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A Hard Day's Night


Richard Lester

Regie


Regie [Foto: Paul McCartney, Produzent Walter Shenson, Regisseur Richard Lester]

Mit A Hard Day's Night katapultierte sich Richard Lester in den Olymp der einflussreichsten Regisseure seiner Generation. Der innovative Stil, den er entwickelte, bildete einen wesentlichen Bestandteil der Filmsprache des Rock'n'Roll-Films und seines Nachkommens, des Musikvideos.

Richard Lester wurde in Philadelphia geboren und studierte an der Universität von Pennsylvania. Anfangs wurde Lester stark von seiner Karriere als Cutter und von einer völlig neuen Sorte absurder Komiker beeinflusst.

In seinem Experimentalfilm The Running, Jumping and Standing Still Film (Liebenswerte Leckerbissen, 1959, mit Peter Sellers und Spike Mulligan in den Hauptrollen) kombinierte er Bildersprünge mit schnellen Slapstick-Witzen. Obwohl der Film nie ein kommerzieller Erfolg war, überzeugte sein Ruf als innovatives, spezielles Werk die Beatles, ihn sich anzusehen und spontan Lesters Wahl als Regisseur ihres Kinodebüts zuzustimmen.

Nach A Hard Day's Night inszenierte Lester den ähnlich schnellen und furiosen Beatles-Film Help! (1965). Im selben Jahr eroberte er mit der gefeierten Komödie The Knack, and How to Get It (Der gewisse Kniff, 1965) das Terrain außerhalb des Musikfilms. Danach folgte die Kinoversion des Broadway-Hits A Funny Thing Happened On The Way To The Forum (Toll trieben es die alten Römer, 1966) mit Zero Mostel, Phil Silvers und Buster Keaton.

Mit John Lennon dreht Lester im folgenden Jahr How I Won The War (Wie ich den Krieg gewann, 1967), eine ätzende Satire auf den Wahnsinn des Krieges. Danach folgte der Film, der sein Meisterstück und ein weiterer Kinoklassiker werden sollte: Petulia (1968). Der Film mit Julie Christie, George C. Scott, Richard Chamberlain, Shirley Night, Arthus Hill, Joseph Cotton und 'The Grateful Dead' spielte vor dem Hintergrund der aufregenden 60-Jahre in San Francisco und porträtierte eine sich verändernde Generation. Kritiker lobten Petulia zu einem der besten Film des Jahrzehnts aus.

Lester inszenierte danach The Bed-Sitting Room (Danach, 1969), die bis heute beliebteste Version von Dumas' The Three Musketeers (Die drei Musketiere, 1969) mit Oliver Reed, Raquel Welch, Richard Chamberlain und Michael York sowie die Fortsetzung The Four Musketeers (Die vier Halunken der Königin, 1974), den Thriller Juggernaut (Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit, 1974), Royal Flash (Royal Flash, 1975), Robin and Marian (Robin und Marian, 1976) mit Sean Connery und Audrey Hepburn, The Ritz (Der Mörder lauert in der Sonne, 1976), Cuba (Explosion in Kuba, 1979), sowie Butch and Sundance: The Early Days (Butch and Sundance - Die frühen Jahre, 1979).

1980 führte Lester Regie bei Superman II (Superman II - Allein gegen alle) mit Christopher Reeve, Margot Kidder und Gene Hackman und Superman III (Superman III - Der stählerne Blitz, 1983) mit Reeve, Richard Pryor und Annette O'Toole. Der Kreis schloss sich für Lester, als er 1990 erneut mit Paul McCartney zusammenarbeitete und mit ihm den Dokumentarfilm Get Back drehte, der McCartneys Welttournee 1989-90 zum Thema hatte.


Interview mit Regisseur Richard Lester

Für die, die es noch nicht wissen, könnten Sie ein wenig von den besessenen Fans der Beatles erzählen? Praktisch konnten die Beatles doch nirgendwo hingehen, ohne einen Volksauflauf auszulösen, oder?

Als wir anfingen, den Film zu schreiben, wurden die Beatles zur "Ed Sullivan Show" eingeladen und sie wurden mit einem Schlag ein großes Stück bekannter. Die Welt begann, sie wahrzunehmen. Als wir dann anfingen zu drehen, war unsere größte Herausforderung, zu verheimlichen, wo wir drehten. Wie sollten wir aber die Beatles in den Zug und aus dem Zug heraus bekommen ohne eine riesige Menschenmenge? Und dann der absolute Alptraum, wenn wir die Szenen wiederholen mussten...

