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Der Tote Taucher im Wald


Produktionsnotizen

Die Idee - Was bisher geschah

Marcus O. Rosenmüller erzählt - Werner Koenig kommentiert.

Szene [600] [1024] Wandersagen sind Geschichten, die jeder kennt, ohne aber deren Herkunft oder Wahrheitsgehalt benennen zu können. Die Geschichte vom toten Taucher, der mitten im Wald aufgefunden wird, ist eine dieser modernen Wandersagen, die ebenso in Kanada wie auch in Spanien erzählt wird. Eben überall da, wo es Waldbrände gibt.

Die ursprüngliche Idee war es, einen Kurzfilm zu drehen. Die Geschichte vom Taucher alleine ist ja noch keine Handlung. Dann habe ich in der Süddeutschen Zeitung unter Vermischtes eine Notiz über einen Vorfall in Belgien gelesen, bei dem sich vor einem Polizeirevier eine 1,5 Kilometer lange Menschenschlange gebildet hatte. Und jeder von ihnen hatte die gleiche Tasche in der Hand.

Dieses Motiv fand ich so klasse, dass ich es übernehmen wollte. Die beiden Geschichten die mit dem Taucher und die mit der Sporttasche, hatten zunächst einmal gar nichts miteinander zu tun. Mit diesen beiden Motiven im Kopf bin ich mit meiner Frau nach Jamaika geflogen. Wir fragten uns, wie wir diese jetzt zusammenkriegen.

Dann haben wir die Figur des Harry entwickelt, der da sozusagen die "Arschkarte" zieht und dummerweise dieses Auto klaut. Auf einmal hat sich alles miteinander verzahnt. So habe ich mit meiner Frau ein Treatment geschrieben, eine Story von 30 Seiten, ohne Dialoge.

Szene [600] [1024] Zunächst wollte ich das Drehbuch nicht selber schreiben, sondern einen Autoren engagieren, der aus der Story heraus ein Skript schreibt. Das erste Treatment lag Mitte 1997 vor. Mein Koautor Peter Dollinger hat ein halbes Jahr lang die Dialoge entwickelt. Die erste Fassung war Anfang 1998 fertig.

Im Frühjahr bin ich damit zu den Schauspielern gegangen, im Wissen, dass ich im nächsten Sommer drehen wollte. Es gab Schauspieler, die mit dem Buch nichts anfangen konnten und darin eine x-beliebige Krimi-Story sahen. Das lag daran, dass sich manche Aspekte des Films zwischen den Zeilen verstecken und erst im Film sichtbar und spürbar werden.

Man muß sich nur mal vorstellen, was passieren würde, wenn beispielsweise die Coen-Brüder eines ihrer Drehbücher an einen deutschen Privatsender schicken würden. Die würden das mit einer Standardabsage sofort zurückgeschickt bekommen.

Die Besetzung

Für die Figur des Kommissars hatte ich immer Dieter Pfaff im Kopf. Er wollte sich mit mir treffen und darüber reden. Anfangs hatte Dieter gewisse Bedenken, dass die Figur des Kommissar Hartwich zu brutal, zu ungerecht sei. Ich habe ihm gesagt: "Es kommt nicht darauf an, dass du es bist, es ist eine große tragische Figur. Die hat ihre Fallhöhe."

Ich habe ihm dann noch einmal Rod Steiger in "In der Hitze der Nacht" und Orson Welles in "Touch of Evil" gezeigt. Großartige Figuren, die in ihrer Kleinstadt und ihrem System gefangen sind. Es war toll mit Pfaff, er hat eine irre Energie. Er war ganz klar meine Wunschbesetzung.

Bei der Rolle des jungen Kommissars, die Jens Schäfer spielt, haben wir, gecastet. Ich suchte ein frisches, neues Gesicht. Ich versprach mir viel von einer Mischung aus "alten Hasen" und Newcomern. Dafür ist die Rolle des Tobias Kutschke wunderbar geeignet. Wir haben viele Probeaufnahmen gemacht, es war oft nah dran, aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir am Ziel sind.

Dann kam mein Producer Nils Dünker und erzählte, er hätte da einen Schauspieler kennengelernt, der in einem SAT 1-Fernsehspiel eine Rolle hat: Jens Schäfer. Ich war offen für jede Option, habe mich mit ihm verabredet und nach zehn Minuten gewusst: Das ist er! Ohne Probeaufnahmen. Er verkörpert genau den Typus, den ich haben wollte: Eine gewisse "positive" Arroganz gegenüber der provinziellen Umgebung des Films, gepaart mit einer Wärme, die ihn liebenswert macht. Außerdem hat er auf der Leinwand eine ungeheure Präsenz, er hat tolle Augen und eine gute Stimme.

Ursprünglich wollte ich für den Harry Minx auch einen Unbekannten, aber dann habe ich mich mit Ingo Naujoks getroffen, und es war so herzlich als wir über die Rolle gesprochen haben, dass ich einfach völlig sicher war, dass er der Richtige ist. Die Figur ist ein absoluter Sympathieträger, obwohl er ein Kleinkrimineller ist. Eigentlich ist er so eine Hitchcock-Figur, die in einem Unglück aufwacht und da nicht mehr herauskommt, ein bißchen wie Cary Grant in "Der unsichtbare Dritte".

34 Drehtage

Mir ging es nicht darum, den Film an einem klar definierten Ort spielen zu lassen. Wir wollten eine geile Landschaft, geile Motive. Dabei war immer klar: Es muß eine gewisse Provinzialität haben, aber die Provinz muß einen gefangennehmen, muß stimmig sein.

Wir sind wochenlang durch Deutschland gefahren und haben schließlich in der Nähe von Weisswasser, nahe der polnischen Grenze, den richtigen Platz gefunden. Zwei Drittel des Films sind so in Sachsen entstanden, ein Drittel in Mecklenburg-Vorpommern, wo wir alle Szenen gedreht haben, die in der Stadt und am Bahnhof spielen.

Extrem schwierig war die Drehgenehmigung für das Wasserflugzeug. Achtzig Prozent der Seen in Deutschland sind Naturschutzgebiete, da brauchst Du gar nicht erst anfragen. Unser Gewässer ist ein gefluteter Braunkohleabbau, der jetzt ein Badesee ist. Die Unterstützung der Behörden war großartig, die haben den ganzen See für den Badebetrieb gesperrt, und das mitten im Sommer. Was dem Taucher da passiert, das kann ja theoretisch auch einem Badegast passieren.

Der Titel

Der Tote Taucher im Wald, das klingt ein bisschen sperrig, aber ich glaube dass es funktioniert. Es hört sich ein wenig nach Edgar Wallace an, aber wenn man mit Leuten darüber spricht, dann haken alle noch mal nach: Was ist das, worum geht's denn da? Es weckt zumindest Neugier, und das ist der Grund, warum wir den ursprünglichen Arbeitstitel behalten haben. Außerdem biedert er sich nicht an, er gibt keine klare Richtung vor. Ich stehe dazu.




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