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Ritter aus Leidenschaft
Produktionsnotizen
"Sämtliche Beteiligten der Produktion betraten angesichts
der Ausmaße und des historischen Hintergrunds der Geschichte
Neuland", gesteht Produzent Todd Black. Aber das Talent
und die unerschütterliche Zuversicht von Autor/Produzent/Regisseur
Brian Helgeland, der für sein Drehbuch zu L.A. Confidential
(1997) einen Oscar gewonnen hatte, halfen immer wieder, etwaige
Ängste des Teams nachhaltig zu zerstreuen.
"Brian schreibt ausgesprochen gut über fremde Welten,
und er bleibt sich und seinem Stoff in jeder Szene immer wieder
aufs Neue absolut treu", erläutert Black. "Er
hat sich ausführlich vorbereitet und akribische Recherchen
betrieben. Jedes Wort, jeder Szenenort, jede Figur - alles im
Drehbuch ist stimmig und klingt einfach richtig. Er umgibt sich
mit Leuten, die ihm die Wahrheit regelrecht abfordern. Und er
macht seine Hausaufgaben - als Autor und ganz gewiss auch als
Regisseur."
Im Gespräch über sein jüngstes Projekt sagt Helgeland:
"Wir wollten einen Historienstoff entwickeln, der der damaligen
Zeit entsprechen, sich aber dennoch zeitgemäß anfühlen
sollte. Ich wollte, dass das Mittelalter für den Zuschauer
so lebendig wirkt wie für die Menschen, die damals lebten.
Für sie war es keine archaische Zeit. Für sie war es
die Gegenwart."
Er fährt fort: "Wenn man will, dass ein Film funktioniert,
dann muss man das Publikum einladen, an ihm teilzuhaben. Der
Zuschauer kann sich ausgeschlossen fühlen, wenn man sich
zu sehr auf detailgetreue Kostüme, veraltete Dialoge oder
antiquierte Musik versteift. Es muss Elemente geben, zu denen
man eine Beziehung aufbauen kann. Unser Ziel war es, eine nahtlose
Verbindung zwischen Damals und Heute zu schaffen."
Da sich das Projekt in besten Händen befand, begann man
in der Tschechischen Republik mit den aufwändigen Vorbereitungen
für den ambitionierten Dreh. Die Produktion bezog ihr Hauptquartier
in Prag, das bereits während der Zeit, in der der Film spielt,
einige Jahrhunderte auf dem Buckel hatte.
Um sich angemessen auf den Dreh vorzubereiten, gönnte Helgeland
sich und seinen Darstellen den Luxus, einen Monat zu proben und
sich auf diese Weise bestens kennenzulernen.
Neben den Locations außerhalb von Prag, in der hinreißenden
Natur von Tschechien, wurde auf dem Gelände der legendären
Barrandov Studios ein gigantisches Außenset errichtet,
wo sich auch die Produktion niederließ. Diese Sets hatten
die Größe von zwei American-Football-Feldern und umfassten
das mittelalterliche London, Rouen und ein Feld für Lanzenduelle
- eines von dreien, die man im Film zu sehen bekommt. Zudem kam
eine riesige Eislaufarena in der Insel des Vtalva im Herzen von
Prag zum Einsatz, wo man eine gewaltige Banketthalle errichtete,
sowie Innenteile der Kathedralen von Notre Dame und Rouen.
Heath Ledger, der gerade mit seiner Rolle als Mel Gibsons mutiger
Sohn in The Patriot (Der Patriot, 2000) als
Jungstar mit Zukunftspotenzial auf sich aufmerksam gemacht hatte,
übernahm die Rolle des William, einem furchtlosen, tollkühnen,
jungen Mann, der seinen Aufstieg in die eigenen Hände nimmt
und ungeahnte Höhen erklimmt.
Der in Australien geborene Schauspieler sagt: "Was mir wirklich
gefiel, war nicht so sehr, dass es William gelingt, zu ändern,
was ihm durch seine Sterne vorherbestimmt ist, sondern was er
dabei lernt. Er will das Gold, die Ehre und den Ruhm, aber er
erkennt schließlich, dass seine Freunde, die ihn umgeben
und ihn unterstützen, die wahren Sterne in seinem Leben
sind. Das wahre Edle ist es, die eigene Bestimmung und sein Herz
zu finden."
Brian Helgeland fügt hinzu: "Als William schließlich
auch laut Papier in den Adelsstand erhoben wird, ist er in seinem
Herzen längst geadelt. Ritter aus Leidenschaft
ist ein Märchen mit einem Happyend."
Die meisten Lieblingsfilme des Regisseurs und Autoren sind Ensemblefilme.
"In unserer Geschichte ist William der charismatische Träumer.