Das beste Beispiel für die Hysterie ereignete sich gleich am Ende des ersten Drehtages. Wir hatten gerade die ersten Szenen im Zug gedreht und die Beatles waren auf einem Feld irgendwo außerhalb von London ausgestiegen. Der Zug kam zurück in den Bahnhof und wie aus dem Nichts kamen Kids auf ihn zugerannt.

Unser Material-Assistent, der den Film und das Negativ in Dosen transportierte, um sie zu Technicolor zu bringen, oder wer auch immer das war, der die Entwicklung machte, war ungefähr 24 Jahre alt, hatte dunkle Haare und denselben Haarschnitt wie die Beatles. Er kam lächelnd aus dem Zug, froh, dass der Arbeitstag zu Ende war - und kaum war er zu sehen, brach ein Gekreische ohnegleichen los.

Er bekam sofort Panik und wollte ihnen entwischen. Aber er trug acht oder neun Filmdosen, er wurde natürlich sofort eingeholt, die Dosen fielen auf den Boden und wir verloren die Hälfte des am ersten Tag gedrehten Materials. Die Negative lagen überall auf den Schienen herum und unser Assistent rannte um sein Leben. Ich denke, damit bekommt man eine sehr gute Vorstellung davon, wie es war, einen Beatles-Film zu machen.

Beim Drehbuch scheint sich Alun Owen sehr am Sprachrhythmus der Beatles orientiert zu haben.

Alun gab ihnen Worte mit Rhythmus und Kadenzen, die für sie leicht erinnerlich schienen. Die Erinnerung war etwas sehr Wichtiges, denn es gab während unserer Zusammenarbeit, nicht nur an diesem Film, eine Tendenz, Drehbücher in Nachtclubs, in Taxis oder Limousinen zu vergessen. So entwickelte sich ein sehr vom Zufall abhängiger Stil des Filmemachens.

Wie viele Kameras waren gleichzeitig im Einsatz?

Größtenteils, vor allem, wenn es um Musiksequenzen ging, drei. Beim Abschlusskonzert in A Hard Day's Night waren es sechs. Die Lautstärke war ohrenbetäubend während des Drehs. Einige Kameramänner waren auf der Bühne, einige hinter der Bühne, um das Publikum aufzunehmen, und einige waren mitten im Publikum. Weil sie eine Menge Songs aufnahmen, haben sie massenhaft Material gedreht.

Einer der Kameramänner stand mitten zwischen den Mädchen im Publikum. Am Ende des Vier-Tage-Drehs musste er mit einem Notfallwagen zu seinem Zahnarzt gebracht werden, weil bei ihm sämtliche Backenzähne durch die Lautstärke locker geworden waren. Er hat einige davon verloren! Glücklicherweise sind wir keine prozesssüchtige Gesellschaft, aber so war das damals. Es war ohrenbetäubend, absolut ohrenbetäubend.

Erzählen Sie etwas über jeden einzelnen der Beatles. Was war Ihr erste Eindruck von John?

John ist einer der drei oder vier interessantesten Menschen, die ich in meinem Leben getroffen habe. John war in seinem Unvermögen, Idioten auszuhalten, einfach einmalig. Ich weiß nicht, wie ich das eleganter ausdrücken kann. Er ertrug dumme Menschen einfach nicht, er hatte einen schnellen Verstand und war schnell sehr zynisch.

Er hasste pompöses Auftreten und hasste Autoritäten, die ihn wie einen Angestellten behandelten. Wenn man seinen Ärger abbekam, konnte das sehr schmerzhaft sein, aber er war niemals gemein. Er war jemand, der schnell schlechte Laune bekam, aber sie auch schnell wieder los wurde. Danach konnte man einfach weiter machen. Er sagte einfach, was er fühlte und das war sehr erfrischend.

Wie bewusst war Ihnen, dass, je mehr sich die Filmhandlung entfaltete, Johns Geist der Rebellion und die freche Art, in der er sie nach außen trug, eines der spirituellen Themen des Films war?

