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Good Vibrations - Sex vom andern Stern

Dreharbeiten


Szene Die Dreharbeiten begannen am 19. Mai 1999 auf dem Studiogelände in Culver City. Danach ging es zwei Wochen lang für Außenaufnahmen nach Phoenix und wieder zurück nach Los Angeles, wo acht weitere Wochen gefilmt wurde. Zu den Drehorten gehörten der Fantasy-Island-Strippclub in West L.A., der Culver City Elks Club, der Border Grill in Santa Monica und Häuser in Agua Dulce und Encino.

Hinter der Kamera versammelte Mike Nichols eine hochklassige Crew. Viele von ihnen hatten bereits mehrfach für den Regisseur gearbeitet.

Nach The Birdcage (Birdcage - Ein Paradies für schrille Vögel, 1996) und Primary Colors (Mit aller Macht - Primary Colors, 1998) arbeiteten Ausstatter Bo Welch und Setdekorateurin Cheryl Carasik zum dritten Mal in Folge für den Filmemacher. Auch Kameramann Michael Ballhaus, Kostümdesignerin Ann Roth und Spezialeffekte-Koordinator Alan Lorimer konnten auf Erfahrungen bei Nichols-Filmen verweisen. Als Cutter wählte er den Oscar-nominierten Richard Marks.

Michael Ballhaus, Deutschlands unumstritten bester Kameramann, merkt an: "Mike ist für alle Vorschläge offen. Weil wir uns schon so lange kennen, können wir sehr flexibel auf alles reagieren, was von Seiten der Schauspieler, unserer Zusammenarbeit, von ihm, von mir in die jeweilige Szene einfließt. Wir reagieren darauf, stellen alles auf den Kopf und machen es dann einfach. Eine wunderbar kreative Art, an einem Film zu arbeiten."

Während der Vorbereitungsphase erarbeitete Ausstatter Bo Welch gemeinsam mit Nichols die Designs für Harolds Planeten - und den Planeten Erde. "Als ich das Drehbuch las, war mir gleich klar, dass - in Designs gesprochen - die Erde voller Farbe und etwas durcheinander und lebendig wirken sollte, während der andere Planet unglaublich öde und steril sein sollte", berichtet Welch. "Mit Ausnahme der Fleischfarben durfte es nur drei Farben geben: Schwarz, Weiß und Grau. Die Logik dahinter ist einfach: Wer keinen Penis hat, der hat auch keinen Grund für Stil. Es gibt keinen Grund, irgendwie aufzufallen."

Er fährt fort: "Wenn man ,anderer Planet' liest, dann soll das bei uns nicht heissen, dass wir auf ernste Science Fiction machen, wo alles immer ein bißchen zu viel und zu designt ist und man gar nicht weiß, wo man zuerst hinsehen soll. Wir wollten den Eindruck vermitteln, dass dieser Ort so steril und fortgeschritten ist, dass man tatsächlich gar nichts sieht. Es ist eine regelrechte Übung in Minimalismus."

"Wenn man die schlimmsten Dinge der Erde nehmen und sie weit in die Zukunft dehnen würde, dann käme womöglich Harolds Planet heraus", schlägt Nichols vor. "Das ist der Gag - und die Warnung, die die Geschichte ausspricht. Als Harold sich verliebt und auf seinem Planeten sagt: ,Warum wollen wir diesen Planeten überhaupt kontrollieren - damit die Menschen dann so sind wie wir?', dann sagt er eigentlich, dass man aus der eigenen Vergangenheit, als es noch mehr Individualismus und mehr Unterschiede gab, lernen soll. Genau diese Unterschiede existieren auf seinem Planeten nicht mehr. Alle sind identisch. Es gibt nicht einmal Frauen und Penisse - also hat nichts mehr einen Sinn."

Die Sets für Harolds Planeten wurden in achtwöchiger Arbeit in den Culver Studios errichtet. Die riesige Versammlungshalle entstand in der Studiohalle 15. Für sie entwarf Welch vier steile Tribünen mit etwa 600 kleinen Parzellen aus Lexan, deren Sitze mit mehr als 360 Alien-Statisten besetzt wurden. Graydons Büro, eine große Uhr mit elliptischen Öffnungen, wurde über den Kulissen befestigt. Die Hologramm-Frauen und Harold erhielten ihren Platz auf einer Bühne am Ende der Tribünen.

Beim Entwurf der Transport-Station des Planeten ließ sich Bo Welch von Hinweisen im Drehbuch inspirieren. Er sagt: "Obwohl es keinerlei phallische Symbole auf diesem Planeten gibt, haben sie doch Eier, in denen sie reisen. Graydon sagt: ,Einfache Leute. Sie sind 1000 Jahre hinter uns zurück.' Und Harold antwortet: ,Sie haben noch nicht einmal begriffen, dass man in runden Objekten am effektivsten fliegt. Das wird einfach.' Also dachte ich mir, okay, dann lasse ich sie in runden Objekten reisen. Und so erdachte ich die Transport-Station als einen Ort, an dem man Transport-Sphären sieht."