Wat ist der Ungeduldige, Impulsive mit der kurzen Zündschnur,
der immer bereit ist, für die Gruppe zu kämpfen. Roland
ist wie ein älterer Bruder, das Rückgrat, er hat das
Sagen. Auf ihrem Weg lesen sie Geoff Chaucer auf. Er ist kein
toter Dichter, sondern eine brillante, wenn auch etwas zerstreute
Kombination aus Sportmanager, Presseagent und Conferencier. Und
schließlich ist da noch Kate, eine junge Frau, die die
Schmiede ihres verstorbenen Ehemannes übernommen hat. Sie
alle brauchen einander. Jeder hat etwas zu gewinnen und etwas
zu geben."
Über William sagt Helgeland: "Heath Ledgers William
steht natürlich im Mittelpunkt. Seine Geschichte ist ein
moderner amerikanischer Archetypus eines Selfmade-Mannes, der
sich von sozialen Hürden nicht aufhalten lässt. Es
ist die Geschichte von vielen von uns. Ich zum Beispiel war ein
Fischer, der aus einer alt angestammten Fischerfamilie kommt.
Jedes männliche Mitglied meiner Familie fischte nach Jakobsmuscheln,
mit Ausnahme eines Onkels, der nach Alaska auswanderte, um nach
Königskrabben zu fischen. Hollywood war für mich Lichtjahre
entfernt, aber irgendwie ist es mir gelungen, eine Anstellung
als Drehbuchautor zu erhalten. Das war ein ziemlich großer
Schritt. Dann war ich ein Autor, der Regie führen wollte.
Noch ein ziemlich großer Schritt. Ritter aus Leidenschaft
ist ein Tribut an alle, die etwas geschafft haben, das für
sie eigentlich unerreichbar schien."
Die Geschichte nimmt ihren Lauf, als ein Junker und zwei Knappen
Zeuge werden, wie ihr Meister unerwartet aus dem Leben scheidet
- ausgerechnet unmittelbar vor dem Gewinn eines Lanzenturniers,
mit dessen Siegprämie sich auch ihre ausgehungerten Mägen
füllen lassen würden.
Auf der Stelle trifft William die Entscheidung, die Rüstung
des verstorbenen Ritters anzulegen und das Turnier an seiner
statt im Namen des Überlebens - und der Erfüllung seines
größten Wunschtraums - zu beenden. Roland erinnert
William immer wieder daran, dass man adelig sein muss, um an
dem Wettbewerb teilnehmen zu dürfen. Die Konsequenzen bei
Missachtung des Gebots könnten ernsthaft und sehr schmerzvoll
sein.
Die Schelte prallt an William ab. Er entgegnet, dass er sich
diese Chance nicht entgehen lassen könne: "Ich habe
mein ganzes Leben auf diesen Moment gewartet." Und er nutzt
die Gelegenheit.
Inmitten der Wucht aufeinander prallender Körper und Rüstungen,
ekstatischer Schreie und Zurufe der Zuschauer und unter dem Dröhnen
von Klängen klassischer Rockballaden gelingt es dem Hochstapler
nicht nur unerkannt zu bleiben, sondern auch noch das Turnier
zu gewinnen. Ein Held ist geboren.
"Wir schaffen das", erklärt der aufgekratzte William.
"Wir können Champions sein... Ich werde nicht den Rest
meines Lebens als Nichts verbringen." Und so, obwohl ihm
seine Weggefährten dringend abraten, verwandelt sich der
unbedeutende William Thatcher in den edlen Sir Ulrich von Lichtenstein
aus dem weit entfernten Gelderland. Nicht von ungefähr befindet
sich auf dem Wappen seiner Rüstung ein Phönix. "Sein
Ende ist sein Anfang", sagt William.
Somit beginnt der Ritter aus Leidenschaft seine gewaltige
Täuschung. Bei ihrer Reise durch den atemberaubenden Prunk
Europas stößt ein 29-jähriger, immer wieder mal
unbekleideter Autor namens Geoff Chaucer, dessen gewandte Worte
William den Weg ebnen, und die resolut-eigenständige Schmiedin
Kate, eine ausgewiesene Spezialistin für Rüstungen,
zu der bunten Gruppe von Außenseitern um William.
Chaucer ist ohne Zweifel der bekannteste Name unter den Figuren
des Films. Es gibt viele Unterlagen über seine künstlerischen
Leistungen, aber nur wenig ist über den Mann und Dichter
Chaucer bekannt. Tatsächlich gibt es einen kurzen Zeitabschnitt
in seinem Leben, der völlig undokumentiert ist. Es ist ein
angenehmer Umstand, dass Ritter aus Leidenschaft ausgerechnet
in diesem Abschnitt von Chaucers Leben angesiedelt ist. Brian
Helgeland konnte sich somit so manche unterhaltsame Freiheit
mit dem Dichter erlauben, bevor dieser entdeckt und in der englischsprachigen
Welt berühmt wurde wie in Deutschland Walther von der Vogelweide.
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