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A. I. - Künstliche Intelligenz
Dreharbeiten
Die Produzentinnen Kathleen Kennedy und Bonnie Curtis hatten
in dieser Funktion noch nie zusammen gearbeitet, obwohl sie doch
schon so lange zum Spielberg-Team gehörten. Sie stellten
nun eine Crew aus Spitzenkräften zusammen, die trotz des
großen Zeitdrucks und der besonderen Geheimhaltungstufe
Bestleistungen ablieferten - die umfangreichen Spezialeffekte
und Trickprozesse sollten sich in mancher Hinsicht als bahnbrechende
Pionierarbeiten auf ihrem Gebiet erweisen.
Der Cutter Michael Kahn, Filmkomponist John Williams, die Spezialeffekte-Experten
Stan Winston und Michael Lantieri sowie Kameramann Janusz Kaminski
haben alle für ihre Spielberg-Filme Oscars gewonnen. Produktionsdesigner
Rick Carter schuf unter anderem die Sets zu "Jurassic
Park" und "Amistad". Kostümbildner
Bob Ringwood war bei Spielbergs "Empire of the Sun"
(Das Reich der Sonne) dabei, und Dennis Muren, bei ILM
für die visuellen Effekte verantwortlich, hat bereits an
Spielbergs "Unheimliche Begegnung der dritten Art"
mitgewirkt.
Die Fortschritte bei der Gestaltung virtueller Sets machten es
möglich, ganze Städte in einem Bluescreen-Studio unterzubringen.
Weiterentwicklungen in der Robotertechnik erweckten einen Teddybär
zum Leben und gaben ihm eine Stimme. Dennoch war die höchste
Hürde noch nicht genommen - die Besetzung.
Casting
"Wir haben diese bizarre Reise meiner Meinung nach nur machen
können, weil uns Haley Joel Osment auf seinen Schultern
getragen hat", stellt Curtis fest. "Nur durch seine
Darstellung wurde das möglich. Er ist so stilsicher, obwohl
er noch so jung ist. Seine Entwicklung im Lauf des Films lässt
nichts zu wünschen übrig."
Zur Zeit der Dreharbeiten war Haley Joel Osment erst zwölf
Jahre alt, dennoch war er mit einem Film bereits international
bekannt geworden, der ihm auch eine Oscar-Nominierung einbrachte:
M. Night Shyamalans phänomenaler Kassenhit "The
Sixth Sense" (The Sixth Sense - Der Sechste Sinn).
In "A. I." spielt er einen bemerkenswerten
Jungen anderer Art - er besteht aus Silikon und Plastik.
"Ich habe mit Steven darüber gesprochen, wie weit ich
David als Roboter spielen sollte", sagt Osment. "Wir
entschlossen uns dazu, dass ich im Laufe der Entwicklung und
mit zunehmenden Erfahrungen immer menschlicher und weniger mechanisch
wirken soll. David lernt dazu, und die physisch auffälligen
Merkmale verschwinden mit der Zeit - aber auf einer subtilen
Ebene bleiben einige doch stets spürbar."
Auch Haleys Vater, Eugene Osment, ist Schauspieler, Haleys kleine
Schwester Emily ebenfalls. Der Vater war während der Dreharbeiten
immer am Set, die beiden studierten die Rolle gemeinsam und diskutierten,
was die jeweilige Szene technisch erfordern würde.
"Ich halte Haley für den außergewöhnlichsten
Kinderdarsteller seit sehr langer Zeit", sagt Kennedy. "Ja,
ich zögere sogar, von ihm als 'Kind' zu sprechen, denn Haley
ist durch und durch ein professioneller Vollblutschauspieler,
der in jeder Hinsicht mit den Erwachsenen mithalten kann. Ein
wirklich erstaunlicher Junge."
Jude Law hat mit seiner Rolle in "Der talentierte Mr.
Ripley" bereits eine Oscar-Nominierung verbucht. Er
übernimmt die schwierige Rolle des Gigolo Joe, seines Zeichens
"Love Mecha", ein "Mechanischer". Gigolo
Joes Maske besteht aus dickem Spezial-Make-up; Law nahm spezielle
Pantomime-Kurse und studierte das Verhalten von Pfauen, um sich
auf seine Rolle vorzubereiten. Aufs Stichwort tanzt Gigolo Joe,
er singt und verwandelt sich auch physisch. "Joe ist ein
Gigolo", sagt Law. "Er bedient etliche Kundinnen -
mit manchen unterhält er sich nur, andere massiert er. Bei
einigen geht er vermutlich weiter. Er ist durchaus in der Lage,
seine Verführungstechniken zu variieren."
Die australische Schauspielerin Frances O'Connor ("Mansfield
Park") und der Amerikaner Sam Robards ("American
Beauty") spielen Monica und Henry Swinton, während
der junge Nachwuchsdarsteller Jake Thomas (TV-Serie "Lizzie
McGuire") die Rolle ihres leiblichen Sohnes Martin
übernahm.
Den erfahrenen Darsteller Brendan Gleeson ("The General")
sehen wir als Roboter-Fahnder Lord Johnson-Johnson, Oscar-Preisträger
William Hurt stellt Professor Hobby dar. Und der altgediente
Moderator, Synchronsprecher und Schauspieler Jack Angel leiht
seine reife, beruhigende und lebenserfahrene Stimme dem Supertoy-Teddybär,
Davids Beschützer und Gefährten.
