|
|
Unterstützen Sie Kinoweb. Klicken Sie unseren Sponsor.
Get Carter - Die Wahrheit tut weh
Produktionsnotizen
Produzent Mark Canton bezeichnet "Get Carter" zwar
als einen Film mit rasanten Action-Sequenzen, im Grunde handelt
es sich aber um ein Drama mit den Hautptthemen Familie, Moral
und das Recht auf einen Neuanfang. "Unser Jack Carter ist
nicht derselbe Jack Carter, der 1971 im Zentrum der ersten Verfilmung
des Romans von Ted Lewis stand", sagt Canton. "Er entspricht
so gar nicht den stoischen und kaltblütigen Mietkillern,
die wir aus vielen Filmen kennen. Eigentlich geht es darum, dass
dieser Mann Erlösung findet."
Superstar Sylvester Stallone (Foto) hat neben seinem überwältigenen
Erfolg als Schauspieler unter anderem den Oscarpreisgekrönten
"Rocky" auch geschrieben. Er beschreibt Jack
Carter als "einen jener Einzelgänger, von denen es,
glaube ich, nur noch wenige gibt. Er traut nur sich selbst, sein
Wertesystem trennt alles klar in Schwarz oder Weiß. Er
treibt für Geldverleiher Schulden ein, sieht sich selbst
als eine Art Darlehensverwalter. Weil er sich an bestimmte Regeln
hält, kommt er über die Runden. Doch langsam wird ihm
klar, dass er aufgrund dieser Regeln ein sehr einsames Leben
führt. Er lebt nicht schlecht davon, für andere zu
arbeiten, aber was hat er schon erreicht? Er hat kein Zuhause,
keinerlei Privatleben."
Carters Vorgeschichte, vor allem die Beziehung zu seinem Bruder,
ist in Stallones Augen der Motor der Handlung. "Es gab Spannungen
zwischen den beiden, vor allem, als sie sich in dieselbe Frau
verliebten", sagt Stallone. "Sein Bruder hatte Talent,
war aber nie so weltgewandt, hatte keine Ambitionen wie Carter.
Irgendwann begriff Carter, dass er nicht mehr in diese Welt passte,
er haute ab, baute sich ein ganz anderes Leben auf und ließ
die Vergangenheit hinter sich."
Als sein Bruder stirbt, muss Carter nach Hause zurückkehren
und Kontakt zur Familie aufnehmen. "Er glaubt, dass sein
Bruder ermordet wurde", sagt Stallone. "Und es drängt
ihn, die Hintergründe aufzudecken, den Schuldigen zu finden.
Er spürt, dass er dies der Familie schuldig ist, die er
verlassen hat. Und als er seine Nichte besser kennen lernt, versucht
er ihr den Vater zu ersetzen. Diese Rolle ist ihm vollkommen
fremd - ein sehr wichtiger Aspekt der Story. Denn während
er sich daran macht, das Geheimnis um den Tod seines Bruder zu
lüften, versucht er sich erstmals in die Gefühlswelt
anderer Menschen hineinzuversetzen, sich ihrem ganz normalen,
ihm unbekannten Leben anzupassen.
Miranda Richardson spielt Gloria, Carters verwitwete Schwägerin.
Richardson hat sich mit zahlreichen höchst unterschiedlichen
Film- und Fernsehrollen einen Namen gemacht: "The Crying
Game", "Enchanted April" (Verzauberter
April), "Empire of the Sun" (Das
Reich der Sonne) und "Sleepy Hollow"
(Sleepy Hollow - Köpfe werden rollen). "Gloria
und ihre Tochter haben seit Jahren nichts von Jack gehört,
und plötzlich erscheint er bei der Beerdigung in einer Stadt,
die ihm fremd geworden ist, und beginnt die Leute aufzumischen",
sagt Richardson. "Gloria sieht ihn in seinem teuren Vegas-Seidenanzug
als eine Art deplatzierten Ritter, der buchstäblich eine
glänzende Rüstung trägt: Er kommt daher und meint,
dass er alles in Ordnung bringen kann. Das Ganze erscheint ihr
höchst unwirklich, also nimmt sie ihn nicht recht ernst."
