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Kommando Störtebeker


Produktionsnotizen

Szene [800] [1280] Insgesamt 28 Millionen TV-Zuschauer bei der 13-teiligen Fernsehserie Die Ottifanten, Comicstrips in mehr als 40 Zeitungen und unzählige Comic-Band-Veröffentlichungen - dieses Potenzial ist für Produzent Michael Schaack die beste Basis für einen erfolgreichen Kinofilm. Er hat von Anfang an gespürt, dass Ottos Kultfiguren auch Kinoformat haben.

"Ich wollte Paul, Baby Bruno & Co so zeigen, wie sie noch keiner kannte", sagt Schaack und geht auch noch auf die Unterschiede zu der erfolgreichen TV-Serie ein: "Während Baby Bruno im Fernsehen den Ton angibt, sollte im Kino sein Vater Paul die Hauptfigur werden, um auch eine ältere Zielgruppe anzusprechen."

Drehbuch

Neben dieser grundlegenden Änderung musste eine ausgeflippte Story her, die man nur fürs Kino umsetzen konnte. Also wurden Gunter Baars und Ully Arndt, die schon den Comics auf die Beine halfen, damit beauftragt, ein möglichst schrilles Drehbuch zu schreiben.

Szene [800] [1280] "Wir hatten das Gefühl, in den Figuren steckt mehr, als man es auf drei täglichen Comic-Bildern rüberbringen kann", erinnert sich Ully Arndt. "Die Charaktere sind mittlerweile so komplex und haben uns so viel zu sagen, das musste einfach mal raus. Der Bewegungsspielraum musste auch erweitert werden, damit alle Figuren zeigen können, was in ihnen steckt."

Ein Jahr dauerte es, bis das Drehbuch fertig geschrieben war: "Die Story musste zwei Bedingungen erfüllen", sagt Gunter, "sie sollte unverbraucht sein und norddeutsches Flair versprühen. Außerdem wollten wir die Hauptdarsteller aus ihrem überschaubaren Vorstadt-Universum raus in die böse Welt schicken."

Szene [800] [1280] Klar, dass man da zwangsläufig auf St. Pauli kommt. Und weil sich dort noch echte Seebären rumtreiben, war der Schritt zum legendären Schatz des Klaus Störtebeker nur ein Katzensprung. "Ein berühmter Ostfriese und ein berühmter Pirat - nichts passt besser zusammen", freut sich auch Michael Schaack.

Die Grundidee war gefunden, nun ging es an die Umsetzung. Zuerst brauchte die TFC jemanden für den Regiestuhl. Dafür kam eigentlich nur Ute von Münchow-Pohl in Frage, sie war ja schon bei der TV-Serie dabei. "Eigentlich sind die Bommels überall", hat sie treffend erkannt, "fast alles, was wir uns an Dusseligkeiten für den Film ausgedacht haben, begegnet einem dann kurz darauf auf der Straße."

Hamburg

Außerdem wurde das Zeichner-Team von "Baum & Kuschek Background Design GbR Köln" engagiert, das schon Werner - Beinhart, Asterix in Amerika und Kleines Arschloch in tolle Settings gesetzt hatte. Für Kommando Störtebeker spielte Hamburg eine wichtige Rolle. Eine super gezeichnete Stadt mit schönen Sehenswürdigkeiten, die für den Film "angeschrägt" werden musste.

Szene [800] [1280] Unter der Leitung von Christoph Baum und Robert Brandt wurden im Frühjahr 1999 die ersten Layouts entwickelt. Robert Brandt, ein alter Hamburger, ging zuvor auf eine Fotosafari, um alle Locations zu knipsen, die im Film vorkommen sollten: die Reeperbahn, die Davidswache, der Bismarckpark und den Hafen.

"Wir hatten ein großes Archiv von Fotos, aus dem sich alle Layouter bedienen konnten", erzählt Christoph Baum. "Das war wichtig, um die Proportionen anpassen zu können, damit sich die "Darsteller" auch in diesen Locations bewegen und wohl fühlen können, zum Beispiel haben die Stühle ganz kurze Beine, damit sie darauf sitzen können."

Im Fachjargon wird so eine Zeichnung Location-Design genannt. Diese Aufgabe wurde einem zweiten Team von Animatoren übergeben. Sie hatten die Aufgabe, diesen Location-Designs Leben einzuhauchen. Mit Farben entwickelt man eine Atmosphäre, und die vordergründigste Frage war dabei, welche Technik dem Ganzen gut tun würde. Man entschied sich für Aquarellfarben, um mit dicken schwarzen Konturen starke Kontraste zu entwickeln.

Handarbeit

In dieser Phase wurde noch kein Computer eingeschaltet, echte Handarbeit war gefragt, denn manchmal reichen die einfachsten Mittel, um erstaunliche Effekte zu erreichen. Christoph Baum: "Für die Mittelalter-Sequenz zu Beginn des Films ließen wir uns beispielsweise etwas Besonderes einfallen. Sie sollte alt und antik aussehen. Tests ergaben, dass man, wenn man das Aquarellpapier zweimal mit weißem Tischlerleim bestreicht und dann mit einer Mischung aus brauner Aquarellfarbe und schwarzer Tusche darauf malt, genau diesen gewünschten Effekt erhalten würde." Auch der Himmel über Sylt oder das Wasser im Hamburger Hafen kamen durch diese Technik auf Papier. Leider bereitete uns die Beschaffung der Farben im Computerzeitalter einige Mühen, und sie mussten extra aus den USA importiert werden - aber es hat sich gelohnt, finden wir!"

Die nächste Station war Taiwan. Dort bekamen die Background-Entwürfe unter der Leitung von Henry Lee ihren letzten Schliff. Im Juni 2000 waren schließlich alle 1100 Backgrounds fertig.