Ich denke nicht, dass John auf irgendeine andere Art in einem Film auftreten konnte. Er war, was er war. Er war nicht gefragt worden, Aramis zu spielen, er spielte sich selbst. Alun Owens größtes Talent war, ein Klima von genau dieser Qualität herzustellen, in dem sich John wohlfühlte. Es gab nicht viele Improvisationen. Die einzige Szene, in der wir auf Spontanität setzen, war bei der Pressekonferenz. Alun gebührt der Verdienst, John wirklich gut getroffen zu haben, ihm entsprochen zu haben.

Und Paul? Was hielten Sie von ihm während der Dreharbeiten?

Paul war der theatralischste von ihnen. Er hatte damals eine Freundin, die Schauspielerin war, sie ging mit ihrer Familie oft ins Theater. Paul begleitete sie. Er liebte das Theater, er liebte das Showgeschäft in einer Art, wie es den anderen drei fremd war. Ihnen war das eher egal.

Für Paul geriet das in meinen Augen eher zum Nachteil, auf gewisse Weise strengte er sich zu sehr an, zu schauspielern. Ich meine das überhaupt nicht böse. Paul war immer sehr willig und ist ein liebenswerter Typ geblieben. Aber ich denke, er wäre nicht in so viele Fallen getappt, in die man beim Film und beim Theater tappen kann, wäre er entspannter gewesen.

Ich werde noch heute manchmal über die Beatles befragt und einer der immer wiederkehrenden Fragen ist, wen ich für den präzisesten Performer halte. Ich glaube, es war George, denn er versuchte niemals mehr oder weniger zu machen, er war immer im Mittelpunkt.

Ein Phänomen wie bei Ella Fitzgerald. Egal, welchen Ton sie sang, sie traf immer absolut die Mitte. George verließ eine Szene, wenn es darum ging, eine Szene zu verlassen. Insgesamt waren die Szenen nicht so gut geschrieben und er musste nicht furchtbar viel tun, aber wenn er dran war, brachte er das Beste.

Und Ringo, der im Film ja in gewisser Weise von den anderen getrennt wird und allein ein großes Abenteuer erlebt - war das von Anfang an so geplant? Interessanterweise meint er ja im Nachhinein, dass dies tatsächlich seine Situation als letzter zur Band gestoßener Beatle widerspiegele.

Es war sehr einfach, Ringo als den Mann im Hintergrund zu porträtieren, den keiner wahrnimmt, der aber die Band zusammenhält. Ich halte ihn für einen besseren Schlagzeuger als viele andere, die gefeiert werden. Ringo war solide. Er kümmerte sich um das, was nötig war. Aber es war kein leichtes Spiel für ihn.

Er war derjenige, der das Gefühl hatte, zu wenig respektiert und beachtet zu werden. Und natürlich trug er diese charakteristisch klägliche Miene zur Schau und hatte diese Begabung, mit unglaublicher Originalität zu kommen. Er hat den Titel A Hard Day's Night erfunden. Übrigens fiel ihm auch zum zweiten Beatles-Film ein Titel ein: Eight Arms To Hold You. Gott sei dank mussten wir den am Ende nicht verwenden.

Haben Sie Souvenirs an den Film behalten?

Ich habe mehr wertvolle Sachen weggeworfen als ich mich traue zuzugeben. John hat mir beispielsweise sein elektrisches Klavier geschenkt, das er sehr oft benutzt hatte. Ich strich es rot an, damit es zu dem Zimmer, in dem es stand, passte. Dann sind die Saiten verrostet und es spielte nicht mehr und ich habe es irgendwo in Südfrankreich auf den Müll geschmissen. Ich fürchte, ich gehe nicht sehr sorgfältig mit Erinnerungsstücken um. In letzter Zeit habe ich immer wieder Gegenstände und Kostüme von dem Film an Wohltätigkeitsveranstaltungen gegeben, was mir eine gute Sache erscheint.

Sie haben offensichtlich sehr stark dazu beigetragen, die Persönlichkeiten der Beatles zu formen. Haben Sie ihnen im Gegenzug etwas beigebracht oder geschenkt?

Sie haben mir meine Karriere als Filmregisseur gegeben! Mit diesem Anfang konnte ich 40 Jahre lang gut weitermachen. Wenn es um Dankbarkeit geht, bin ich den Beatles viel mehr schuldig als sie mir. Ich habe mich doch nur darum gekümmert, sie in einer respektvollen und ehrlichen Art und Weise zu präsentieren. Ich habe mich bemüht, dem nahe zu kommen, was sie (als Regisseure) gemacht hätten.