Ausstattung und Spezialeffekte
Nachdem die Besetzung fest stand, konzentrierten sich die Filmemacher
auf die innovativen Spezialeffekte und technischen Zauberkunststücke,
die bei der Erschaffung einer zukünftigen Welt unabdingbar
sind - in vielerlei Hinsicht betraten sie dabei filmisches Neuland.
Da die Dreharbeiten zeitlich so knapp bemessen waren, forderte
jeder Produktionstag besondere Anstrengungen bei dem Zusammenwirken
von technischen und künstlerischen Anforderungen: aufwändiges
Make-up, komplizierte mechanische Effekte und ein "virtuelles
Set" nach dem neuesten Stand der Computertechnologie.
Von den Schauspielern erwartete man Leistungen, die ihnen selten
abverlangt werden: Sie mussten synthetische Lebensformen verkörpern,
beziehungsweise mit ihnen umgehen.
Zwar waren die Vorbereitungszeit und die Dreharbeiten zeitlich
sehr beschränkt, aber eine große Hilfe stellte der
Umstand dar, dass Spielberg das Skript selbst geschrieben hatte
und entsprechend klare technische Anforderungen gab.
"Steven hat uns umfassend geholfen - er formuliert sehr
exakt, was er braucht", sagt Kennedy. "Vier, fünf
Stunden täglich arbeitete er mit den Ausstattern am Storyboard
- ging die Szene durch, demonstrierte seine Ideen anhand von
Modellen. Letztlich musste Steven jedes Detail des Films entwerfen,
gestalten, erfinden. Die Kunst des Produzierens besteht darin,
diese Vorstellungen allen Abteilungen verständlich zu machen."
Spielberg scharte zunächst die Schlüsselfiguren um
sich: Dennis Muren und Scott Farrar von ILM - sie kümmerten
sich um die visuellen Effekte - und Produktionsdesigner Rick
Carter. Stundenlang saßen sie über den ursprünglichen
Storyboards von Chris Baker, um daraus eine Struktur für
die aus dem Nichts zu zaubernde Zukunft abzuleiten.
"Steven zeigte mir über 1000 Kunstwerke, mit denen
Stanley sich seit Anbeginn des Projekts beschäftigt hatte",
erinnert sich Dennis Muren. "Steven und Stanley ähneln
sich in ihrer visuellen Vorstellungskraft sehr stark, und die
bereits entwickelten Vorgaben für die Zukunftswelt wollte
Steven auf jeden Fall umsetzen. Das war er Stanley schuldig,
denn der hatte ein so überzeugendes futuristisches Konzept
geliefert. So vermählen sich beider Ideen auf wunderbare
Weise."
Bald darauf entstanden bei ILM über 100 dreidimensionale
Modelle und 100 weitere Modelle im Computer - so hauchte man
den Welten in "A. I. - Artificial Intelligence"
Leben ein. Der Konzeptkünstler Baker reiste in die USA,
arbeitete mehrere Wochen lang in den ILM-Werkstätten bei
San Francisco und half so bei der Umsetzung seiner Entwürfe
mit.
In Los Angeles teilte Produktionsdesigner Rick Carter den Film
in drei Abschnitte auf, um den reibungslosen technischen Ablauf
zu gewährleisten. "Ich sehe den Film als eine Art Entwicklungsgeschichte",
erklärt Carter. "Anfangs erscheint er als ganz normales
Familiendrama, dann verwandelt er sich in eine Art Roadmovie
mit realen und digitalen Bildern, um sich dann in eine fast völlig
digitale Welt zu verlagern. Aber natürlich stellen alle
Teile Stufen auf Davids Erfahrungstrip dar."
Bei der Vorbereitung und Konstruktion der realen Sets, bei der
Erfindung einer völlig neuen Roboterwelt veranstaltete Spielberg
mit seinen Experten Brainstorming-Sitzungen: Stan Winston war
dabei - er ist zuständig für die Roboter und fantastischen
Figuren -, außerdem Dennis Muren und Scott Farrar mit ihrem
ILM-Team sowie Effekte-Guru Michael Lantieri.
Winston und Lantieri hatten schon bei dem innovativen Meilenstein
"Jurassic Park" zusammen gearbeitet und damals
das Reich der Dinosaurier erschaffen - eine geniale Fusion aus
real aufgenommenen und computertechnischen Effekten, wie es sie
nie zuvor gegeben hatte. Das Publikum war von dem so erreichten
Realismus überwältigt.
"Ich habe in meiner Karriere wohl noch nie so im Geheimen,
hinter derart hermetisch verschlossenen Türen arbeiten müssen
wie bei A. I.", sagt Winston, der schon die "Jurassic
Park"-Echsen während der Produktion als "top
secret" behandeln musste. "Wir haben die Roboterwelt
entworfen, aber anfangs kannte ich nur sehr wenige Einzelheiten
des Skripts. Das war allerdings auch nicht nötig, denn wenn
ich mit Steven Spielberg arbeite, reicht es mir völlig,
dass er mich braucht. Ich bin für ihn da."
"Was so toll ist an der Arbeit mit Steven: Ich habe das
Gefühl, dass meine Bemühungen immer komplett auf die
Leinwand übernommen werden", bestätigt Michael
Lantieri. "In A. I. gibt es keinen Effekt, in dem
nicht allerneueste technische Erkenntnisse ausprobiert und angewendet
werden. Man muss schon den Mut und das Selbstvertrauen eines
Steven Spielberg aufbringen, um solch ein Projekt zu realisieren."
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