"Gloria erinnert Jack ständig an all das, was ihm in
seinem Leben misslungen ist", sagt Stallone. "Denn
sie wirft ihm vor: 'Ach, jetzt kommst du auf einmal zurück?
Wo warst du, als dein Bruder dich brauchte? Zu Weihnachten, in
den Ferien hast du dich nie blicken lassen, nicht mal zur Geburt
deiner Nichte bist du gekommen. Warum fährst du nicht einfach
dahin zurück, wo du herkommst?'"
Richardson fühlte sich vor allem von den starken Frauenfiguren
in der Geschichte angesprochen. "Die Frauen sind nicht nur
sehr selbstständig, sie haben auch ein großes Herz",
sagt sie. "Sie überwinden ihr Unglück und packen
das Leben bei den Hörnern. Ich finde, in dieser Story vertreten
sie das Sprichwort: 'Das Leben geht weiter'."
Rachael Leigh Cook wurde mit der Teenie-Lovestory "She's
All That" (Eine wie keine) bekannt. Ihr Part
in "Get Carter" unterscheidet sich in ihren
Augen deutlich von den üblichen Teenager-Rollen. "Doreen
ist durchaus nicht die typische Jugendliche mit ihren Ängsten
und Problemen", sagt Cook. "Solche Problem-Teenie-Rollen
werden mir jeden Tag angeboten. Aber in diesem Fall hat Doreen
einen konkreten Grund für ihre Angst. Diese junge Frau leidet
unter einem echten Trauma, sie ist kein Mädchen, das nur
ausflippt, weil es eben ausflippt."
Als Carter in Doreens Leben auftaucht, lässt sie sich überhaupt
nicht beeindrucken. "Doreens erste Reaktion auf Jack: 'Wer
bist du, was willst du hier? Was willst du von mir? Vor fünf,
vor zehn Jahren hast du dich nicht um mich geschert - warum also
jetzt?'" sagt Cook. "Doreen wünscht sich durchaus,
dass sich jemand um sie kümmert, aber sie kapiert nicht,
warum das gerade er sein sollte."
Carter ist es wahrlich nicht gewohnt, mit einer traumatisierten
16-Jährigen umzugehen. "Er versucht herauszufinden,
was mit ihr los ist, denn sie benimmt sich sehr merkwürdig
und reserviert", erklärt Stallone. "Wie redet
man mit einer 16-Jährigen? Dieser Mann lebt von seiner professionellen
Kaltblütigkeit. Er leitet keinen Kinderhort. Aber um mit
diesem Mädchen zu kommunizieren, muss er seine Macho-Fassade
fallen lassen, ihm als Mensch gegenüber treten. Und das
funktioniert erstaunlich gut."
Carter muss sich nicht nur mit seiner Familie abgeben, sondern
auch mit einer Reihe von Typen, die ihn hoffentlich zum Mörder
seines Bruders führen. "Ständig wirft ihm jemand
Knüppel zwischen die Beine", stellt Stallone fest.
"In welche Richtung er sich auch wendet - immer landet er
vor einem Prellbock. Aber was er auch einstecken muss, aufgeben
ist nicht seine Sache. Er begreift, dass er hier seine einzige
Chance bekommt, seine Fehler wieder gutzumachen. Aber die Vergebung
bekommt er nicht auf einem silbernen Tablett serviert."
Carter gerät unter anderem mit dem unglaublich reichen Jeremy
Kinnear aneinander, den Alan Cumming ("Eyes Wide Shut")
darstellt. "Jeremy ist eine reiche, verwöhnte Göre",
sagt Cumming. "Während des Computer-Booms hat er Millionen
und Abermillionen verdient. Jetzt tut er nur, was ihm Spaß
macht, und so benimmt er sich auch. Das ist also eine sehr ergiebige
Rolle. Jeremy ist eine vielschichtige Persönlichkeit - wir
verstehen nicht sofort, welche Rolle er in dem Komplott spielt."