Hatten Sie eine Ahnung, dass A Hard Day's Night ein Meilenstein der Filmgeschichte würde, der noch heute neue Generationen von Filmemachern beeinflusst?

Als wir A Hard Day's Night machten, wussten wir, dass die Beatles wunderbar waren und mir gefiel ihre Musik. Was ihre Langlebigkeit anging, machte ich mir damals keine Gedanken. Wir wussten nur, dass wir laut Vertrag den Film so schnell wir möglich runterdrehen mussten, weil United Artists glaubte, der würde sich nur einen Monat in den Kinos halten.

Und jetzt sitze ich hier in New York und rede über etwas, das ich vor 36 Jahren gemacht habe! Damals habe ich wohl kaum 36 Jahre im Voraus gedacht. Ich dachte wahrscheinlich nicht mal daran, ob einer von uns dann noch leben würde. Damals wäre mir wahrscheinlich nur ein Ausdruck wie "alte Säcke" eingefallen bei der Vorstellung, 36 Jahre später über den Film zu reden. Aber daran dachte ich eben damals überhaupt nicht.

Wie groß war die Bedeutung von Brian Epstein, dem Beatles-Manager, für die Gruppe und für die Art, wie der Film gemacht wurde?

Die Beatles vertrauten Brian sehr. Ich denke, dass einige der Deals, die Brian für die Beatles machte, sehr naiv waren. Naiv im nettesten Sinn. Es war Unschuld. Später als man 75.000 Dollar pro Woche mit Beatles-Platten umsetzte und die Plattenfirma sich 90 Prozent davon unter den Nagel riss und die Beatles 10 Prozent bekamen (oder wie die Zahlen auch immer waren) - da begannen sie sich Sorgen zu machen.

Die Tatsache, dass der Filmgesellschaft die kompletten Album-Rechte an A Hard Day's Night gehörten, war als Deal überhaupt nicht besprochen worden. Brians Stärke war wirklich nicht seine Verhandlungskunst, sondern sein ruhiges Wesen. Er war kultiviert, ein Gentleman, ein beruhigender Einfluss im Auge des Orkans.

Heute wird A Hard Day's Night als Meilenstein gefeiert. Als ein Film, der einen starken Einfluss hatte und noch hat, den man fühlen kann. Wie sehen Sie das heute, 36 Jahre später?

Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir alle etwas taten, woran wir glaubten. Wir waren damals mit dem Lebensgefühl eins. Es macht glücklich, wenn du als Regisseur spürst, dass du und das Publikum einander entsprechen, und dass dir diese Entsprechung auch mit den Menschen, mit denen du arbeitest, gelingt. Doch früher oder später wird man alt und man geht ins Kino und denkt: "Oh, mein Gott, das sind alles Hamster hier! Ihr Puls und ihr Atem sind zehnmal so schnell wie meiner!" Wenn das geschieht, sollte man in Pension gehen. Das habe ich gemacht.

Es geschieht sehr selten im Leben, dass alle Elemente sich in Harmonie verbinden und man genau das machen kann, was man sich wünscht. Beispielsweise, dass man einige Talente hatte, die andere Regisseure nicht hatten, weil man zufällig den Job auf andere Weise gelernt hat. Dass man gelernt hat, Musik auf eine ganz bestimmte Weise zu benutzen, die damals als interessanter Versuch anerkannt wurde und funktionierte.

Es ist idiotisch, als Filmemacher über die Nachwelt nachzudenken. Film ist ein vergängliches Medium. Film ist ein Spiegel einer Gesellschaft in einer ganz bestimmten Zeit. Alle Spiegelbilder kommen und verschwinden, mehr gibt es nicht und mehr soll es auch nicht geben.

Wenn Menschen immer noch Spaß an diesem Film haben, ist das nichts, was wir Filmemacher uns aufs Banner schreiben sollten, sondern hat in der andauernden Zuneigung der Menschen für diese vier Jungs in dieser Zeit seinen Grund. Ein Teil davon sein zu dürfen, war eins der großen Privilegien meines Lebens. Und das ist alles.




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