Diese Transport-Station sowie die Purifikationshalle und einige Gänge wurden in der Studiohalle 16 errichtet. Die drei fünf Meter großen Transporter-Eier wurden aus vorgearbeiteten Schaumstoffstücken gefertigt, die in Stahlrahmen eingefasst und mit Blattsilber im Wert von 6000 Dollar bedeckt wurden. Das Blattsilber wurde mit Hand ausgelegt, eine Aufgabe, die drei Mitarbeiter drei volle Tage beschäftigte.

"Das Licht auf dem Planeten ist sehr speziell, weil er absolut schattenlos und von allen Seiten indirekt beleuchtet sein sollte," berichtet Michael Ballhaus. "Man weiß nie so genau, von wo das Licht eigentlich kommt. Weil es keine Farben auf diesem Planeten gibt, machten wir alles so hell und verwaschen und strahlend wie möglich."

Er fährt fort: "Auf Harolds Planeten bewegten wir die Kamera nur sehr wenig und wir setzten viele extreme Weitwinkelobjektive ein, Zehn-Millimeter-Linsen, die hauptsächlich in Werbeclips benutzt werden. In Spielfilmen will man eigentlich möglichst reale Welten kreieren. Wenn man einen Raum jedoch mit einer Zehn-Millimeter-Linse fotografiert, dann sieht alles doppelt so groß aus und jedes Gesicht sieht ein bisschen verzerrt aus. Ich glaube, wir haben einen sehr eigenen Look für Harolds Planeten hingekriegt, der sehr interessant ist."

Ann Roth stand beim Entwurf der Kleidungspalette auf Harolds Planeten vor einer ungewöhnlichen Aufgabe. Obwohl sie auch einige High-Tech-Klamotten entwarf, kam sie doch immer wieder zu ganz simplen grauen Anzügen zurück, die sie an Science-Fiction-B-Movies der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre erinnerten.

"Ganz ehrlich, das waren einfach nur ein paar billige 100-Dollar-Anzüge", erklärt Ann Roth. "Die Designs sind so unaufregend wie nur möglich. Obwohl es sehr verlockend war, etwas Interessanteres zu entwerfen, passten die High-Tech-Designs nicht so recht zu den einfachen Linien in Bo Welchs Ausstattungsarbeit. Die Aliens sollten sich ja auch nicht allzu deutlich von den Menschen abheben."

Die Erde sollte in krassem Gegensatz zu Harolds Planeten stehen. "Die Erde ist voller Leben und auf komische Weise fremd und anders", meint Welch. "Tatsächlich ist die Erde für Harold ja auch ein fremder Planet. Phoenix war als Handlungsort bereits im Drehbuch festgelegt. Eine perfekte Wahl, wie ich fand, denn traditioneller Weise landen Außerirdische in Filmen ja immer in Wüstengegenden auf der Erde."

Er fährt fort: "Die Erdenarchitektur ist angefüllt mit Space-Age-Designs. Die Ironie bei uns im Film ist, dass die Erde für das Weltall steht, während es auf Harolds Planeten nur um langweilige Effizienz geht. Als wir nach einer Bank suchten, in der Harold auf der Erde arbeiten würde, gab ich meiner Abteilung als Losung aus, dass sie wie eine fliegende Untertasse aussehen sollte, die gerade auf der Erde gelandet ist. Ich glaube, Graydon hätte die gleiche Bank gewählt wie wir. Sie erinnert an Raumfahrt und sieht in seinen Augen vermutlich ziemlich cool aus."

Um das Space-Age-Motiv auf der Erde zu unterstützen, arbeiteten Welch, der künstlerische Leiter Tom Duffield und Setkoordinator Carasik eine Fülle von Sphären, gestirnartigen Kugeln und Globen in ihre Sets ein. Entsprechend wurde die Strippbar, die Harold mit Perry besucht, "Orb" genannt. Die Bühne in diesem runden Raum war kreisförmig und wurde mit kreisförmig angeordneten Lichtern beleuchtet. Sowohl in seinem Büro, als auch bei sich zu Hause finden sich auf Harolds Schreibtisch Globen. "Ich würde sagen, wir haben zwischen 25 und 30 Globen in die Sets gepackt", lacht Carasik. "Wir haben versucht, alles unterzubringen, was auch nur entfernt an Raumschiffe erinnern könnte. Werfen Sie nur einen Blick auf die Lampen oder die Aluminium-Rollos."

"Weil die Männer auf der Erde Penisse haben, gaben wir uns Mühe, möglichst viele phallische Symbole in unseren Designs unterzubringen", erinnert sich Welch. "Deshalb sieht man an allen Ecken und Enden Kakteen. Das hat ehrlich gesagt aber auch damit zu tun, dass Phoenix mitten in der Wüste liegt."

Auch Kameramann Michael Ballhaus konnte es sich erlauben, bei den Erdszenen mit seinen Kompositionen zu spielen. "Auf der Erde ist alles farbenfroh und chaotisch. Es ist nur logisch, dass sich die Kamera viel bewegt. Wir haben viel mit handgehaltener Kamera und wilden Schwenks gemacht. Außerdem benutzten wir witzig gefärbte Lichter für die Beleuchtung, um einen starken Kontrast zwischen der Erde und Harolds Planeten zu erzielen."

Die Dreharbeiten zu Good Vibrations - Sex vom Andern Stern wurden am 30. Juli 1999 abgeschlossen. Das zweite Drehteam machte danach im September noch einige Aufnahmen im Bellagio Hotel in Las Vegas.




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