Und wenn wir schließlich vertraute und ikonographische Motive in und um London filmten, dann bemühten wir uns um sehr originelle Perspektiven. Beispielsweise drehten wir in einer Gasse des antiquierten London, während lediglich im Hintergrund die Skyline der Moderne zu sehen ist. Und abgesehen von spektakulären Szenarien unterstützen wir damit auch den Subtext der Story. Denn Tomb Raider erzählt vom ständigen Reisen der Menschen - ob von alt zu neu oder Gegenwart zu Vergangenheit."

Ein perfektes Beispiel dafür bietet Laras majestätisches Anwesen, das Croft Landgut. Designer Petruccelli erläutert: "Wir fanden einen wunderbaren Drehort namens Hatfield House, errichtet 1655. Das Gebäude steht auf wunderschönem Land samt ornamentaler Gärten. Und wir nahmen die elisabethanische Architektur und passten sie unseren Bedürfnissen an, indem wir sie etwas knackiger machten. Beispielsweise nutzten wir keinerlei klassisches Mobiliar. Regisseur Simon West meinte nur: Alles Alte heraus und Lara Croft herein. Ihre Einrichtung ist modern, weltläufig und minimalistisch. Aber sie stechen einem nicht unpassend ins Auge, sondern passen nahtlos in den Raum des Gutes. Denn wir haben hauptsächlich mit sehr hellen, cremigen und neutralen Farben gearbeitet, mit simplen Formen und Glas. Zusätzlich finden sich in jedem ihrer Räume leicht orientalische Elemente, um atmosphärisch zu etablieren, dass Lara als Archäologin und Tomb Raider ihre Artefakte global sammelt."

Ein Wohnbereich, den die Fans von Lara Croft hier zum ersten Mal zu sehen bekommen, sind ihre Privaträume: "Angelina Jolie hatte sehr präzise Vorstellungen betreffs der Gestaltung von Laras Privatgemächern und so bauten wir beispielsweise einen sehr minimalistischen Badbereich. Aber dabei ging es nicht nur um Formen und Strukturen. Verdeutlicht wird auch Laras Bedürfnis nach Zurückgezogenheit und spirituellem Frieden. Denn hierher zieht sie sich zurück, wenn sie schwere Entscheidungen treffen muss, ungestört nachdenken will oder in traurigen Momenten der Sehnsucht nach ihrem Vater etwas Einsamkeit und absolute Ruhe nötig hat."

Das Grab der zehntausend Schatten schließlich, eine der gewaltigsten Kulissen des Filmes und Schauplatz des famosen Finales, stellte das Produktionsteam vor besonders schwierige Aufgaben: "Das Drehbuch verlangte nicht nur, dass wir in überdimensionaler Größe ein so genanntes Orrery bauten - ein Modell der Sonne samt aller umkreisenden Planeten. Zusätzlich sollte die Apparatur einzigartig sein, so dass ich bei meinen Studien bis zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende zurückgehen musste. Damals bestand Bedarf nach solch massiven Strukturen und die Industrie konnte sie liefern. Um den einzelnen Planeten dann ihr übernatürliches Licht zu geben, hielt ich mich an viktorianische Kolorierungen, ähnlich dem schimmernden Licht von Tiffany-Lampen. Mit diesen Vorgaben arbeiteten dann auch die Männer für die mechanischen Effekte und das Team für die visuellen Effekte - und nun haben wir in Tomb Raider das gigantische Modell eines Mikrokosmos, der Zeit und Raum bewegen kann, und auf dem Lara um ihr Leben kämpft. An etwas Aufwendigeres haben die Art Direktoren Les Tomkins, John Fenner, Jim Morahan, David Lee und ich selbst als Produktionsdesigner noch nie gearbeitet!"




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