Die Entstehungsgeschichte der neuen Version
Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen ... Wie nach
Sieg roch er.
"Vor ein paar Jahren saß ich in einem Londoner Hotelzimmer
und las in einer Zeitschrift, dass Apocalypse Now am
selben Abend im britischen TV ausgestrahlt wurde", erzählt
Coppola. "Da ich den Anfang immer schon besonders gern mochte,
schaltete ich den Fernsehapparat ein, um ein paar Minuten zuzuschauen,
sah dann aber den ganzen Film an. Mich schockierte, dass der
damals so provozierend empfundene und kontrovers diskutierte
Streifen nun schon beinahe zahm und betulich wirkte. Diese Beobachtung
ermutigte mich dazu, eine radikale Neufassung in Angriff zu nehmen."
Der erste, den Coppola daraufhin anrief, war sein langjähriger
Mitarbeiter, der Cutter Walter Murch. Gemeinsam begannen die
beiden im März 2000 mit der Arbeit an der neuen Version.
"Anstatt die 1979 herausgeschnittenen Sequenzen einfach
wieder einzufügen", stellt Coppola klar, "sichteten
wir noch einmal das gesamte vorliegende Rohmaterial, die sogenannten
'Dailies' (alle an einem Drehtag hintereinander aufgenommenen
Einstellungen), und erarbeiteten davon ausgehend ein komplett
neues Schnittkonzept." Der gesamte Arbeitsprozeß -
einschließlich der Neuabmischung des Tons - dauerte vom
März bis zum August 2000, nahm also sechs Monate in Anspruch.
"Etwas in mir rebellierte anfänglich gegen diese Rückkehr
in den Dschungel", gesteht Murch. "Immerhin hatte ich
ja schon zwei Jahre lang intensiv bei der Fertigstellung dieses
Films mitgewirkt. Und nun sah ich mich erneut fünf Stunden
montiertem und unbearbeitetem Filmmaterial in einer Gesamtlänge
von sage und schreibe 381.000 Metern gegenüber. Zusammen
mit den Magnetbändern für den Ton wog dieser Zelluloidhaufen
über sieben Tonnen. Aber nach zehn Tagen hatte ich meine
kleine Krise überwunden und fühlte mich wieder ganz
in meinem Element."
Bei der Überarbeitung bediente sich Murch der neuesten digitalen
Schnittechnik. "Ich benutzte also den allerletzten Schrei
der Technik für einen Film, der in einer Zeit entstanden
ist, als gerade mal die Videokamera sich fern am Horizont anzukündigen
begann", formuliert er.
"Nur einmal", fährt er fort, "nachdem wir
die Schnittfolge für die neue Fassung festgelegt hatten,
sahen wir uns die Originalversion an, um uns zu versichern, dass
wir keine Szene vergessen hatten. Apocalypse Now Redux
wirkt gegenüber seinem Vorläufer viel homogener und
dichter, sowohl in technischer als auch in dramaturgischer Hinsicht.
Selbst die psychologische Entwicklung der einzelnen Charaktere
erscheint viel schlüssiger. Der Film entspricht jetzt insgesamt
weitaus besser der ursprünglichen Intention Francis Ford
Coppolas, der vor 22 Jahren einfach nicht in der Situation war,
das zu realisieren, was er eigentlich im Sinn hatte. Interessanter
- und ironischerweise auch kürzer - als die arg beschnittene
Originalversion kommt einem die um 49 Minuten erweiterte Neufassung
vor."