Reihenfolge

"Einen Zeichentrickfilm kann man nicht chronologisch drehen", erklärt der Creative Coordinator Jens R. Nielsen: "Es kann nicht angehen, dass, weil es zum Beispiel in der ersten Szene des Films Probleme im Layout gab, alle Animatoren, Hintergrundmaler und Koloristen womöglich wochenlang Däumchen drehend abwarten. Aus diesem Grund haben wir schon das Drehbuch am Beginn der Produktion in kleine, handhabbare Einheiten - in Szenen und Sequenzen - unterteilt. Sobald nun eine solche Einheit von einer Produktionsabteilung an das jeweils nachfolgende Department weitergegeben wird, wird dort mit der Arbeit begonnen, ganz egal ob sich das erhaltene Material in irgendeinem Sinn- oder chronologischen Zusammenhang mit den zuvor oder anschließend bearbeiteten Einheiten befindet."

Charaktere

Neben dem Drehbuch und dem Gesamtdesign ist die Ausarbeitung der Persönlichkeiten entscheidend. Fünf Charakter-Designer waren deshalb nur damit beschäftigt, jedem Hauptdarsteller eine individuelle Persönlichkeit zu geben.

Aber im Film tauchen ja nicht nur die Mitglieder der Familie auf, sondern auch etliche "Komparsen". Über 350 Figuren tummeln sich im Film, und jede hat einen individuellen Look. Für die Zeichnerin Ursula Dorn war das aber gar kein Problem: "Wenn man sich einmal in den Kosmos der Bommels begibt, stellt man fest, dass sie sich gar nicht so von den Menschen um uns herum unterscheiden. So brauchten wir uns nur umzuschauen und spezielle für Hamburg typische Gestalten herauszupicken. Auch in ihrer Welt gibt es Huren und Sparkassenangestellte."

Computeranimation

Insgesamt gibt es in Kommando Störtebeker etwa 1400 computeranimierte Szenen: Autoverfolgungsjagden, die Invasion auf Sylt und der spektakuläre Schluss, wenn Störtebeker mit seinem Schiff aus dem Sonnenuntergang auftaucht - das sind ganz aufwändige Szenen, die nur am Computer machbar sind.

Warum der Computer zu einem wichtigen Werkzeug für den Zeichentrickfilm geworden ist, erklärt Jens R. Nielsen: "Dass heutzutage auch in "klassischen" 2-D-Animationsfilmen immer häufiger mit 3-D-Elementen gespielt wird, hat vor allem zwei Gründe: Zum Ersten sehen technische Gegenstände wie zum Beispiel Fahrzeuge oft "glaubwürdiger" und konsistenter aus, wenn sie nicht von Hand animiert werden. Zweitens besteht in jedem Studio der Welt natürlich ein großes kreatives Interesse an neuen Werkzeugen und innovativen Lösungsmöglichkeiten. Da "Animation" zur Zeit keine Wissenschaft ist, bleibt allen neugierigen Künstlern folglich nichts anderes übrig, als via "learning on the job" mit den aktuellen Technologien und Techniken herumzuspielen."

Der Ton

Nach zwei Jahren war es dann so weit. Endlich waren alle Szenen fertig - fehlte noch der Ton! Der war zwar schon längst auf Band, musste aber jetzt noch synchron zu den Bildern abgespielt werden. Die Geräusche und vor allem die Stimmen werden aufgenommen, noch bevor ein Zeichner seinen Stift in die Hand nimmt. Schließlich braucht der Zeichner die Sprache, um danach die Bewegungen der Figuren zu bestimmen. Oft wählt man Schauspieler, die irgendwie zu den Charakteren des Films passen.

Die Sprecher

Um beispielsweise Papa Paul die geeignete Stimme zu verpassen, fragte man Bastian Pastewka. Der beliebte Star der Sat 1-Comedyserie Wochenshow hatte aber anfangs Bedenken: "Ich war entsetzt; man wollte, dass ich einen dicken Elefanten in der Midlife-Crisis darstelle. Ich war sehr irritiert, aber dann sagte man mir: 'Keine Sorge, nur die Stimme.' Glück gehabt. Aber irgendwie sind wir uns schon ähnlich, manchmal mehr als mir lieb ist. Eine der ersten Szenen zeigt Paul beim Joggen - ich laufe auch hin und wieder, aber ich sehe noch Furcht erregender aus als er. Ansonsten hat er ähnlich schwache Nerven wie ich auch. Glücklicherweise darf Paul im Film immer seine Cleverness unter Beweis stellen!"

Natürlich hätte es ohne Otto Waalkes diesen Film nie gegeben. Hätte er nicht schon in den 70ern den ersten Ottifanten aus der Taufe gehoben, gäbe es auf der Welt nicht einen einzigen Bommel. Otto wollte es sich nicht nehmen lassen, Baby Bruno zu sprechen - oder besser gesagt, laut zu denken.

Otto Waalkes: "Solche Figuren erfindet man eigentlich nicht - man findet sie, irgendwo im eigenen Kopf. Und zwar meist erst dann, wenn sie heraus wollen, dann machen sie sich bemerkbar - und da sind sie auch schon!

Es gibt so viele Vorbilder. Menschliche, tierische und künstliche: Papa Paul ist einfach der Mann zwischen den Generationen: Zwischen dem eigenen Vater und dem eigenen Nachwuchs wird er aufgerieben, da beide vollkommen verantwortungslos handeln und ihn in den Wahnsinn treiben. Paul ist einfach ein Typ, der ewig strebend sich bemüht und doch immer wieder auf den Rüssel fällt, also irgendwo angesiedelt zwischen Faust und Donald Duck."




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