Michael Caine hat in der Originalverfilmung "Get Carter"
(Jack rechnet ab, 1971) die Titelrolle gespielt. Der
preisgekrönte Star zahlreicher Filme spielt diesmal Cliff
Brumby, den Chef von Carters verstorbenem Bruder.
"Brumby unterscheidet sich von allen meinen übrigen
Rollen", sagt Caine. "Er ist völlig undurchsichtig
und unberechenbar, man traut ihm alles zu - was ihn sehr gefährlich
macht."
Ein Indiz für Brumbys ungewöhnliches Kaliber findet
sich in seiner Kleidung. "Wenn ich mir seine altmodische
Strickweste ansehe, komme ich zu der Überzeugung, dass der
nicht ganz richtig tickt", lacht Caine. "Aber er trägt
auch einen schicken Sportmantel. Und trotzdem: Irgendetwas stimmt
nicht mit ihm; und so spiele ich ihn auch - nicht ganz koscher,
etwas exzentrisch, nicht ganz von dieser Welt."
Mickey Rourke wurde mit viel gepriesene Rollen in "The
Pope of Greenwich Village" (Der Pate von Greenwich
Village), "Year of the Dragon" (Im
Jahr des Drachen), "Angel Heart", "9
1/2 Weeks" (9 1/2 Wochen) und "Johnny
Handsome" (Johnny Handsome - Der schöne Johnny)
berühmt. Diesmal spielt er den Clubbesitzer Cyrus Paice,
der Carter in mancher Hinsicht sehr ähnelt. "Ich glaube,
dass Carter und Cyrus im selben Milieu groß geworden sind",
sagt Rourke. "Vielleicht waren sie sogar Freunde, die sich
als Profis gegenseitig respektierten. Doch Carter hat sich verändert,
weiter entwickelt, sieht das Leben heute mit anderen Augen, während
Cyrus praktisch stehen geblieben ist und sich in seiner Lasterhöhle
eingerichtet hat. Cyrus bekommt schnell zu spüren, dass
Carter auf die Seite der Guten gewechselt ist."
Als Carter die Umstände im Fall seines Bruders langsam aufdeckt,
stellt er fest, dass wahrscheinlich mehrere Personen an dem Mord
beteiligt waren. Der Reihe nach legt er sich mit Brumby (Caine),
Cyrus (Rourke) und Kinnear (Cumming) an, um die Wahrheit zu erfahren
- wobei er sich diesmal auf Fragen beschränkt und physische
Gewalt weitgehend vermeidet.
"Ein Held wird erst dann interessant, wenn er nicht von
vornherein antritt, um Heldentaten zu vollbringen", sagt
Stallone. "Die edelste Form des Heldenmuts besteht darin,
sein Leben aufs Spiel zu setzen - und zwar nicht zum eigenen
Vorteil, sondern für ein höheres Ideal. Genau das tut
Carter für seinen Bruder, seine Nichte, und für das,
was er verloren hat."
Der Augenblick der Wahrheit kommt, als Carter die Machenschaften
aufdeckt, denen sein Bruder zum Opfer gefallen ist, und die Verantwortlichen
zur Rechenschaft zieht. "Er hat durchaus das Recht, sich
gewaltsam an den Leuten zu rächen, die seiner Familie so
grausam zugesetzt haben", sagt Stallone. "In diesem
entscheidenden Moment wird er entweder zum Ausgestoßenen,
der sein Leben lang auf der Flucht sein wird, oder er integriert
sich wieder in die Gesellschaft. Ihm ist klar, dass er die Zeit
nicht zurückdrehen kann. Aber er hat die Möglichkeit,
jemandem das zuzugestehen, was er selbst nie erfahren hat - eine
zweite Chance."
|